ETF Rendite Wie viel Rendite macht Dein Aktien-ETF?
Finanztip-Expertin für Bank und Börse
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Für die Altersvorsorge und den Vermögensaufbau sind weltweite Aktien-ETFs, zum Beispiel auf den MSCI World, eine gute Wahl. Wie schnell das investierte Geld wächst, gibt die Rendite des ETF an. Was Du tun kannst, um Deine ETF-Rendite zu verbessern und welche Auswirkungen eine Wirtschaftskrise auf Dein ETF-Portfolio hat, erfährst Du in diesem Ratgeber.
Die Rendite ist der Ertrag oder Wertzuwachs einer Geldanlage. Sie wird pro Jahr (p.a., per annum) und in Prozent angegeben. Während Gewinn oder Verlust in absoluten Zahlen, zum Beispiel 50 Euro, angegeben werden, setzt die Rendite den Gewinn oder Verlust ins Verhältnis zum eingesetzten Kapital, zum Beispiel fünf Prozent. Eine Rendite von fünf Prozent hast Du zum Beispiel erzielt, wenn Du 1.000 Euro investiert und nach einem Jahr 50 Euro Gewinn gemacht hast. Gerechnet wird dann 50 Euro x 100 / 1.000 Euro = 5 Prozent.
In dem Beispiel hast Du eine positive Rendite, also einen Gewinn. Die Rendite kann aber auch negativ sein, wenn Du mit Deiner Geldanlage Verlust gemacht hast. Durch die Rendite sind verschiedene Geldanlagen mit Unterschieden in Zinssätzen, eingesetztem Geld oder Laufzeit vergleichbar.
Die Rendite ist aber dennoch nicht ganz gleichbedeutend mit dem Zinssatz. Denn bei manchen Arten der Geldanlage, zum Beispiel bei Anleihen, kommen Kursveränderungen hinzu. Auch bei Zinsprodukten wie Tagesgeld oder Festgeld ist der Zinssatz meist nicht gleichbedeutend mit der Rendite. Erhöhen ausgezahlte Zinsen zum Beispiel Dein eingesetztes Kapital, nutzt Du den Zinseszinseffekt, was Deine Rendite über den Zinssatz steigen lässt. Gleichzeitig können Gebühren Deine Rendite mindern.
Die 50 Euro in unserem Beispiel sind die Bruttorendite, da wir hier noch keine Kosten oder Steuern abgezogen haben. Die Nettorendite gibt hingegen an, was nach Abzügen auf Deinem Konto landet. Bei einem Investment in einen Aktien-ETF können neben Steuern auf Deinen Gewinn oder Vorabpauschalen zum Beispiel Gebühren für Dein Depot, den Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder die Verwaltung des Fonds Deine Bruttorendite schmälern. In unserem Ratgeber zu Indexfonds erfährst Du, welche Kosten es gibt und wie Du sie reduzieren kannst. Bei der realen Nettorendite wird zusätzlich die Inflation berücksichtigt. Das zeigt den Verlust der Kaufkraft Deines investierten Geldes über die Zeit.
Wie hoch die Rendite von ETFs ist, lässt sich pauschal nicht sagen, da sie schwankt. In einem schlechten Wirtschaftsjahr kann ein ETF zwei Prozent minus machen, in einem guten Jahr zehn Prozent plus. Deinen Gewinn realisierst Du sowieso erst, wenn Du Deinen ETF verkaufst – möglichst, wenn er über die Zeit gerechnet viel Plus gemacht hat. Die Rendite von ETFs hängt von der Entwicklung des zugrundeliegenden Index ab. Anders als aktiv gemanagte Fonds versucht ein ETF nicht „den Markt zu schlagen“, sondern ETFs versuchen möglichst genau die Entwicklung eines Index abzubilden.
Unsere Auswertung historischer Daten ergab, dass der MSCI World-Index eine Rendite von durchschnittlich 7,4 Prozent pro Jahr eingefahren hat. Für Deinen weltweiten Aktien-ETF solltest Du allerdings lieber etwas konservativer rechnen und von einer Entwicklung von langfristig sechs Prozent im Jahr ausgehen. Das ist die Bruttorendite, die die Inflation nicht berücksichtigt.
Die folgende Tabelle gibt Dir einen Überblick, wie viel Rendite weltweite Aktien-ETFs in den vergangenen Jahren gemacht haben. In diesem Zeitraum war die Rendite sogar höher als im langjährigen Durchschnitt. Die jährliche Rendite ist der Durchschnitt der Renditen in den Jahren 2019 bis 2023. Die rechte Spalte gibt an, wie viel Gewinn eine Anlage von 10.000 Euro in einen ETF auf den jeweiligen Index im Laufe der fünf Jahre gemacht hätte. Dabei handelt es sich um die Bruttorendite, die alle Kosten und die Tracking Differenz zwischen Index und ETFs außen vorlässt. Auch wenn wir hier die Rendite für fünf Jahre betrachten, solltest Du Deinen Aktien-ETF mindestens 15 Jahre halten, um zwischenzeitliche Schwankungen aussitzen zu können. In einer Wirtschaftskrise können sie nämlich auch einmal nach unten gehen.
Index | Rendite p.a.1 | Gewinn, Anlage 10.000 Euro von 2019 bis 2023 |
---|---|---|
MSCI World Netto-Index | 13,69 % | 8.992 € |
MSCI All Country World-Index | 12,58 % | 8.081 € |
MSCI World Socially Responsible-Index | 15,27 % | 10.349 € |
FTSE Developed World-Index | 13,44 % | 8.783 € |
Dow Jones Sustainability Index World Enlarged (ex Alcohol, Tobacco, Gambling, Armaments & Firearms, and Adult Entertainment) | 13,98 % | 9.238 € |
FTSE All-World-Index | 12,53 % | 8.043 € |
Quellen: MSCI, Finanztip-Berechnungen (Stand: 18. Juni 2024)
1durchschnittliche Jahresrendite für den Zeitraum 2019 bis 2023 (28.12.2018. bis 28.12.2023)
Geldmarkt-ETFs sind eine andere ETF-Art, die wir Dir als Sicherheitsbaustein für Deine langfristige Geldanlage empfehlen. Da sie an den Leitzins gekoppelt sind, lagen die Zinsen für Geldmarkt-ETFs nach der Leitzinsentscheidung im Oktober 2024 im Schnitt bei rund 3,4 Prozent pro Jahr. Die Rendite Deines Geldmarkt-ETF verändert sich also mit den Leitzinsen, weshalb diese ETF-Art in Niedrigzinsphasen keine gute Anlagemöglichkeit ist. Wie diese ETFs funktionieren und welche wir empfehlen, liest Du in unserem Ratgeber zu Geldmarktfonds.
Für alle Geldanlagen gilt: Je höher die Rendite, desto höher ist das Risiko. Das Risiko meint hierbei zum Beispiel, wie wahrscheinlich ein Totalausfall Deines Investments ist und wie stark der Wert Deines Investments schwankt. Umgekehrt ist es auch so, dass wenn Du nur ein geringes Risiko eingehst, Du auch keine hohe Rendite erwarten kannst.
Statt nach der maximalen Rendite zu fragen, solltest Du Dich vor einem Investment besser fragen, wie viel Risiko Du eingehen möchtest und kannst. Das verrät Dir Dein Risikoprofil. Es fasst Deine Vermögens- und Einkommenssituation sowie Deine Erfahrungen zusammen. In unserem Ratgeber zum Risikoprofil kannst Du Dein eigenes Profil Schritt für Schritt herausfinden, um Deinen Geldanlagemix darauf anzupassen.
Hast Du ein bestimmtes Sparziel, zum Beispiel Geld für eine Reise zurückzulegen oder Eigenkapital für einen Immobilienkauf aufzubauen, kannst Du mit diesem Rechner feststellen, wie hoch Deine Rendite sein muss, um Dein Ziel in einer bestimmten Zeit zu erreichen. Du kannst einstellen, wie viel Du monatlich sparen möchtest und ob Du bereits Geld zurückgelegt hast (Dein Anfangskapital). Das Ergebnis des Rechners ist die Bruttorendite, von der noch Kosten und Steuern abgehen, die Du brauchst, um Dein Sparziel zu erreichen.
Dieser Rechner hilft Dir dabei herauszufinden, wie viel Vermögen Du mit der erwarteten Rendite Deines ETF über einen bestimmten Zeitraum aufbauen kannst. Investierst Du in einen weltweiten Aktien-ETF, zum Beispiel auf den MSCI World, kannst Du von etwa sechs Prozent jährlicher Rendite ausgehen. Beachte: Der Rechner berücksichtigt weder die Kosten Deiner Anlage, noch Steuern, die Du zahlen musst. Willst Du mehr darüber erfahren, wie viel Dich Dein ETF kostet, lies unseren Ratgeber zu ETF-Kosten.
Auch wenn Du keinen Einfluss darauf hast, wie es an den internationalen Börsen läuft, kannst Du mit den folgenden Tipps Deine Rendite etwas aufzubessern:
Wechsel Dein Depot: Wie viel kostet eine Order bei Deinem Broker? Zahlst Du eine Gebühr für die Führung Deines Depots? Selbst Gebühren, die klein wirken, können Deine Rendite langfristig stark schmälern und dafür sorgen, dass Du weniger vom Zinseszinseffekt profitierst. Damit Dir das nicht passiert, wähl einen Depotanbieter mit geringen Gebühren. Zur Orientierung: Bei besonders günstigen Anbietern sind Depotführung und Sparpläne kostenlos. Sie verlangen auch für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren nur wenige Euro von Dir. Als besonders günstige Depots empfehlen wir, laut unserem Test, unter anderem Finanzen.net Zero, Justtrade oder den Free Broker von Scalable Capital. In unserem Ratgeber zu den den Kosten eines ETF erfährst Du, an welchen Stellen Du noch mehr sparen kannst.
Vergleiche ETFs: Bei beliebten Indices wie dem MSCI World hast Du die Wahl zwischen vielen ETFs, die ihn nachbilden. Suche Dir einen ETF mit einer niedrigen Gesamtkostenquote (TER) aus. Zur Orientierung: Die TER von besonders günstigen ETFs liegt bei 0,1 Prozent pro Jahr. Je nach Aufbau des ETF und Deinem Anlageziel kann aber auch ein ETF mit einer TER von 0,6 oder 0,7 Prozent die richtige Wahl sein. Diese Kosten spürst Du zwar kaum, da sie automatisch aus dem Fonds entnommen werden, sie schmälern Deine Rendite aber trotzdem. In unserem ETF-Finder führen wir die TER der empfohlenen ETFs bei den Ergebnissen auf.
Bring viel Zeit mit: Besonders Aktien-ETFs sind eine langfristige Investition. Du solltest Deine Anteile 15 Jahre oder länger halten. So kannst Du nicht nur kurzfristige Kursschwankungen aussitzen, sondern verbesserst auch Deine Rendite. Über einen langen Zeitraum kann sich nämlich auch der Zinseszinseffekt bemerkbar machen. Wie der Effekt genau funktioniert, liest Du in unserem Ratgeber zum Zinseszins.
Kündige unpassende Produkte: Wegen der meist hohen Kosten raten wir Dir davon ab, Deine Geldanlage auf Finanzprodukten von Filialbanken aufzubauen. Hier zahlst Du häufig Verkaufsprovisionen, Ausgabeaufschläge oder andere Gebühren. Wie uns Leser und Leserinnen berichten, wird Anlegenden außerdem häufig zu aktiv verwalteten Fonds statt zu passiven ETFs geraten. Nimmst Du Deine Geldanlage selbst in die Hand, fallen diese Kosten weg. Informier Dich also lieber selbst oder schau zumindest bei den Kosten für Anlageprodukte genau hin. Besitzt Du einen Fonds, prüfe, ob eine Kündigung infrage kommt, sodass Du das Geld anders anlegen kannst.
Zinsen sind nicht alles: Tages- und Festgeldkonten sind super, wenn Du mit Tagesgeld flexibel bleiben möchtest oder Dir mit Festgeld einen bestimmten Zinssatz für eine längere Zeit sichern willst. Sie können Deinen Sicherheitsbaustein bilden, eignen sich aber nicht, um damit für Dein Alter vorzusorgen oder Geld langfristig anzulegen. Denn hier kannst Du langfristig nur mit einer Rendite von etwa zwei Prozent rechnen, was – wenn es gut läuft – gerade mal die Inflation ausgleicht, Dein Vermögen aber nicht wachsen lässt. Dafür empfehlen wir Dir, einen Teil Deines Vermögens in weltweite Aktien-ETFs anzulegen. Mehr zur Aufteilung Deines Vermögens auf verschiedene Anlageklassen liest Du in unserem Ratgeber zur Geldanlage.
Finger weg von zu hohem Risiko: Lass Dich nicht von hohen Renditen in unsichere Anlagen locken, denn es können große Verluste drohen und im schlimmsten Fall ist Dein investiertes Geld komplett weg. Natürlich gibt es Geldanlagen, die eine höhere Rendite versprechen als von uns empfohlene weltweite Aktien-ETFs. Doch haben Anlagen wie zum Beispiel Hebelprodukte oder Kryptowährungen auch ein höheres Risiko und sind meist aufgrund der Komplexität nicht für privat Anlegende geeignet.
Diversifiziere Deine Anlage: Du kannst Dein Risiko auch noch auf andere Weise minimieren. Für die Anlage in Aktien-ETFs bedeutet das zum Beispiel langfristig und flexibel zu investieren, um Kursschwankungen aussitzen zu können. Besonders wichtig ist auch Deine Anlage zu diversifizieren. So streust Du Dein Risiko und Deine Renditen. Diversifizieren kannst Du, indem Du auf mehrere Anlageklassen setzt, zum Beispiel Tagesgeld, Geldmarkt-ETFs und Aktien-ETFs. Du kannst aber zusätzlich auch innerhalb einer Anlageklasse diversifizieren. Das ist vor allem bei Aktien sehr wichtig. Ein weltweiter Aktien-ETF auf den MSCI World bietet zum Beispiel eine breite Streuung.
Steuere den Verkauf Deiner ETF-Anteile: Verkaufst Du Anteile an Deinem ETF mit Gewinn, zahlst Du Steuern darauf. Je länger Du die Anteile gehalten hast, desto mehr Gewinn konnten sie erzielen und desto mehr Steuern zahlst Du. Verkaufst Du Anteile, gilt das FIFO-Prinzip, bei dem die ältesten Anteile zuerst verkauft werden. Mit der 3x10 Strategie kannst Du dafür sorgen, dass Du Deine ETF-Anteile in einer für Dich günstigeren Reihenfolge verkaufen kannst. Dafür besparst Du alle zehn Jahre einen anderen ETF. Welche Auswirkungen das hat, liest Du in diesem Artikel zur 3x10 Strategie.
Dass es an der Börse auch mal – teilweise drastisch – bergab geht, ist unvermeidbar. Dass ein Börsencrash die Rendite Deines Aktien-ETF verhageln kann, leider auch. Wie schwer sich ein solcher Kursrutsch auf Deine Anlage auswirkt, kommt aber ganz darauf an, wann er stattfindet. Hast Du schon viel angespart, trifft Dich ein Crash härter als am Anfang Deines Investments. Besonders hart wird es, wenn Du statt einzuzahlen, regelmäßig Anteile Deines Aktien-ETF verkaufst. Indem Du in einen Aktien-ETF investierst, gehst Du also das Risiko ein, dass ein Börsencrash Deine erwartete Rendite zunichtemacht. Dieses Risiko heißt Renditereihenfolgerisiko oder auf Englisch Sequence of returns risk.
Es ergibt sich dadurch, dass die jährlichen Renditen am Kapitalmarkt unterschiedlich sind. Wie der Name Renditereihenfolgerisiko sagt, geht es um das Risiko, dass die jährlichen Renditen, die auch negativ ausfallen können, in einer für Dich ungünstigen Reihenfolge auftreten. Das verringert das Endvermögen. Das Renditereihenfolgerisiko gibt es bei Aktien-ETFs und vielen anderen Anlageklassen.
Das Renditereihenfolgerisiko tritt immer dann auf, wenn Du stückweise Geld ein- oder auszahlst. Nur, wenn Du eine Einmalanlage machst und die Wertpapiere auch auf einen Schlag wieder verkaufst, trägst Du das Risiko nicht. In dem Fall wäre es egal, in welchen Jahren Du hohe oder niedrige Renditen einfährst, denn es gilt das mathematische Vertauschungsgesetz für die Jahresrenditen. Das ist aber sehr unrealistisch.
Hast Du einen Sparplan auf einen Aktien-ETF und/oder möchtest Geld, das Du in einen Aktien-ETF angelegt hast, stückweise entnehmen, trägst Du das Risiko der Renditereihenfolge. Du solltest Dich davon aber nicht verschrecken lassen.
Wie sich das Renditereihenfolgerisiko konkret auswirkt, haben wir in diesem Video anhand einer Beispielrechnung verdeutlicht:
Sorgst Du mit einem Aktien-ETF für das Alter vor, durchläuft Dein Depot verschiedene Phasen: Während Du arbeitest, befindest Du Dich in der Ansparphase. Du zahlst über 20, 30 oder noch mehr Jahre regelmäßig Geld ein, zum Beispiel mit einem Sparplan. Gehst Du in Rente, möchtest Du Dir eine zusätzliche Rente monatlich auszahlen – quasi ein umgekehrter Sparplan, der auch Entsparplan oder Auszahlplan genannt wird. Das ist die Auszahlphase. Da Du mit den Auszahlungen immer nur einen kleinen Teil Deines Vermögens entnimmst, streichst Du auf den Rest weiterhin Renditen ein und trägst weiterhin das Renditereihenfolgerisiko.
Minus 30 Prozent Depotwert: Trifft Dich ein Börsencrash zu Anfang Deiner Ansparphase, liegt erst wenig Geld in Deinem Depot. Zwar sind Kursstürze immer ärgerlich, aber Dein Depot hat noch viel Zeit sich zu erholen und schafft das auch besser: Anders als später haben Deine regelmäßigen Einzahlungen prozentual noch ein großes Gewicht – Dein Depotwert verändert sich also jetzt durch Deine Einzahlungen prozentual viel stärker als in 20 Jahren, wenn Du bereits eine stattliche Summe gespart und Renditen kassiert hast.
Den Börsencrash in den ersten Jahren Deines langfristigen Investments hast Du also bald weggesteckt. Stärker wirkt sich ein Einbruch Deines Depots später in der Ansparphase aus. Dein Depot ist gut gefüllt von Deinen Einzahlungen und den satten Renditen der vergangenen Jahre, doch dann der Schock: Es verliert 30 Prozent an Wert! Zwar zahlst Du regelmäßig weiter ein und kassierst Renditen, die in den folgenden Jahren vielleicht schon wieder im Plusbereich liegen, doch das bringt Dir weniger. Denn Deine Anlagesumme ist sehr weit zurückgeworfen und Du brauchst viele Jahre mit hohen Renditen, um den 30-prozentigen Rückgang auszugleichen.
Wenn Du zum Renteneintritt Deine Einzahlungen stoppst und regelmäßig Geld entnimmst, kassierst Du auf den Restwert Deines Depots weiterhin Renditen – und trägst weiterhin das Renditereihenfolgerisiko. Anders als in der Ansparphase, wirkt sich jetzt ein Crash am Anfang der Auszahlphase weniger stark aus als am Ende der Auszahlphase. Der Grund ist derselbe: Je höher Dein Vermögen, desto mehr Wert kann ein Crash vernichten. Auch wenn auf den Crash wieder positive Renditejahre folgen, braucht Dein Depot lange, um den Crash auszugleichen. Besonders in der Auszahlphase, denn hier fehlen die ausgleichenden Einzahlungen. Stattdessen verschärfen Deine Auszahlungen den Effekt.
Theoretisch kannst Du dem Renditereihenfolgerisiko entgehen, wenn Du nur eine Einmalinvestition tätigst und die Anteile später auf einen Schlag verkaufst. Dann gilt das mathematische Vertauschungsgesetz und es ist egal, in welcher Reihenfolge gute und schlechte Renditejahre aufeinander folgen. Lebensnah ist das aber nicht, denn viele Anlegende investieren stückweise und entnehmen auch nicht das gesamte Vermögen auf ein Mal. Daher hier ein paar Tipps, um das Risiko abzumildern:
Diversifiziere: Stelle Deine Geldanlage breit auf. Dafür ist es wichtig, Deine Geldanlage breit zu streuen, um die Kurseinbrüche möglichst gering zu halten. Dafür solltest Du neben Renditebringern auch Sicherheitsbausteine in Deinem Portfolio haben. Beim Rendite-Baustein solltest Du dann besonders auf eine diversifizierte Anlage setzen. Das geht zum Beispiel mit einem weltweiten Aktien-ETF zum Beispiel auf den MSCI World. Keine gute Idee ist es hingegen in Aktien oder ETFs aus nur einer Region zu setzen. Bricht zum Beispiel vor Ort ein Krieg oder eine Wirtschaftskrise aus, ist Dein Depot sehr anfällig für die Kurseinbrüche. Genauso ist es, wenn Du einen ETF wählst, der sich nur auf Unternehmen aus einer einzigen Branche fokussiert. Gibt es einen Skandal, zum Beispiel weil ein bestimmtes Produkt aus der Branche gesundheitsschädlich ist, schickt das Deine Geldanlage ebenfalls auf Talfahrt. Je breiter gestreut Du investierst, desto weniger anfällig für Schwankungen ist Dein Investment.
Entnimm flexibel: Bist Du bereits in der Auszahlphase Deines ETF, hast Du es selbst in der Hand, wann Du wie viele Anteile verkaufst. In schlechten Renditejahren schaden die Entnahmen Deinem Gesamtvermögen mehr als in Jahren, in denen Du hohe Renditen einfährst. Kannst Du es Dir leisten, versuch in schlechten Renditejahren die Entnahmen zu stoppen oder so gering wie möglich zu halten. Das gilt besonders dann, wenn es zu einem Börsencrash kommt. In Phasen mit hohen Renditen kannst Du dafür mehr entnehmen.
Setz nicht alles auf Aktien: Um die Entnahmen in der Auszahlphase besser auf die sich verändernden Renditen abzustimmen, kannst Du Dein Vermögen umschichten. Das bedeutet in diesem Fall, dass Du Deinen Aktien-Anteil reduzierst und Deinen Sicherheitsbaustein vergrößerst. Das heißt konkret: Hattest Du vorher Dein Vermögen zu 80 Prozent in Aktien und zu 20 Prozent in Zinsanlagen investiert, strebst Du nun eine risikoärmere Verteilung von zum Beispiel 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Zinsanlagen an.
Die Zinsanlagen sind Dein Sicherheitsbaustein. Er kann aus Tagesgeld, Festgeld oder Geldmarkt-ETFs bestehen, da diese Anlagen nur geringe Wertschwankungen haben. Für Ausgaben in Deinem Alltag, also als Aufstockung Deiner Rente, kannst Du Dich aus dem Sicherheitsbaustein bedienen, statt aus Deinem Aktiendepot. Umschichten kannst Du zum Beispiel zu Rentenbeginn, jährlich oder alle fünf Jahre.
Machst Du mit Deinem ETF Gewinn, möchte auch der Fiskus etwas davon haben. Die Steuern wirken sich auf Deine Nettorendite, also den Ertrag nach Steuern, aus. Du kannst allerdings auch den Sparerpauschbetrag nutzen, damit Gewinne bis 1.000 Euro (als Single) steuerfrei bleiben. Außerdem räumt Dir der Gesetzgeber einen Teilfreistellungsbetrag ein: Das bedeutet, dass 30 Prozent Deiner Erträge aus einem Aktien-ETF steuerfrei bleiben. Deinen Sparerpauschbetrag und die Teilfreistellung zu nutzen ist besonders sinnvoll, wenn Du in einen ausschüttenden ETF investiert hast und Dividenden ausgezahlt bekommst. Auf diese Ausschüttungen zahlst Du sonst Abgeltungssteuer. Wie die Besteuerung genau funktioniert, erfährst Du in unserem Ratgeber zu ETF-Steuern.
Einen Teil der Steuern zahlst Du auch, wenn Du keine Gewinne eingefahren oder Ausschüttungen bekommen hast, über die Vorabpauschalen. Hat Dein ETF im Jahresverlauf Gewinne erzielt, zahlst Du am Anfang des Jahres vorab dafür pauschal Steuern. Verkaufst Du Deine ETF-Anteile später, werden Dir die vorab gezahlten Pauschalen auf den Gewinn angerechnet. Kommt Dein Depotanbieter aus Deutschland, führt er die Vorabpauschale für Dich automatisch ab. Sie mindern also Dein investiertes Vermögen und damit Deine Nettorendite. Dabei gilt: Je höher der Basiszins für die Berechnung der Vorabpauschale ist, desto stärker wirken sich die Vorabpauschalen auf Deine Nettorendite aus. Wie Du Dein Depot auf fällige Vorabpauschalen einstellst, liest Du in unserem Ratgeber zu Vorabpauschalen.
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