Aus der Finanztip-Community erreicht uns diese Woche die Frage:
“Hallo zusammen, ich überlege derzeit eine PV-Anlage zu beschaffen und bin in diesem Zusammenhang auf das Konzept Strom-Cloud gestoßen. Könnt ihr mal überprüfen, ob und wann dieses Konzept ggf. Sinn macht?”
Was ist eine Strom-Cloud?
Auch, wenn es sich so anhört, ist das kein echter Stromspeicher, sondern eine Art virtuelles Konto für Deinen eingespeisten Solarstrom. Du speist Strom ins öffentliche Netz ein, erhältst dafür aber keine Einspeisevergütung. Du bekommst stattdessen Gutschriften, die Du später als Strom „abrufen” kannst.
„Virtueller Speicher”: Lass Dich nicht täuschen
Mit dem Begriff „Cloud“ suggerieren Anbieter, dass das Stromnetz als eine Art virtueller Speicher dient, über den Du Solarstrom „lagern” könntest, etwa für den Winter. Im Gegensatz zu einer echten Daten-Cloud, bei der physische Speicher vorhanden sind, wird Strom im Netz aber nicht gespeichert, sondern sofort verbraucht oder vermarktet.
Dein Solarstrom landet also nicht in einer Cloud, sondern wird verkauft. Im Winter erhältst Du dann einfach Strom aus dem Netz – zu vertraglich vereinbarten Konditionen.
So läuft das Cloud-Modell in der Praxis ab
Im Grunde übernehmen die Anbieter Deinen Stromvertrag. Sie rechnen so, als würdest Du Deinen eigenen Strom zurückbekommen.
In Wahrheit kaufst Du Strom wie bei jedem anderen Anbieter – nur unter einem anderen Namen. Für diese „Mitgliedschaft“ zahlst Du oft monatlich 20 bis 60 € Grundgebühr. Das kann Deine Einsparung schnell auffressen.
Einspeisevergütung ist meist die bessere Wahl
Die Cloud-Modelle klingen vielleicht innovativ, sind aber kompliziert und häufig schwer zu durchschauen. Einfacher – und oft auch profitabler – ist die Kombination aus:
- Einspeisevergütung für den überschüssigen Solarstrom, den Du ins Netz einspeist, und
- einem günstigen Stromtarif für den Strom, den Du zusätzlich brauchst
Bei der Einspeisevergütung verkaufst Du Deinen überschüssigen Strom an den Netzbetreiber und erhältst dafür einen festen Preis pro Kilowattstunde – 20 Jahre lang garantiert. Du zahlst keine monatlichen Gebühren und bleibst flexibel.
Unterm Strich bekommst Du in beiden Modellen denselben Strom aus dem Netz – nur dass die Cloud-Variante oft mehr kostet.
Das solltest Du beachten
Wir empfehlen: Nimm die Einspeisevergütung mit und wähl einen normalen, günstigen Stromtarif für Deinen Restverbrauch – etwa für Wintermonate, in denen Deine PV-Anlage nicht genug Strom produziert. Die Cloud-Modelle lohnen sich in der Regel nicht wirklich für Dich – sie sind meist nur clevere Rechenmodelle, an denen der Anbieter noch etwas mitverdient.
So vergleichst Du die Cloud-Tarife mit der Alternativlösung Einspeisevergütung plus gewöhnlicher Stromtarif:
- Berechne Deine jährliche Einspeisevergütung: Wie viel bekommst Du im Jahr für eingespeisten Strom?
- Ermittle Deine Stromkosten: Was zahlst im Jahr Du für den Reststrom in einem günstigen Tarif?
- Verrechne beides: Addiere die Einnahmen aus der Einspeisevergütung und Deine Ausgaben für den Stromtarif. Oft bleiben nur geringe Stromkosten übrig oder Du machst sogar ein kleines Plus.
- Vergleich das Ergebnis mit den Kosten eines Cloud-Tarifs: Bekommst Du dort weniger oder gar keine Einspeisevergütung? Wie viel zahlst Du aufs Jahr gesehen für die Cloud-Lösung? Wie teuer ist also der Strombezug inklusive der monatlichen Zusatzgebühren?
In vielen Fällen zeigt sich: Der klassische Weg mit Einspeisevergütung und Normalstromtarif ist günstiger.
Tipp: Angebote vergleichen
Wenn Du Dich für eine PV-Anlage interessierst, hol Dir auf jeden Fall mehrere Angebote ein. Wir empfehlen Dir, mit dem Vergleichsportal www.selfmade-energy.com zu starten. Ergänzend kannst Du dann www.photovoltaik-angebotsvergleich.de und www.solaranlagen-portal.com nutzen.
Was Du sonst noch beachten musst, wenn Du Dir eine PV-Anlage zulegen möchtest, erfährst Du in unserem Ratgeber zur PV-Anlage.