Postident Verfahren So funktioniert das Postident-Verfahren

Josefine Lietzau
Finanztip-Expertin für Bank und Kredit

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn Du bei einer Bank ein Konto oder ein anderes Finanzprodukt beantragst, musst Du nachweisen, dass Du tatsächlich Du bist. Das klappt über Postident, Videoident und E-Ident.

  • Für das Postident-Verfahren gehst Du in eine Filiale der Deutschen Post, Videoident und E-Ident klappen auch vom heimischen Wohnzimmer aus.

So gehst Du vor

  • Überprüfe zunächst, ob Dein Ausweis noch gültig ist.
  • Die Banken geben auf ihren Websites an, ob sie neben Postident auch Videoident und E-Ident anbieten. Hast Du keine Lust auf Warteschlangen und Öffnungszeiten und ist Dein Endgerät dafür geeignet, kannst Du diese Verfahren nutzen.

Ob Girokonten, Tagesgeld oder Festgeld: Immer wieder musst Du Deine Identität nachweisen. Die Banken bieten Dir dafür verschiedene Möglichkeiten an: Postident, Videoident und teilweise auch E-Ident.

Wie funktioniert Postident?

Damit Fremde nicht einfach in Deinem Namen Konten eröffnen und Kredite aufnehmen können, musst Du Deine Identität nachweisen. Bei Filialbanken klappt das direkt vor Ort. Doch sie bieten auch andere Möglichkeiten an, darunter Postident. Auch Direktbanken setzen noch auf diesen Service.

Das Postident-Verfahren erledigst Du in den meisten Fällen über die Deutsche Post. Die Formulare dafür lädst Du Dir direkt beim Beantragen des jeweiligen Bankproduktes – also dem Girokonto, dem Depot oder etwas anderem – herunter und bringst sie ausgedruckt und ausgefüllt mit dem Postident-Coupon in die nächste Postfiliale.

Dies klappt nicht nur in den klassischen Postämtern, sondern auch in den „Postfilialen im Einzelhandel“, also zum Beispiel in Supermärkten oder Schreibwarenläden. In den DHL-Paketshops dagegen, etwa in einem kleineren Kiosk, funktioniert es nicht.

Vergiss dabei nicht, Deinen gültigen Personalausweis oder Reisepass mitzunehmen. Der Mitarbeiter überprüft Deine Identität, scannt den Coupon ein und trägt Deine Daten in ein Formular ein, das Du unterschreiben musst. Die Post schickt die Bestätigung Deiner Identität dann an den Anbieter. Oft kannst Du die Vertragsunterlagen gleich mitsenden. Bezahlen musst Du für das ganze Verfahren nichts.

Wie funktioniert Videoident?

Die Banken versuchen auch, ihren Kunden den Gang zur Post zu ersparen und bieten zusätzlich zum Postident-Verfahren Videoident an. Dafür musst Du online sein und eine Webcam nutzen. Es ist dabei aber egal, ob Du einen Laptop, ein Tablet oder Dein Smartphone nutzt.

Die Bank schickt Dir einen Link, über den Du einen Video-Chat startest. Ein Mitarbeiter erklärt Dir dann, was Du genau machen musst. Auch für Videoident brauchst Du Deinen Ausweis oder den Reisepass, den Du in die Kamera halten musst.

Videoident gilt als komfortabler als der Weg in die Postfiliale, schließlich bist Du nicht an Öffnungszeiten gebunden. Bei manchen Banken sind die Leitungen 24 Stunden geöffnet, auch am Wochenende. Die Warteschlange kannst Du aber nicht ganz umgehen: Nicht immer steht sofort ein Mitarbeiter bereit, es kann schon ein paar Minuten dauern, bis es losgeht. Teilweise kann sogar eine halbe Stunde vergehen, bis Du endlich dran bist.

Das Videoident-Verfahren gilt als sicher. Allerdings solltest Du auf drei Dinge achten:

  1. Wie bei allen Bankgeschäften solltest Du auch für Videoident Dein Endgerät sicher halten: Das Betriebssystem sollte aktuell sein, das gilt auch für die Antiviren-Software und den Browser.
  2. Achte zudem darauf, dass Du beim Videoident-Verfahren wirklich auf die Website der Bank geleitet wirst, über Chat-Programme wie Skype ist die Identifizierung nicht möglich.
  3. Schließlich ist es sinnvoll, dass Du während des Gesprächs in einem ruhigen Raum sitzt, in dem es genug Licht gibt. Nur so kann der Mitarbeiter auf der anderen Seite Deinen Ausweis sehen und Dich gut verstehen.

In der Regel übernimmt ein Drittanbieter das Videoident-Verfahren für Deine Bank, zum Beispiel das Unternehmen WebID, IDNow oder aber die Post. Der Anbieter sorgt auch dafür, dass das Verfahren genauso rechtskonform ist wie das Postident-Verfahren.

Wie funktioniert E-Ident?

Einige Anbieter nutzen bereits das E-Ident-Verfahren. Dafür brauchst Du einen Ausweis mit Online-Funktion und die Pin dazu. Die Ausweisfunktion musst Du natürlich auch schon freigeschaltet haben. Zusätzlich ist ein Smartphone mit NFC-Funktion nötig.

Für E-Ident musst Du auch eine App herunterladen. Welche das genau ist, hängt vom jeweiligen Anbieter ab. Die Post nutzt zum Beispiel die Postident-App dafür, der Drittanbieter WebID setzt auf die App des Dienstanbieters Authada. Diese funktioniert auch als White-Label-Lösung, so hat sie zum Beispiel die Comdirect in der eigenen Banking-App eingebaut.

Mit der App liest Du den Ausweis über das Smartphone aus und bestätigst den Vorgang per Pin. Die Daten werden dann an die Bank weitergeleitet.

Probleme bei den Ident-Verfahren

Wenn Du kein deutscher Staatsbürger bist, aber in Deutschland wohnst, könnte es Schwierigkeiten geben. Voraussetzung ist nämlich, dass Dein ausländischer Ausweis einem deutschen Personalausweis oder einem deutschen Reisepass entspricht.

Nach Angaben der Post muss beim Postident dafür unter anderem ein Foto von Dir auf dem Dokument sein, sowie eine sogenannte „maschinenlesbare Zone“ – grob gesagt, mehrere Zeilen aus Buchstaben, Zahlen und spitzen Klammern („>“).

Auch beim Videoident kann es zu Problemen kommen. So funktioniert es zum Beispiel nicht mit einem vorläufigen Ausweis. Auch bei bestimmten Nationalitäten kann es schwierig werden, dann musst Du neben Deinem Ausweisdokument zusätzlich Deinen Aufenthaltstitel vorzeigen.

Das Video-Ident-Verfahren wurde zudem im August 2022 vom Chaos Computer Club (CCC) gehackt. Dabei nutzte der CCC nach eigenen Aussagen recht einfache Mittel: Open-Source-Software und rote Aquarellfarbe. Dabei konnte der CCC eine elektronische Patientenakte für eine fremde Person anlegen und ausfüllen. Der Hack erfolgte zwar unter Laborbedingungen – die Testperson wurde vorher informiert, der CCC kannte die Krankenversichertennummer und der Ausweis wurde abgefilmt – die Gematik untersagt aber trotzdem den Einsatz des Video-Ident-Verfahrens. Sie ist zuständig für digitale Gesundheitsanwendungen der gesetzlichen Kran­ken­ver­si­che­rung. Ab Mitte 2024 sollen dafür die Apotheken bei der Identifizierung für die Patientenakte mit einspringen.

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