Der MSCI World ist sowas wie der Bauplan für viele empfehlenswerte Aktienfonds (ETFs). Der Index bringt die wichtigsten Aktien in 23 Industrieländern zusammen. Setzt Du auf den MSCI World, hast Du ein Wertpapierportfolio mit rund 1.500 Aktien.
Trotzdem wird seine Zusammensetzung immer wieder kritisiert: nicht diversifiziert genug, zu viele US-Unternehmen und zu riskant. Sogar tageschau.de berichtet von einer “Entwicklung, die durchaus Risiken mit sich bringt.” Deshalb schauen wir uns das heute mal genauer an:
Kritik 1: Der MSCI World ist zu US-lastig
Mit circa 71% machen die USA in der Tat den mit Abstand größten Anteil am Index aus. Zum Vergleich: Japan landet mit guten 6% auf Platz zwei. Hinzukommt, dass einige wenige amerikanische Tech-Firmen (u. a. Microsoft, Apple, Nvidia, Amazon) durch ihren hohen Börsenwert einen Großteil des Index ausmachen. Sollten genau diese Tech-Größen an der Börse abstürzen, würde das den gesamten Index betreffen.
Bedenke aber: Die meisten Konzerne sind internationale Konzerne. Etwa 29% des Umsatzes großer US-Unternehmen kommen von anderen Kontinenten, so Morgan Stanley Research. Im Tech-Sektor stammen sogar mehr als die Hälfte der Einnahmen nicht aus den USA oder Kanada.
Der Grund: Apple, Amazon, Microsoft, etc. machen ihre Geschäfte weltweit, also auch in Europa, Asien und Co. iPhones werden auch in China verkauft, indische Firmen nutzen ebenfalls Windows als Betriebssystem und in Computern, die in Europa stehen, stecken oft Chips von Nvidia. Sprich: Du investierst auch hier weltweit und setzt nicht nur auf die USA.
Außerdem: Der MSCI World ist, z. B. im Gegensatz zum S&P 500, nicht auf US-Unternehmen festgelegt. Sollten die größten Unternehmen der Welt in Zukunft aus einem anderen Land stammen, fliegen manche US-Firmen einfach raus, und die neuen kommen rein. Du bist mit dem MSCI World also nicht auf immer und ewig an den US-Markt gebunden – nur finden sich hier eben aktuell die größten börsennotierten Unternehmen der Welt.
Komplett ohne USA ist möglich, aber...
Möchtest Du den US-Anteil in Deinem Depot weniger stark gewichten oder komplett ausschließen, gibt es den MSCI World jetzt auch ganz ohne USA. Der Aktienindex “ex-USA” schließt US-Unternehmen explizit aus, sodass sein Kurs gar nicht an die wirtschaftliche Entwicklung der USA gekoppelt ist.
Bedenk aber: Ohne die USA bildest Du mit Deinem Fonds nicht mehr die Entwicklung der Weltwirtschaft ab. Aber genau diese Abbildung gibt dem Fonds und dem Index seine Stabilität. Obendrein verzichtest Du auf Rendite. So hat der MSCI World über zehn Jahre rund 9,6% Rendite pro Jahr eingefahren. Beim MSCI World ex USA waren es dagegen nur 4,9% pro Jahr. Weitere Gründe, die gegen diesen Aktienindex sprechen, liest Du hier.
Kritik 2: Der MSCI World ist nicht genug diversifiziert
Zur Erinnerung: Mit dem MSCI World investierst Du in die 1.500 größten börsengehandelten Unternehmen aus 23 Industrieländern. Die Diversifikation – also Verteilung des Risikos – ist im Vergleich zu einzelnen Aktien oder Branchen-ETFs also sehr hoch. Dadurch können starke Kursschwankungen abgefedert und die Wertentwicklung des Index konstant gehalten werden.
Möchtest Du auch Schwellenländer drin haben und damit gleichzeitig den US-Anteil senken, dann empfehlen wir den MSCI All Countries World Index (ACWI). Damit bekommst Du noch 24 Schwellenländer und ca. 1.400 Unternehmen dazu, z. B. aus China und Indien. Eine ähnliche Zusammensetzung hat auch der FTSE All-World mit rund 4.300 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern.
Der "kleinere" MSCI World ist in den letzten fünf Jahren mit 7,8% Rendite p. a. allerdings etwas besser gelaufen als der "größere" MSCI ACWI mit 7%. Dafür gab’s beim ACWI noch weniger Kursschwankungen. In anderen Zeiträumen war der MSCI ACWI wiederum besser. Alles in allem reicht ein ETF auf einen dieser beiden Indizes. Denn die Überschneidungen der beiden sind so groß. Und keiner kann sagen, ob Industrie oder Schwellenländer sich besser entwickeln.
Kritik 3: Der MSCI World ist zu riskant
Im Vergleich zum Tagesgeld-Konto ist er natürlich riskant. Mit einer komplett sicheren Anlageklasse wie Tagesgeld oder Festgeld hast Du aber auch keine Chance, langfristig die Inflation zu schlagen. Deshalb kommen sie für Vermögensaufbau und Altersvorsorge nur zu einem kleineren Teil in Frage.
Für Börsenverhältnisse ist der MSCI World relativ stabil. Er ist, wie auch alle anderen Aktienkurse, aber abhängig vom Weltgeschehen – und das kann mal rosiger aussehen, und mal weniger. Deswegen gilt für Deine Investition in Aktien-ETFs auch, dass der Anlagehorizont mindestens zehn, besser 15 Jahre oder noch mehr betragen soll. So musst Du Dich von kurzfristig schwächelnden Kursen nicht verunsichern lassen. Zwischen 2010 und 2022 haben ETFs auf den MSCI World durchschnittlich ca. 10% Rendite pro Jahr gemacht – trotz weltweiter Krisen wie Kriegen oder einer Pandemie.
Fazit: Wichtig ist vor allem Deine Vermögensaufteilung
Der MSCI World ist nach wie vor eine der aussichtsreichsten Möglichkeiten, um mit wenig Aufwand langfristig Vermögen aufzubauen. Durch diese Langfristigkeit wird es immer wieder Wochen und Monate geben, in denen man lieber nicht ins Depot schaut – und das solltest Du grundsätzlich nicht allzu häufig machen.
Alternativen (z. B. der Tech-Index Nasdaq 100), die kurzfristig bessere Renditen versprechen, bringen so gut wie immer ein größeres Risiko mit sich. Lass Dich von Kursschwankungen und negativen Medienberichten nicht demotivieren. Bist Du erst seit Kurzem an der Börse dabei, können sich Kursverluste schlimmer anfühlen als sie sind. Solange Du sie nicht realisierst (sprich: verkaufst), hast Du nichts verloren. Bist Du schon langjähriger ETF-Fan, weißt Du sowieso Bescheid: Kurzfristig ist die Börse eine Achterbahn. Langfristig aber unangefochten lukrativ.