Garantieverlängerung Zusatzgarantie bei Elektrogeräten: Brauche ich das?
Finanztip-Expertin für Versicherungen
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Ob Smartphone, Fernseher, Kühlschrank, Kamera oder andere Elektrogeräte – für solche Produkte gilt eine gesetzliche Gewährleistungsfrist von zwei Jahren. Geht das Gerät während dieser Zeit wegen eines Herstellerfehlers kaputt, muss der Händler Dir das Gerät ersetzen. Alle Fehler oder Schäden, die Dir später auffallen, musst Du auf eigene Kosten ersetzen.
Diese Sorge nutzen viele Händler und verkaufen dem Kunden Garantieverlängerungen. Oft sprechen Verkäufer Kunden im Laden gezielt auf einen zusätzlichen Schutz an. Aber auch beim Online-Shopping tauchen Angebote für Garantieverlängerungen auf. Aber lohnen sich solche Zusatzversicherungen überhaupt? Wir haben sie für Dich genau unter die Lupe genommen.
Mit einer einfachen Garantieverlängerung lässt sich die Frist der Gewährleistung auf bis zu fünf Jahre verlängern. Ist das Gerät nicht mehr zu reparieren, bekommst Du entweder ein Ersatzgerät oder den Zeitwert des Gerätes ersetzt. Zeitwert bedeutet, dass Du den Geldbetrag bekommst, den das Gerät zu dem Zeitpunkt des Totalschadens noch wert war. Das kann je nach Objekt und Alter sehr wenig sein. Besser ist es meist, wenn Dich der Händler mit einem Ersatzgerät entschädigt.
Neben einer Garantieverlängerung wird Dir beim Kauf von Elektrogeräten auch oft eine sogenannte erweiterte Garantieverlängerung angeboten. Dieser Begriff ist nicht geschützt. Aber im Grunde geht es bei solchen Angeboten darum, dass Du Dein Gerät nicht nur gegen Produktmängel, sondern auch gegen Unfälle wie Sturz oder Stoß, Wasser- und Feuchtigkeitsschäden schützt. Dies geht aus unserem Vergleich solcher Angebote hervor. Damit die Versicherung die Reparatur übernimmt, muss allerdings die Funktion des Geräts beeinträchtigt sein. Wer auf eine Entschädigung für Kratzer, Dellen und Beulen hofft, beispielsweise auf dem Smartphone-Display, wird enttäuscht. In einigen Fällen zahlt die Versicherung auch bei Diebstahl, Raub und Einbruch.
Doch viele dieser Angebote haben einen oder mehrere Haken. Bei einigen Anbietern musst Du einen gewissen Betrag im Schadensfall selbst tragen. Das ist der sogenannte Selbstbehalt. Auch der Diebstahlschutz unterliegt strengen Auflagen. So zahlen einige Anbieter nicht, wenn Du das Gerät „fahrlässig“ aufbewahrst. Der Begriff ist weit gefasst: Hierzu zählt zum Beispiel auch, wenn Du es in Deinem Koffer oder Rucksack transportierst und Dir jemand das Gerät aus dem auf dem Rücken getragenen Rucksack stiehlt.
Wird Dir ein Gerät bei einem Einbruch gestohlen, springt dafür ohnehin die Hausratversicherung ein.
Diese Versicherung solltest Du haben, wenn Du Dein Hab und Gut nach einem Wohnungsbrand oder Einbruch nicht auf eigene Kosten ersetzen kannst oder willst.
Um den passenden Tarif zu finden, empfehlen wir Verivox oder Mr-Money. Wenn Du keine Vorschäden hast oder Fahrräder mitversichern willst, kannst Du auch auf Check24 suchen.
Die großen Elektronikhändler Media Markt und Saturn gehören beide zur Media-Saturn-Holding GmbH. Ihre Garantieverlängerungen sind deswegen auch identisch. Sowohl Media Markt als auch Saturn bieten jeweils die Plusgarantie und den Plusschutz an.
Die Garantieerweiterung Plusgarantie ist für Haushalts- und Elektrogeräte aller Art, außer für Smartphones, abschließbar. Die Händler reparieren laut eigenen Angaben auf den Webseiten kostenlos Schäden, die durch Material- oder Produktionsfehler entstanden sind, sowie durch Verschleiß oder Abnutzung von Original-Akkus. Eine Selbstbeteiligung fällt nicht an. Liegt ein Totalschaden vor, erhältst Du ein generalüberholtes, gebrauchtes Gerät (Refurbished) oder ein Neugerät gleicher Güte.
Die Plusgarantie kannst Du für mindestens zwölf Monate bis maximal fünf Jahre abschließen, je nach Gerät. Der Preis für die Garantieverlängerung hängt vom Neupreis des Gerätes ab. Für ein 200 Euro teures Tablet gibt es eine dreijährige Plusgarantie für einmalig 25 Euro. Bei einer 4.200 Euro teuren Kamera liegt der Beitrag bei 240 Euro. Nicht versichert sind darüber Schäden durch Unfälle, Feuchtigkeit, Einbruch oder Raub/Diebstahl.
Der Plusschutz erweitert die Absicherung um Schäden durch Sturz und Unfall, Feuchtigkeit und Diebstahl. Diesen Schutz gibt es zusätzlich zur gesetzlichen Gewährleistung (§ 437 BGB) zwischen drei Monaten und drei Jahren, und unterschiedlich umfangreich. Den Plusschutz für Smartphones gibt es als Basis, Komfort oder Premium. Den Basisschutz bekommst Du für zwölf Monate, in denen Dir maximal zweimal das gebrochene Display repariert wird. Beim Komfortschutz erhältst Du außerdem Leistungen bei Schäden durch Feuchtigkeit, Sand oder Bruchschäden. Die Versicherung kannst Du für mindestens drei Monate abschließen. Nur beim Premiumtarif ist Diebstahl mitversichert, die Mindestlaufzeit beträgt zwölf Monate. Für andere Mediengeräte gibt es den Plusschutz für ein bis drei Jahre, eine Diebstahlversicherung kannst Du kostenpflichtig hinzubuchen.
Als Leistung für ein beschädigtes Gerät erhältst Du die Reparatur. Ist keine Reparatur möglich oder zu teuer, erhältst Du ein gleichwertiges Gerät – keine Neuware, sondern refurbished.
Die Kosten für den zusätzlichen Schutz richten sich nach dem Kaufpreis und dem Tarif: Für ein 100 Euro teures Smartphone kosten zwölf Monate Plusschutz Basis einmalig rund 30 Euro, also ein Drittel des Kaufpreises. Für ein 500 Euro teures Handy kostet dieser Schutz 110 Euro – jeweils ohne Diebstahlabsicherung. Der Beitrag für einen Drei-Jahres-Schutz ohne Diebstahl für eine Kamera im Wert von 4.500 Euro liegt bei einmalig 250 Euro.
Ein zusätzliches Problem zu den teuren Versicherungsangeboten: Nicht alle möglichen Tarife werden direkt beim Online-Kauf des Gerätes angezeigt, sondern teilweise nur die teuren Monatstarife. Darüber hinaus kannst Du auch nicht die einzelnen Leistungen erkennen, zum Beispiel, ob Diebstahl mit abgesichert ist oder wann ein Selbstbehalt fällig wird.
Die gesetzliche Gewährleistung lässt sich beim größten Internetanbieter Amazon mit dem Assurant Protection Geräteschutz verlängern. Laut den vom Unternehmen angegebenen Versicherungsbedingungen gilt sie ab Kauf für zwei oder drei Jahre und verlängert die Gewährleistung zusammen mit der des Herstellers insgesamt auf vier oder fünf Jahre, erweitert sie aber auch. Versichert ist die Reparatur wegen technischer Defekte, außer Defekte durch eine Software sowie Unfallschäden. Eine Selbstbeteiligung fällt nicht an. Nicht versichert sind Diebstahl oder Verschleiß.
Für eine Garantieverlängerung um zwei Jahre zahlst Du für eine Kamera im Wert von 2.500 Euro bei Amazon einmalig 63 Euro, drei Jahre kosten 90 Euro. Für einen Geschirrspüler im Wert von 546 Euro musst Du einmalig 47 Euro für den Zweijahresvertrag, 62 Euro für drei Jahre zahlen.
Achtung: Geht Dein Elektrogerät kaputt, wird es repariert. Ist eine Reparatur zu teuer, bekommst Du ein vergleichbares Neugerät, zum maximalen Neukaufpreis des Alten. Ist Dein Gerät zum Schadenszeitpunkt 150 Euro oder weniger wert, erhältst Du einen Amazon-Gutschein, da eine Reparatur dann nicht mehr wirtschaftlich ist.
Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Versicherungen auf dem Markt, die extra Tarife für Smartphones, Tablets, Haushaltsgeräte und auch Fahrräder im Programm haben. Die Wertgarantie AG zum Beispiel bietet Schutz für Elektrogeräte aller Art an und arbeitet zum Teil exklusiv mit Herstellern zusammen. Meist gehen diese Angebote über eine einfache Garantieverlängerung hinaus. Es werden immer auch Schäden durch Sturz und Aufprall versichert, manchmal – meist gegen Aufpreis – ist das Gerät auch gegen Diebstahl abgesichert.
Bei der Wertgarantie AG bekommt man den Komplettschutz für ein Notebook laut Internetseite ab 3 Euro pro Monat, als Premiumpaket inklusive Cyberschutz und Diebstahl ab 5,50 Euro pro Monat. Mit der Angabe des Kaufpreises Deines Gerätes und dem Kaufzeitpunkt zahlst Du für das Komplettpaket monatlich 5 Euro, wenn Dein Notebook 1.000 Euro gekostet hat und Du es neu gekauft hast. Das Premiumpaket kostet Dich 7,50 Euro monatlich, was 90 Euro im Jahr entspricht und damit fast 10 Prozent der Kaufsumme.
Gemessen am Risiko eines Schadens, den Leistungen, die Du im Schadensfall erhältst und dem Preis, den Du für ein Gerät bezahlt hast, sind diese Versicherungen in einem Großteil der Fälle viel zu teuer.
Außerdem gibt es bei verschiedenen Elektrogeräten Garantieerweiterungen direkt vom Hersteller. Häufig findest Du das bei Autos – von den Herstellern wird es als Verkaufsargument genutzt und kostet nicht unbedingt mehr. Bei Computerherstellern kostet Dich solch ein Angebot oft extra, ähnlich zu den Angeboten der Händler. Andere Hersteller, vor allem von Küchen- und Haushaltsgeräten, bieten Garantieverlängerungen und -erweiterungen auf ihren Internetseiten beim Kauf eines Neugerätes an. Versichert bist Du dann aber oft bei einem Spezialversicherer.
Wir raten von einer Garantieverlängerung ab. Die Kosten für den Neukauf eines Elektrogeräts sind meist zu verschmerzen und stellen kein unüberschaubares finanzielles Risiko dar. Im Verhältnis zum Kaufpreis sind die Versicherungen oft sehr teuer und rechtfertigen den zusätzlichen Schutz nicht. In unserem Ratgeber zur Handyversicherung haben wir die Kosten und Leistungen, die Du im Schadensfall für Dein Smartphone erhältst, genau berechnet.
Überleg Dir also gut, ob Du den Zusatzschutz wirklich brauchst. Lass Dir nichts aufschwatzen, was Du nicht willst. Und falls Du eine Garantieverlängerung abschließt: Nimm Dir die Bedingungen mit nach Hause. Solltest Du es Dir anders überlegen, kannst Du den Vertrag noch 14 Tage lang widerrufen.
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