Aus der Finanztip-Community erreicht uns diese Woche die Frage:
"Ich möchte mein Depot zu einem neuen Broker übertragen. Dazu ist es ja sehr wichtig, die Einstandskurse beim alten Broker zu sichern. Wie aber überprüfe ich konkret, ob alles richtig übertragen wurde (auch bei einem Sparplan)? Könnt ihr dazu ein Beispiel machen?"
Warum die Einstandskurse wichtig sind
Der Einstandskurs zeigt, zu welchem Preis Du Deine einzelnen Aktien oder ETF-Anteile ursprünglich mal gekauft hast. Diese Angabe braucht der Broker, um Gewinne und Verluste korrekt zu berechnen – und damit auch, wie viel Abgeltungssteuer Du später zahlst.
Beim Depotwechsel kann es passieren, dass Einstandskurse nicht richtig übertragen werden. Ist kein Einstandskurs hinterlegt, kann es richtig teuer werden: Der neue Broker nimmt dann pauschal 30 % des Verkaufspreises als Einstandskurs an (§ 43a Abs. 2). Klingt kompliziert? Ist es aber nicht – wenn Du ein paar Punkte beachtest.
So prüfst Du Deine Einstandskurse – Schritt für Schritt:
1. Schritt: Übertrag abwarten
Warte, bis der Depotübertrag vollständig abgeschlossen ist. Je nach Broker dauert das meist ein bis zwei Wochen. In Einzelfällen kann das allerdings auch länger dauern, etwa wenn ausländische Lagerstellen beteiligt sind.
Grundsätzlich gilt: Die BaFin sieht für Depotüberträge eine Frist von maximal drei Wochen vor. Bleibt der Übertrag also länger offen, kannst Du beim neuen Broker nachhaken oder Dich an die BaFin wenden.
2. Schritt: Depotdaten vergleichen
Öffne im neuen Depot die Detailansicht jedes Wertpapiers. Dort findest Du den Einstandskurs oder die „Anschaffungskosten“. Vergleich diese Werte sorgfältig mit Deinen alten Kaufabrechnungen oder dem Steuerreport.
Wenn Dein altes Depot bereits geleert wurde, kannst Du die ursprünglichen Einstandskurse nur noch aus diesen Unterlagen nachvollziehen.
3. Schritt: Verlusttöpfe nicht vergessen
Kontrollier, ob auch Deine Verlustverrechnungstöpfe übertragen wurden – falls Du das beim Depotwechsel beantragt hast.
In diesen Töpfen speichert Dein Broker Verluste aus früheren Verkäufen, die Du mit künftigen Gewinnen verrechnen kannst. Beachte: Es gibt zwei verschiedene Verlusttöpfe – einen für Aktien und einen für alles andere (z. B. ETFs, Fonds oder Zinsen). Du kannst Gewinne und Verluste nur innerhalb dieser Töpfe verrechnen, nicht miteinander.
Die Angaben dazu findest Du im Steuerreport oder im Bereich „Verlusttöpfe“ – sowohl im neuen als auch im alten Depot. Wenn hier Zahlen fehlen oder deutlich voneinander abweichen, frag beim Broker nach.
4. Schritt: Sparpläne prüfen
Wenn Du einen Sparplan hattest, prüf, ob der angezeigte Einstandskurs dem gewichteten Durchschnitt aller bisherigen Käufe entspricht.
Das ist nicht ganz einfach: Du kannst die Kurse aller ausgeführten Sparraten aus Deinen Abrechnungen entnehmen und daraus einen Durchschnitt bilden. In der Praxis übernimmt der neue Broker diesen Durchschnittswert meist automatisch korrekt – es lohnt sich aber, stichprobenartig ein bis zwei Abrechnungen zu vergleichen.
5. Schritt: Fehler sofort melden
Entdeckst Du Abweichungen, meld Dich umgehend beim Kundenservice des neuen Brokers. Schick zur Prüfung am besten eine Kopie Deiner alten Abrechnungen oder Deines Steuerreports mit und erklär, auf welche Unstimmigkeiten Du gestoßen bist.
Aber keine Sorge, wenn sich der Übertrag etwas zieht – entscheidend ist, dass am Ende alles stimmt.
Beispiel aus der Praxis
Du hast über einen ETF-Sparplan zehn Anteile für insgesamt 500 € gekauft. Dein durchschnittlicher Einstandskurs liegt also bei 50 €. Im neuen Depot sollte bei diesem ETF ebenfalls ein Einstandskurs von 50 € stehen. Weicht der Kurs deutlich ab – etwa bei 45 € oder 55 €, fehlt vermutlich ein Kauf oder es wurde falsch gerundet.
Wann sich ein Wechsel lohnt
Dein Depot ist zu teuer, bietet nur wenige ETFs oder die App ist unübersichtlich? Dann lohnt sich ein Wechsel – etwa zu einer unserer Depotempfehlungen wie Smartbroker+, Traders Place, Finanzen.net Zero, Scalable Capital (Free Broker), Trade Republic, Flatex oder ING. Mit einem breiten Leistungsspektrum überzeugen außerdem Comdirect, Consorsbank und S Broker.
Übrigens: Wenn Du Dein Depot umziehst, fallen keine Steuern an. Trotzdem gibt’s einen häufigen Fehler, der Dich Geld kosten kann. Mehr dazu liest Du in diesem Beitrag.