Seit einigen Wochen werden viele Zins-Angebote für Tagesgeld und Festgeld wieder schlechter: Die Banken rechnen damit, dass die EZB die Leitzinsen Mitte 2024 senkt. Es gibt aber Ausnahmen – auch große: Die Oldenburgische Landesbank (OLB) wirbt aktuell mit fast schon unglaublichen 5% p. a. aufs Tagesgeld.
Schon letztes Jahr haben wir vor ähnlich hohen Top-Zinsen gewarnt. Da ging’s aber um Angebote aus Ländern, denen die großen Ratingagenturen Moody’s, S&P und Fitch keine Bestnoten in Sachen Bonität geben (z. B. Malta oder Bulgarien). Wir denken: Dort ist Dein Geld trotz gesetzlicher Einlagensicherung nach EU-Vorgaben nicht unbedingt ausreichend sicher, wenn der dortige Notfallfonds unter Druck geraten sollte.
Dein Tagesgeldkonto sollte kostenlos sein
Beim Neukundenangebot der OLB sieht das anders aus. Die Bank sitzt in einem vertrauten Land mit Rating-Bestnoten: Deutschland. Trotzdem gehört das Angebot nicht zu unseren Tagesgeld-Empfehlungen.
Das liegt an einer weiteren Regel der strengen Finanztip-Kriterien für Tagesgeldkonten: Das OLB-Tagesgeld ist nicht uneingeschränkt kostenlos. Damit Du die 5% bekommst, musst Du ein Girokonto eröffnen – mindestens in der M-Ausführung, die 6,50€ im Monat kostet. Deshalb ist das Angebot keine Finanztip-Empfehlung.
Die Haken bei anderen Top-Zinsen
Dasselbe gilt für zwei andere hohe Zinsangebote, aber aus anderen Gründen: Die Neobank Bunq aus den Niederlanden bietet bis 100.000€ neuerdings starke 4,5% p. a. für vier Monate. Du kommst aber nicht jederzeit an Dein Geld, sondern nur 2x im Monat. Für Deinen Notgroschen ist das keine Option, höchstens für Deinen Sicherheitsbaustein.
Und dann gibt’s schon länger 4% p. a. aufs Verrechnungskonto bei Trade Republic – ohne Zeitlimit. Der Neobroker legt Dein Geld aber bei einer von vier Partnerbanken an, worauf Du keinen Einfluss hast. So ist’s möglich, dass Dein Verrechnungskonto bei der Citibank in Irland liegt – und das bricht wieder unsere Regel zur Bonität. Denn dafür müssen mind. zwei der drei Ratingagenturen das Land mit AA bzw. AA2 oder besser bewerten. Mehr Infos dazu liest Du hier.
Nach drei Monaten nur noch 1% Zinsen
Aber zurück zu den vermeintlich ultimativen 5% bei der OLB und zwei weiteren kleinen Haken: Der Zinssatz gilt nur für Einlagen bis 50.000€ und nur für drei Monate. Auf alles darüber oder danach bietet die OLB nur noch ihren Standardzins von aktuell 1% p. a. Und: Jedes zusätzliche Girokonto kann Deinen Schufa-Score verschlechtern. Anders als Tagesgeld kannst Du es nämlich im Minus führen.
Insgesamt kann sich das Angebot für Dich trotzdem lohnen. Achte aber auf zwei Dinge:
- Denk dran, Tagesgeld samt Girokonto wieder rechtzeitig zu kündigen. Sonst zahlst Du weiter Gebühren, bekommst aber nur noch 1% Zinsen. Bessere Angebote findest Du in unserem Tagesgeldrechner, kostenlose Girokonten in unserem Girokonto-Ratgeber.
- Investier genug Geld, damit Dein Zinsvorteil gegenüber anderen Angeboten die Gebühren übersteigt.
Beispiel:
Legst Du 40.000€ auf das OLB-Tagesgeld, bekommst Du in den drei Monaten 500€ Zinsen. Minus 19,50€ Girokontogebühr (3 x 6,50€) bleiben Dir 480,50€. Bei unseren aktuellen Top-Empfehlungen Advanzia und Stellantis Direktbank bekommst Du für drei Monate 3,9% p. a. und sammelst damit 391€ Zinsen. In diesem Fall bringt Dir das OLB-Angebot rund 90€ mehr.
Hast Du aber nur 6.000€, sieht die Sache anders aus: Dann bleiben Dir bei der OLB nach Abzug der Gebühren 55,50€. Bei unseren Empfehlungen bekommst Du gebührenfrei 58,50€.
Deine Alternativen für weniger Wechselstress
Überleg Dir also, wann sich solche Angebote für Dich lohnen. Nicht nur finanziell, auch zeitlich: Willst Du für ein paar Euro mehr wirklich nach drei Monaten schon wieder wechseln? Auf jeden Fall gibt’s aktuell noch immer ordentliche Neukundenangebote mit längerer Laufzeit, zum Beispiel 3,75% p. a. für sechs Monate bei der Comdirect und Credit Europe Bank.
Ganz ohne zeitliche Begrenzung gibt’s 3,3% p. a. bei der LeasePlan Bank und, jeweils über WeltSparen, 3,29% p. a. bei der Collector Bank, Nordax Bank und Resurs Bank sowie 3,28% bei der Morrow Bank. Mit deutscher Einlagensicherung und 3,1% p. a. hat Ford Money derzeit ein gutes Angebot. Die Banken können den Zins aber jederzeit anpassen.
Gar kein Stress mit Geldmarkt-ETFs
Noch bequemer sind deshalb Geldmarkt-ETFs, die aus Bundesanleihen bestehen oder einem Standardzins folgen, den Banken untereinander nutzen. Damit sparst Du Dir Wechselstress komplett und hast automatisch immer einen hohen Zins.
Nutz unsere Empfehlungen für Geldmarkt-ETFs aber nur für Deinen Sicherheitsbaustein, nicht für Deinen Notgroschen. Denn an Dein Geld kommst Du da nicht ganz so schnell wie mit einem Tagesgeldkonto, und je nach Broker zahlst Du unterschiedliche ETF-Verkaufsgebühren.