Un­ter­ver­si­che­rungs­ver­zicht: So bekommst Du einen Hausratschaden voll ersetzt

Henriette Neubert
Finanztip-Expertin für Ver­si­che­rungen

Das Wichtigste in Kürze

  • Ist die Ver­si­che­rungs­sum­me niedriger als Dein gesamter Hausrat wert ist, bist Du unterversichert. Im Schadensfall ersetzt die Hausratversicherung Schäden nur anteilig.

  • Bei Verträgen mit Un­ter­ver­si­che­rungs­ver­zicht ersetzt Dir die Ver­si­che­rung Schäden in jedem Fall vollständig. Eine mögliche Unterversicherung wird nicht automatisch geprüft.

  • Auch bei der Wohn­ge­bäu­de­ver­si­che­rung kann es zur Unterversicherung kommen, die Du unbedingt vermeiden solltest.

So gehst Du vor

  • Prüfe vor Abschluss einer Ver­si­che­rung, wie die Ver­si­che­rungs­sum­me zustande kommt und wie die Unterversicherung geregelt ist.

  • Überprüfe bei teuren Anschaffungen, ob die Ver­si­che­rungs­sum­me noch dem tatsächlichen Wert Deines Hausrats entspricht.

  • Nutze für Deine Schätzung der Ver­si­che­rungs­sum­me unsere Wertermittlungstabelle oder vereinbare eine Summe mit dem Quadratmetermodell, die einen Un­ter­ver­si­che­rungs­ver­zicht beinhaltet.

  • Nutze ein Vergleichsportal, um den für Dich passenden Tarif zu finden. Wir von Finanztip empfehlen Dir dafür Verivox und Mr-Money. Wenn Du keine Vorschäden hast und keine Fahrräder extra absichern möchtest, kannst Du außerdem Check24 nutzen.

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Die Ver­si­che­rungs­sum­me einer Hausratversicherung sollte dem Wert Deines Besitzes entsprechen. Ist sie zu niedrig gewählt, etwa weil Du Beiträge sparen willst, bist Du unterversichert und bekommst einen Schaden möglicherweise nicht voll ersetzt. Ein Vertrag mit Un­ter­ver­si­che­rungs­ver­zicht kann das verhindern.

Was passiert bei einer Unterversicherung?

Eine Unterversicherung besteht, wenn der Wert – meist der Neuwert  der versicherten Haushaltsgegenstände höher ist als die Ver­si­che­rungs­sum­me. In diesem Fall muss die Ver­si­che­rung einen Schaden nur anteilig erstatten, auch wenn der Schaden insgesamt niedriger ist als die Ver­si­che­rungs­sum­me. Die Berechnung erfolgt nach dem Verhältnis der Ver­si­che­rungs­sum­me zum tatsächlichen Wert des Hausrats (§ 75 VVG).

Ein Beispiel: Im Vertrag ist eine Ver­si­che­rungs­sum­me von 50.000 Euro vereinbart. Tatsächlich ist der Hausrat aber rund 100.000 Euro wert. Nun läuft die Waschmaschine aus, überschwemmt Teile der Wohnung, und es entsteht ein Schaden in Höhe von 20.000 Euro. Weil die Ver­si­che­rungs­sum­me nur die Hälfte des wahren Wertes beträgt, wird der Schaden auch nur zur Hälfte ersetzt. Obwohl der Schaden kleiner war als die Ver­si­che­rungs­sum­me, erhält der Versicherte nur 10.000 Euro, weil er unterversichert war.

Die Ver­si­che­rung kennt den tatsächlichen Wert Deines Hausrates nicht, schließlich kann sie nicht automatisch Buch über Deine Einkäufe oder den Wert Deines Hausrats an sich führen. Daher schätzt sie ihn anhand der Größe Deiner Wohnung und bezieht sich dabei auf Durchschnittswerte. Du hast aber die Möglichkeit, ihr nachzuweisen, wie hoch der Wert Deines Hausrates tatsächlich ist.

Wie vermeidest Du eine Unterversicherung?

Vermeiden kannst Du eine Unterversicherung, indem Du die Ver­si­che­rungs­sum­me für Deinen Hausrat so hoch ansetzt, dass sie dem tatsächlichen Neuwert aller Gegenstände entspricht. Dafür solltest Du eine schriftliche Aufstellung machen, zum Beispiel mithilfe unserer Wertermittlungstabelle (Excel-Dokument). Leg diese auch Deinem Hausratversicherer vor. Prüfe die Ver­si­che­rungs­sum­me bei großen Veränderungen, wie einem Umzug oder einer Erbschaft. Besonders teure Gegenstände solltest Du zusätzlich fotografieren, um im Schadensfall einen Nachweis zu haben. Bei teuren Neuanschaffungen solltest Du auch den Kaufbeleg aufheben.

Eine weitere Möglichkeit, Unterversicherung zu vermeiden, ist, die Ver­si­che­rungs­sum­me mit dem Quadratmetermodell zu bestimmen. Dabei wird jeder Quadratmeter der Wohnung pauschal, meist mit 650 Euro, versichert. Eine Wohnung mit 80 Quadratmetern kommt somit auf die Ver­si­che­rungs­sum­me von 52.000 Euro. Die Regel passt auf die meisten durchschnittlichen Haushalte. Auch die Versicherer bevorzugen diese Pauschale, weil sie den Verwaltungsaufwand deutlich reduziert.

Eine Wertermittlung lohnt sich vor allem, um eine zu hohe Ver­si­che­rungs­sum­me zu verhindern. Also wenn Du weniger Hausrat besitzt als der Durchschnittswert, den die Ver­si­che­rung beim Quadratmetermodell veranschlagt. So kannst Du Deine Beiträge senken und nachweisen, dass Du nicht unterversichert bist.

Was ist ein Un­ter­ver­si­che­rungs­ver­zicht?

Ein Un­ter­ver­si­che­rungs­ver­zicht ist eine vertragliche Vereinbarung mit Deinem Versicherer. Wenn diese Klausel in den Ver­si­che­rungs­be­din­gungen enthalten ist, prüft der Versicherer im Schadensfall nicht nach, ob eventuell eine Unterversicherung vorlag und übernimmt den Schaden in voller Höhe bis zur vereinbarten Summe plus einen Vorsorgebetrag. Dieser Beitrag fungiert als Puffer für eventuelle neue Anschaffungen oder Teuerungen bei der Wiederbeschaffung. Diese Vorsorgeversicherungssumme kann jeder Anbieter selbst festlegen, in der Regel liegt sie aber bei 10 Prozent.

Statt einer aufwendigen Auflistung des Hausrats, erhältst Du einen Vertrag mit einer Ver­si­che­rungs­sum­me, die auf einem pauschalen Wert beruht. Üblich ist das Quadratmetermodell.

Hat Deine Hausratversicherung diese Klausel, ersetzt der Versicherer Schäden in voller Höhe, sofern folgende drei Bedingungen erfüllt sind:

  • Die Wohnfläche ist korrekt angegeben.
  • Die vereinbarte Ver­si­che­rungs­sum­me ist höher als oder gleich dem Wert des Hausrats.
  • Bei einigen Anbietern darf es außerdem keine weiteren Hausratverträge für denselben Ver­si­che­rungsort ohne Un­ter­ver­si­che­rungs­ver­zicht geben. Dies kann vor allem bei Paaren passieren, die zusammengezogen sind.

Wenn Du einen deutlich höherwertigen Haushalt besitzt, solltest Du die Ver­si­che­rungs­sum­me trotz Un­ter­ver­si­che­rungs­ver­zicht entsprechend erhöhen. Denn bei einem Totalschaden ersetzt die Hausratversicherung höchstens die maximale Ver­si­che­rungs­sum­me. Beachte zudem die Regelung für Wertsachen. Sie sind oft mit 20 Prozent der Ver­si­che­rungs­sum­me abgesichert. Diese Summe kann zu gering sein, wenn Deine Ver­si­che­rungs­sum­me zu niedrig ist oder Du viele Wertsachen, zum Beispiel Schmuck, Münzen oder Bargeld besitzt.

Auch bei der Wohn­ge­bäu­de­ver­si­che­rung solltest Du eine Unterversicherung vermeiden. Dies ist hier besonders wichtig, da die Baupreise derzeit jährlich stark steigen. Du versicherst bei der Wohn­ge­bäu­de­ver­si­che­rung darum auch keine feste Ver­si­che­rungs­sum­me, sondern einen gleitenden Neuwert. Wie das funktioniert, erfährst Du in unserem Ratgeber zur Ver­si­che­rungs­sum­me bei Wohn­ge­bäu­de­ver­si­che­rungen.

Mehr dazu im Ratgeber Hausratversicherung

  • Diese Ver­si­che­rung solltest Du haben, wenn Du Dein Hab und Gut nach einem Wohnungsbrand oder Einbruch nicht auf eigene Kosten ersetzen kannst oder willst.

  • Um den passenden Tarif zu finden, empfehlen wir Verivox oder Mr-Money. Wenn Du keine Vorschäden hast oder Fahrräder mitversichern willst, kannst Du auch auf Check24 suchen.

Zum Ratgeber

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