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5 % Zinsen bei Trade Republic? Was hinter der neuen Anlageklasse steckt

Trade Republic hat die zweite von drei neuen Anlageklassen vorgestellt: „Festzinsprodukte“. Dahinter stecken Anleihen und sogenannte Laufzeit-ETFs. Klingt nach sicherer Rendite – ist es aber nicht unbedingt. Wir erklären die Risiken.

Timo Halbe
Timo Halbe Geldanlage
5 % Zinsen bei Trade Republic? Was hinter der neuen Anlageklasse steckt

Neu: Trade Republic startet Festzinsprodukte
Bewertung: Höhere Zinsen, aber Risiken durch Ausfall und Währung
Empfehlung: Festgeld meist sicherer und einfacher 

Einen Monat nach dem Launch der Private-Markets-Produkte erweitert der Neobroker Trade Republic sein Portfolio erneut – um sogenannte “Festzinsprodukte” (engl. “Fixed Income”). 

Was hinter der neuen Anlageklasse steckt  

Damit können Trade-Republic-Kundinnen und -Kunden schon ab 1 € in Einzelanleihen und Laufzeit-Anleihen-ETFs (sog. iBonds) investieren.  

iBonds sind börsengehandelte Fonds (ETFs), die in viele Anleihen investieren – also Geld an Staaten und Unternehmen verleihen. Im Gegensatz zu klassischen Anleihen-ETFs, die „ewig“ laufen, haben iBonds ein festes Laufzeitende (z. B. 2029). Ist das erreicht, wird der ETF aufgelöst und Du bekommst Dein Geld inklusive Zinsen zurück.

Abhängig von der Laufzeit verspricht der Neobroker Zinsen, die ein bis drei Prozentpunkte über dem durchschnittlichen Tagesgeldniveau liegen. Damit klingen sie nach einer verlockenden Alternative zu einem Tagesgeldkonto für den Sicherheitsbaustein Deines Vermögens. 

Mit Trade Republic in Apple oder Netflix investieren  

Einzelanleihen gibt es bei Trade Republic aber schon länger, auch Laufzeit-ETFs auf Anleihen sind keine Revolution. Neu sind im Kern nur zwei Punkte: 

  • Der Zugang zu einzelnen US-Staats- und Unternehmensanleihen – ein Bereich, den Trade Republic zufolge kein anderer Broker in Deutschland anbietet. Damit kannst Du z. B. einzelne Unternehmensanleihen von Apple oder Netflix kaufen und vom höheren Zinsniveau in den USA profitieren
  • In der App-Ansicht wird Dir bei Anleihen künftig nicht mehr der aktuelle Kurs, sondern die Rendite bis zum Laufzeitende angezeigt. Hintergrund: Wenn Du vorhast, die Anleihe bis zum Ende zu halten, muss Dich ihr Kurs nicht interessieren. Stattdessen siehst Du, wie viel Rendite Du bis dahin machst 

Hier ein Beispiel aus der Trade-Republic-App: 

Die rumänische Staatsanleihe läuft im September 2029 aus. Die 4,07 % zeigen Dir die aktuelle Rendite pro Jahr. Bedeutet: Wenn Du die Anleihe jetzt kaufst und bis zum Ende behältst, erzielst Du eine durchschnittliche Rendite von 4,07 % p. a.  

Die Grafik zeigt Dir beispielhaft, wie viel aus 10.000 € in den vier Jahren werden – nämlich 11.610 €. Die gestrichelte Linie zeigt Dir an, wie viel Du bekommen würdest, wenn Du das Geld zum erwarteten EZB-Zins (z. B. in gutes Tagesgeld) anlegst.  

Wo die Risiken liegen

Auch wenn Festzinsprodukte auf den ersten Blick attraktiv wirken, solltest Du die folgenden Fallstricke unbedingt kennen: 

1. Ausfallrisiko

Zinsen von 4 bis 5 % p. a. klingen verlockend – so viel ist bei einigen der gelisteten Anleihen (wie der rumänischen aus unserem Screenshot) drin. Mach Dir aber bewusst: Ein höherer Zinssatz bedeutet auch, dass das Ausfallrisiko des jeweiligen Staates oder Unternehmens höher ist.

Aus Finanztip-Sicht erfüllen grundsätzlich nur deutsche Staatsanleihen die strengen Erwartungen an einen Sicherheitsbaustein. Zwar haben alle Anleihen bei Trade Republic mindestens ein Investment-Grade-Rating (BBB) – das Rumänien mit BBB- geradeso noch erfüllt. Für unsere Sicherheitskriterien reicht es jedoch nicht.  

2. Währungsrisiko

Bei US-Anleihen musst Du außerdem das Währungsrisiko berücksichtigen: Steigt der Euro gegenüber dem Dollar, kann Deine Rendite am Ende deutlich schrumpfen – oder sogar ins Minus drehen.

3. Zinsänderungsrisiko

Ein weiterer Grund, warum die rumänische Staatsanleihe mehr Zinsen bringt als der erwartete EZB-Zins: Du bist weniger flexibel. Auch wenn Du sie jederzeit verkaufen kannst, bist Du immer vom aktuellen Marktpreis abhängig. Wenn die Zinsen steigen, fällt der Kurs Deiner Anleihe. Du machst dann weniger Rendite oder sogar Verlust.

Kurz gesagt: Nur weil etwas „Festzinsprodukt“ heißt, bedeutet das nicht, dass es auch sicher ist. 

Warum echtes Festgeld oft die bessere Wahl ist

Eine Anleihe ähnelt in der Verfügbarkeit eher einem Festgeld. Betrachtest Du aber eine deutsche Staatsanleihe mit niedrigem Risiko, sind die Renditen trotzdem weniger attraktiv.

So bekommst Du für eine deutsche Staatsanleihe mit zwei Jahren Restlaufzeit aktuell knapp 1,9 % p. a. Rendite. Für gutes Festgeld aus unserem Vergleich sind aktuell über 2,5 % p. a. drin.

Ein weiterer Pluspunkt: Festgeld ist grundsätzlich einfacher (kalkulierbare Zinsen, keine Kursschwankungen oder Fremdwährungsrisiken) und es gilt die gesetzliche Einlagensicherung.

Finanztip-Fazit: Klingt besser, als es ist

Trade Republics neue Zinsprodukte sehen auf den ersten Blick attraktiv aus. Du solltest Dir aber auch über potenzielle Nachteile im Klaren sein: Zwar sind Anleihen grundsätzlich sicherer als Aktien, doch je nach Land oder Unternehmen sowie der Währung bergen sie auch echte Risiken. Für die strengen Finanztip-Kriterien an einen Sicherheitsbaustein genügt das meist nicht. 

Wenn Du Zinsen willst, ohne Dich mit Währungsrisiken oder Bonitätsnoten herumzuschlagen, bleib lieber bei klassischem Festgeld oder Tagesgeld. In unseren Tagesgeld- und Festgeldvergleichen findest Du jederzeit die besten Angebote.

Übrigens: Uns hat interessiert, warum Trade Republic jetzt ausgerechnet Anleihen anbietet. Finanztip-Chefredakteur Saidi Sulilatu hat CEO Christian Hecker daher zum Interview getroffen und mal genauer nachgehakt.

Zum Interview

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