Lombardkredit Darlehen für erfahrene Börsenanleger

Timo Halbe
Timo Halbe
Finanztip-Experte für Bank und Börse

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Lombardkredit oder Wertpapierkredit ist ein Darlehen, bei dem Wertpapiere in Deinem Depot als Sicherheit dienen.
  • Mit dem Darlehen kannst Du neue Wertpapiere kaufen. Manche Kreditgeber erlauben es auch, dass Du andere Anschaffungen damit finanzierst.
  • Wie hoch Dein Kreditrahmen ist, hängt davon ab, welche Wertpapiere im Depot liegen und wie die Bank deren künftige Wertentwicklung einschätzt.  
  • Bei Kursverlusten kann die Bank die Kreditzinsen deutlich erhöhen, Wertpapiere verkaufen und den Kredit kündigen.
  • Im schlimmsten Fall musst Du also den Lombardkredit sehr kurzfristig aus eigenen Mitteln wieder ausgleichen.

So gehst Du vor

  • Musst Du mittelfristig finanzielle Engpässe überbrücken, greif besser auf einen Ratenkredit oder Rahmenkredit zurück. Diese sind weniger riskant und meist günstiger.
  • Denk über einen Lombardkredit nach, sofern Du Börsenerfahrung hast und Deine Altersvorsorge nicht auf dem Spiel steht.
  • Den Lombardkredit beantragst Du bei der Bank, bei der Du auch Dein Wertpapierdepot hast.
  • Oft verlangt die Bank als Sicherheit einen bestimmten Depotwert. Frag auch nach Über­zie­hungs­zin­sen und weiteren Gebühren.
  • Schöpf nur den Teil des Kreditrahmens aus, den Du wirklich brauchst. So hältst Du das Verlustrisiko bei Kursschwankungen möglichst klein.

Wer ein gut gefülltes Wertpapierdepot hat, kann mit einem Lombardkredit seinen finanziellen Spielraum erweitern: Die Bank gewährt Dir einen Kreditrahmen, mit dem Du etwa kurzfristig neue Wertpapiere kaufen kannst. Ein Lombardkredit heißt auch Effektenlombardkredit oder Wertpapierkredit.

Für wen kommt ein Lombardkredit infrage?

Beim Lombardkredit dienen die Wertpapiere des Depots als Sicherheiten oder Pfand – also zum Beispiel Fonds, Aktien oder Anleihen. Problematisch wird der Lombardkredit immer dann, wenn die Kurse der Wertpapiere stark sinken, denn dann ist Dein Pfand plötzlich weniger wert. Besonders solche Anleger, deren Portfolio fast nur aus Aktien oder Aktienfonds besteht, müssen aufpassen. Mehr dazu liest Du weiter unten.

Wir empfehlen einen Lombardkredit nur für Anleger mit langer Erfahrung an der Börse – und einem Depot, das vor allem Rückschläge an den Aktienmärkten verkraften kann. Anleger, die dagegen zum Beispiel mit günstigen Aktien-Indexfonds (ETFs) langfristig Vermögen ansparen, um darauf im Alter zurückzugreifen, sollten von Lombardkrediten absehen.

Sparer, die finanzielle Engpässe überbrücken müssen, sollten in jedem Fall prüfen, ob nicht ein normaler Ratenkredit die bessere Lösung ist. Unter Umständen kommt auch ein Rahmenkredit infrage.

Wie funktioniert ein Lombardkredit?

Für einen Lombardkredit bewertet die Bank im ersten Schritt Wertpapiere, die im Depot liegen. Auf dieser Grundlage legt sie den Kreditrahmen (Beleihungswert) fest, den sie den Anlegern dann flexibel zur Verfügung stellt.

Das heißt: Sparer können den Kreditrahmen voll ausschöpfen – auch in Etappen – müssen dies aber nicht. Zinsen werden häufig vierteljährlich berechnet und entfallen immer nur auf den in Anspruch genommenen Betrag. Die Rückzahlung ist flexibel.

Lombardkredit Beispiel: Die Bank räumt dem Sparer einen Kreditrahmen von 5.000 Euro ein, den er voll ausschöpft. Bei einem festen Effektivzinssatz von 4,9 Prozent pro Jahr zahlt der Anleger nach drei Monaten Zinsen in Höhe von 61,25 Euro. Sein Verrechnungskonto wird mit 5.061,25 Euro belastet.

So viel Kreditrahmen ist möglich

Unter anderem ist entscheidend, welche Wertpapiere sich im Depot befinden. Anleger können grundsätzlich alle Wertpapiere beleihen – etwa Fonds, Aktien, Anleihen und auch Zertifikate. Einige Anbieter schränken die Auswahl jedoch ein. Andere akzeptieren auch Wertpapiere als Sicherheit, die Du mit Hilfe des Kredits erst noch kaufen willst.

Daneben beeinflusst auch die voraussichtliche Wertentwicklung der Papiere den Beleihungswert. Grundsätzlich gilt: Je geringer das Verlustrisiko, desto höher der Kreditrahmen. Sichere Wertpapiere haben also einen höheren Beleihungswert als riskante, spekulative Wertpapiere, die die Banken meist nur zu einem geringen Teil oder sogar gar nicht als Sicherheit berücksichtigen.

So liegt der Beleihungswert von Aktien beispielsweise zwischen 40 und 70 Prozent, von Anleihen zwischen 50 und 80 Prozent und von Fonds bei bis zu 80 Prozent. Erkundige Dich bei Deiner Bank genau, welche Wertpapiere sie wie hoch beleiht.

Dann ist der Ratenkredit eine Alternative

Bei einigen Anbietern, darunter den Wertpapierdepot-Empfehlungen von Finanztip, sind die Darlehen nicht an einen bestimmten Zweck gebunden – das bedeutet, theoretisch müssen Kreditnehmer das Geld nicht in neue Aktien stecken, sondern können es auch für Neuanschaffungen, zum Beispiel ein Auto, verwenden.

Musst Du eine dringende Anschaffung finanzieren, ist es jedoch gut möglich, dass ein normaler Ratenkredit oder Autokredit günstiger ist. Sofern Deine Zahlungsfähigkeit (Bonität) gut ist, kannst Du Ratenkredite mit festen Konditionen bereits ab 3,49 Prozent Effektivzins pro Jahr bekommen. Vergleich Konditionen für Ratenkredite mithilfe von Vergleichsportalen.

Lombardkredite beginnen bei knapp 4 Prozent Zinsen pro Jahr. Diese Zinssätze müssen nicht immer fix sein, sondern können auch variabel vereinbart werden. Um Überraschungen bei der Rückzahlung zu vermeiden, frag vorab danach.

Konditionen für Lombard- und Ratenkredit

 LombardkreditRatenkredit
 

Effektivzins

in % p.a.

Mindestwert

Depot in €

Effektivzins

in % p.a.

Darlehen

in €

Flatex4,9------
Onvista Bank4,345.000----
Comdirect3,983.0003,655.000
Consorsbank5,51--1,95 - 6,992.500
DKB----3,492.500
ING Diba----3,795.000

Quelle: Anbieter (Stand: 16. Oktober 2018)

In der Tabelle wird deutlich, dass manche Depotanbieter einen Mindest-Depotwert voraussetzen. Bei einigen Anbietern müssen Kreditnehmer zudem ein regelmäßiges Einkommen nachweisen. Weitere Einschränkungen und Voraussetzungen sind möglich. Erkundige Dich bei der Bank oder dem Broker.

Welche Risiken gibt es beim Lombardkredit?

Im Vergleich zu einem regulären Ratenkredit, Rahmenkredit oder Dispokredit ist ein Lombardkredit riskanter. Denn die Konditionen für das Darlehen hängen vom Wert der Depots ab – und können sich im Zeitverlauf stark ändern. Sinken die Kurse zu stark, kann es für den Kreditnehmer teuer werden. Schlimmstenfalls müssen Anleger kurzfristig Geld aus dem Privatvermögen nachschießen. Im Detail:

Geringe Kreditsumme - Ruckelt es zum Beispiel an der Börse und sinkt der Wert Deines Depots, verringert sich auch der Beleihungswert Deiner Wertpapiere. Hast Du weniger Kredit in Anspruch genommen als der neue Kreditrahmen hergibt, ist Dein Kredit weiterhin gedeckt. Es kann jedoch sein, dass Banken neben den Wertpapieren weitere Sicherheiten von Dir verlangen.

Kreditrahmen ausgeschöpft - Hast Du die ursprünglich gewährte Darlehenssumme voll in Anspruch genommen und sinkt der Beleihungswert Deiner Wertpapiere dann nach einem Börsenabschwung, rutschst Du in die Überziehung. Viele Banken, darunter die Finanztip-Depot-Empfehlungen, verlangen dann deutlich höhere Zinsen.

Bei einigen Anbietern gibt es sogar eine Nachschusspflicht. Das bedeutet, Kreditnehmer müssen dann das Depot innerhalb einer bestimmten Frist mit Geld aus anderen Quellen ausgleichen. Ist dies nicht möglich, hat die Bank in der Regel das Recht, Wertpapiere zu verkaufen und den Vertrag zu kündigen. Reicht dies nicht aus, um den Kredit zu tilgen – müssen Anleger unter Umständen weitere Rücklagen auflösen und veräußern. Im schlimmsten Fall kann der Totalverlust drohen.

Hinweis: Um eine Überziehung zu vermeiden, empfehlen wir, den eingeräumten Kreditrahmen nie völlig auszuschöpfen. Frag auch beim Antrag des Lombardkredits nach den Konditionen bei Überziehung sowie nach weiteren Gebühren, zum Beispiel Bearbeitungsgebühren.

Wer bietet Lombardkredite an?

Anbieter von Wertpapierkrediten sind in erster Linie Direktbanken oder Online-Broker – darunter auch die Finanztip-Depot-Empfehlungen. Wenn Du einen Lombardkredit in Anspruch nehmen willst, prüf vor dem Vertragsabschluss genau die Konditionen bei Deiner Bank. Im Zweifel kannst Du auch überlegen, Dein Depotguthaben zu übertragen.

Mehr dazu im Ratgeber Wertpapierdepot

  • Mit dem richtigen Wertpapierdepot zahlst Du wenig fürs Kaufen und Verkaufen von Aktienfonds (ETFs).
  • Finanztip empfiehlt zehn Depotangebote. Jeweils am stärksten: ING (Preis-Leistung), Traders Place (Kosten) und Comdirect (Leistungsumfang).

Zum Ratgeber

 

Autor
Sara Zinnecker

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