Wie gut eine Krypto-Anlageplattform ist, erweist sich erst, wenn man versucht, an die investierten Bitcoins heranzukommen. Die Erfahrungen, die ich in dieser Hinsicht mit bitvavo gemacht habe, waren grotesk: Komplizierte Regeln, zusätzliche Bedingungen, und immer neue Begründungen, warum die Bitcoins
…
angeblich nicht übertragen werden können. Mitte 2022 investiere ich bei bitvavo in bitcoins. Für diese Krypto-Börse hatte ich mich entschieden, weil sie von vielen Seiten empfohlen wurde, u.a. von finanztip, und weil ich mich wohler dabei fühle, Kunde bei einem europäischen Anbieter zu werden (bitvavo sitzt in den Niederlanden). Anfang 2023 möchte ich einige meiner bitcoins auf meine eigene wallet übertragen. bitvavo stellt dafür diverse Anforderungen, u. a. muss zuerst eine Empfänger-Adresse der wallet verifiziert werden - ein komplizierter und aufwändiger Vorgang, der mich das Durchlesen umfangreicher Anleitungen und einige Zeit kostet. Dann der erste Versuch, testweise erst mal einen sehr kleinen bitcoin-Betrag auf meine wallet zu transferieren. Er scheint zu funktionieren, wird dann aber von bitvavo gestoppt ("Transaction paused"). Ich erhalte eine mail vom support und muss erst mal Fragen beantworten: warum ich diese Kryptowährung gekauft habe, auf welche Art von wallet ich überweise, wer mich dabei unterstützt. Trotz umgehender Beantwortung der Fragen (zähneknirschend, denn ich finde, dass bitvavo das nichts angeht) wird mir plötzlich jede weitere Transaktion ("withdrawals as well as deposits") verweigert, mit der Begründung, man habe Hinweise, "you might dealing with a scammer". Verwunderung, Erstaunen, Ärger auf meiner Seite. Seltsamerweise wird der Betrag am nächsten Tag dann doch auf meine wallet übertragen. Dann der nächste Anlauf. Nach diesem Wirrwarr will ich liebe alle meine bitcoins auf meiner eigenen wallet haben. Jetzt erscheint die Fehlermeldung, ein withdrawal sei aus Sicherheitsgründen nicht möglich, weil ich angeblich innerhalb der letzten 24 Stunden die Telefonnummer oder das 2FA-Verfahren geändert hätte, oder innerhalb der letzten 7 Tage die mail-Adresse. Nichts davon stimmt, meine Zugangsdaten sind seit Monaten unverändert. Nach etlichen Tagen mit wiederholten Versuchen, immer der gleichen Fehlermeldung und dann erneuter Kontaktaufnahme zum support verweist bitvavo per mail lapidar auf die bereits mitgeteilte Entscheidung, mein Konto für Übertragungen zu sperren - angeblich "based on a variety of indicators on your account". Welche das sein sollen, wird mir trotz Nachfrage nicht verraten. Weitere Proteste an den support per mail nützen nichts ("... we will not be overturning our decision"), aber immerhin ruft mich kurze Zeit später ein support-Mitarbeiter an. In diesem Telefonat werde ich nochmals ausgefragt: warum ich in bitcoins investiere, woher ich mein Wissen über bitcoins habe, welche wallet ich benutze, etc. Immerhin erhalte ich am Ende des Gesprächs die mündliche Zusage, dass ich meine bitcoins bald übertragen darf. Die nächste mail vom support ist der Hammer: "We have disabled the deposit and withdrawal functionality on your account due to the activity of your nephew on your account." Eine aus der Luft gegriffene Unterstellung! Niemand ausser mir hat jemals auf mein bitvavo-Konto zugegriffen. Im Laufe des vorangegangenen Telefongesprächs hatte ich gesagt - auf die intensiven Nachfragen hin, woher mein Wissen über Kryptowährungen stammt - dass meine Kenntnisse auf Fachliteratur, aus etlichen Internetforen, und auch aus persönlichen Gesprächen mit Menschen resultieren, die bereits praktische Erfahrung mit Kryptos haben, u. a. mit meinem Neffen. Und der support hat mir das Wort im Munde herumgedreht und gegen mich verwendet. Nachdem dieser "Irrtum" von mir richtig gestellt ist, und nachdem ich auch noch eine "relinquishing"-Erklärung abgegeben habe, die bitvavo von jedem Risiko freistellt, soll nun angeblich endlich ein Übertrag der bitcoins möglich sein. Beim nächsten Versuch, bitcoins zu transferieren, gibt es abermals eine Fehlermeldung, diesmal: "Due to security reasons, you can only transfer digital assets or euros 2 minutes after you have logged in." Ich beeile mich, stoppe die Zeit, schaffe es in 90 Sekunden. Trotzdem, die Fehlermeldung bleibt, kein Transfer möglich, auch nach mehreren Versuchen. Wie bitte? Man darf nur maximal 2 Minuten nach dem Einloggen eine Transaktion ausführen?? Was soll das? Diese Bedingung erscheint mir so unplausibel, konstruiert, einfach nur abstrus, dass ich beginne, an der Seriosität dieser Handelsplattform zu zweifeln. Ich will einfach nur noch irgendwie an mein investiertes Geld kommen. So schnell wie möglich verkaufe ich die bei bitvavo angelegten bitcoins - immerhin, das funktioniert - und überweise den Euro-Betrag auf mein Giro-Konto. Viel Aufwand, viel Ärger, viel Schriftverkehr, widersprüchliche Aussagen, irreführende Fehlermeldungen, nicht eingehaltene Zusagen, und schliesslich haltlose Unterstellungen. Nach diesem Nervenkrieg kann ich bitvavo nicht wirklich empfehlen.
Mehr anzeigen