Risikoklassen bei Fonds und ETFs Was ist der richtige Fonds für mich?
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Keine Rendite ohne Risiko. Diese alte Weisheit zur Geldanlage kennst Du sicher. Doch was bedeutet das für Deine Geldanlage? Wie viel Risiko solltest Du eingehen? Wer sich hier überschätzt, dem drohen hohe Verluste. Wer sich aber unterschätzt, lässt sich eine gute Rendite entgehen und das eigene Geld wird schleichend immer weniger.
Deine Geldanlage sollte ein Mix aus Anlageprodukten mit unterschiedlich hohem Risiko sein. Wie Du diesen Mix verschiedener Risikoklassen am besten erstellst, liest Du in unserem Ratgeber zu den Grundzügen der Geldanlage. Verfügst Du bereits über einen ausreichend großen Sicherheitsbaustein aus risikoarmen Anlagen wie Tages- oder Festgeld, kannst Du über die Anlage in Investmentfonds nachdenken. Damit Du als Anleger oder Anlegerin besser weißt, worauf Du Dich mit dem jeweiligen Fonds einlässt, sind sie in sieben Risikoklassen eingeteilt. Diese Klassen und ihre Bedeutung stellen wir Dir in diesem Ratgeber vor.
Mit Investmentfonds kannst Du das Risiko Deiner Geldanlage geringer halten, als wenn Du in einzelne Wertpapiere investierst. Das funktioniert, weil ein Fonds Deine Anlage und damit auch das Risiko, das Du eingehst, breiter streut. Das bedeutet: Statt in ein einzelnes Wertpapier zu investieren, hast Du mit dem Investment in einen Fonds direkt in viele Aktien oder andere Wertpapiere investiert. Du hast Dein Investment damit breiter gestreut, Deine Anlage also diversifiziert.
Wenn Du eine diversifizierte Anlage lange hältst, kannst Du Schwankungen von Börsenkursen aussitzen und das Risiko Deiner Anlage besser wegstecken. Bei Aktien-ETFs empfehlen wir zum Beispiel eine Anlagedauer von mindestens 15 Jahren. Damit sollten sie auch Bestandteil eines risikoarmen Portfolios sein, da sie eine vergleichsweise hohe Rendite einbringen können.
Es gibt verschiedene Arten von Fonds. Du kannst zum Beispiel zwischen Aktienfonds, Rentenfonds, Immobilienfonds, ETFs oder Mischfonds wählen. Sie tragen im Namen, wohin Dein Investment fließen soll. Dabei stehen „Renten“ in Rentenfonds für verzinsliche Wertpapiere oder Anleihen. Mischfonds investieren in unterschiedliche Anlageklassen, zum Beispiel in Aktien und Rentenpapiere.
Hinter ETFs verbergen sich Fonds, die einen Index wie den MSCI World nachbilden. Aktien-ETFs sind für Privatanlegende ein einfacher und günstiger Weg, um an der Börse zu investieren. Mehr über die Möglichkeiten von ETFs liest Du in unserem Ratgeber zu den Indexfonds.
Um Dich für einen Investmentfonds zu entscheiden, solltest Du Dich mit dem Risiko beschäftigen, was sich durch eine Anlage für Dich ergibt. Dabei hilft Dir die Einstufung von Fonds in sieben Risikoklassen. Diese sind in der Richtlinie zu „Markets in Financial Instruments Directive“ (Mifid-2) der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) aufgelistet. Die Richtlinie soll Anlegende besser schützen und den Wettbewerb stärken. Die letzte umfangreiche Überarbeitung fand 2018 statt.
Beachte: Die Mifid-2 dient an der Stelle nur der Orientierung. Es gibt keine gesetzliche oder allgemeingültige Regelung der Anzahl und Struktur von Fondsrisikoklassen. In welche Risikoklasse Dein Fonds oder ETF eingeordnet ist, findest Du in der Regel im jeweiligen Basisinformationsblatt (PRIIPS) auf Vergleichsportalen oder auf der Website des Fondsanbieters.
Risikoklasse 1 ist die sicherste. Hier steht der Erhalt Deines Wertes und dessen Sicherheit im Vordergrund. Fonds der Risikoklasse 1 investieren vorwiegend in festverzinsliche Wertpapiere mit kurzen Laufzeiten oder Restlaufzeiten bis etwa einem Jahr, wie beispielsweise Anleihen. Auch Geldmarktfonds und geldmarktnahe Fonds findest Du in dieser Klasse.
Kurzfristige, geringe Kursschwankungen sind möglich, aber mittel- und langfristig gesehen ist ein Kapitalverlust grundsätzlich unwahrscheinlich. Deswegen eignen sich Fonds dieser Risikoklasse auch für kurzfristige Anlagezeiträume von wenigen Monaten oder ein bis zwei Jahren. Sie haben allerdings eine starke Konkurrenz durch das flexible Tagesgeldkonto. Auch Sparbriefe und Bausparverträge landen in Risikoklasse 1.
Die hohe Sicherheit der Anlagen mit Risikoklasse 1 geht allerdings zulasten der Rendite. So kannst Du bei einem Tagesgeldkonto mit einer durchschnittlichen Rendite von etwa 2 Prozent pro Jahr rechnen. Das ist okay, wenn nur Dein Notgroschen, also Geld, auf das Du für unerwartete Ausgaben schnell zugreifen möchtest, auf dem Tagesgeldkonto liegt und Dein übriges Vermögen besser verzinst ist. Für die langfristige Anlage empfehlen wir zum Beispiel Aktien-ETFs. Sie sind zwar in Risikoklasse 3 oder höher angesiedelt, Du kannst dafür aber mit einer Rendite von etwa 6 Prozent pro Jahr rechnen.
Investmentfonds der Risikoklasse 2 investieren überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere wie Rentenfonds. Investments in dieser Risikoklasse können aber auch Wertpapiere in Fremdwährungen sowie auf kleinere Aktienbeimischungen enthalten. Im Vergleich zur Risikoklasse 1 kannst Du so mehr Zinsen kassieren und mögliche Währungsgewinne mitnehmen. Dem gegenüber stehen Kursrisiken aus Zins- und Währungsschwankungen sowie geringe Bonitätsrisiken. Ein Bonitätsrisiko ist das Risiko, dass der Ausgebende Deines Wertpapiers pleitegeht und Du Dein Geld verlierst.
Derartige Fonds eignen sich insbesondere für mittelfristige Anlagezeiträume von etwa drei bis fünf Jahren oder länger. Beispiele für Geldanlagen mit der Risikoklasse 2 sind Rentenfonds, international anlegende Rentenfonds oder offene Immobilienfonds. Letztere empfehlen wir allerdings nicht. Im Gegenteil: Warum wir der Meinung sind, dass Du Deine Anteile an offenen Immobilienfonds wahrscheinlich besser verkaufen solltest, liest Du im Ratgeber zu den Fonds.
Fonds dieser Risikoklasse wollen eine höhere Rendite der Investments überwiegend aus Gewinnen am Aktienmarkt, am Rentenmarkt und aus Währungsunterschieden realisieren. Daher schwanken die Fonds in dieser Risikoklasse auch stärker. Grund dafür sind die Schwankungen des Zinsniveaus, von Währungen oder Börsenkursen. Hinzukommen, wie in Risikoklasse 2, Bonitätsrisiken.
Fonds aus der Risikoklasse 3 solltest Du mindestens fünf Jahre oder länger anlegen. Bei Aktienfonds empfehlen wir sogar einen Anlagezeitraum von mindestens 15 Jahren. So kannst Du zwischenzeitige Wertverluste aussitzen. Beispiele für solche Fonds sind internationale Rentenfonds mit Bonitätsrisiken oder deutsche und internationale Aktienfonds.
Hohe Renditen kommen leider nie ohne ein erhöhtes Risiko. Fonds der Risikoklasse 4 wollen stärker wachsen und investieren dafür überwiegend in Aktien und andere risikoreichere Wertpapiere. Solide Ertragschancen aus Kurs- und Währungsgewinnen stehen Kursrisiken aus Aktien-, Währungs- und Zinsschwankungen sowie Bonitätsrisiken gegenüber. Bei wachstumsorientierten Fonds ist auch ein Totalverlust des investierten Kapitals möglich.
In Produkte der Risikoklasse 4 solltest Du ebenfalls nur langfristig anlegen. Plane mindestens 15 Jahre ein, um zwischenzeitliche Wertverluste aussitzen zu können. Beispiele für solche Fonds sind Regionen- und Branchenfonds, Fonds, die in Wertpapiere aus Schwellenländern investieren, Nebenwerte oder Rentenfonds mit hohem Risikoprofil.
Risikoklasse 5 zielt auf möglichst hohe Renditen ab. Solche Fonds investieren beispielsweise in Währungsanleihen mit mittlerer Bonität oder Anleihen aus Drittländern. In Risikoklasse 5 landen auch direkt gehandelte Aktien, die auch OTC-Aktien heißen. Die Abkürzung OTC steht dabei für den englischen Begriff „over the counter“. Dabei handelt es sich um Aktien, die dezentral außerhalb der Börse gehandelt werden.
Investierst Du in eine Anlage der Risikoklasse 5, musst Du auf jeden Fall mit Verlusten rechnen. Auf Fonds dieser Art sollten nur sehr erfahrene Anlegerinnen und Anleger zurückgreifen. Ein konkretes Beispiel in Risikoklasse 5 wären ETFs auf Indizes wie den DAX oder den MSCI China.
Mit Risikoklasse 6 bewegen wir uns im spekulativen Bereich. Risikobewusste Anlegerinnen und Anleger können hier hohe Erträge erzielen, aber genauso hohe Verluste – wenn nicht sogar Totalverluste – erleiden.
In dieser Risikoklasse findest Du beispielsweise Optionsscheine, Dividendenfonds oder Kryptowährungen wie den Bitcoin. Wegen der hohen Risiken empfehlen wir solche Anlageformen nicht. Willst Du trotzdem Geld in ein Produkt aus der Risikoklasse 6 oder höher investieren, nutze nur Geld, auf das Du verzichten kannst.
Von den hochspekulativen Fonds der Risikoklasse 7 sollten alle die Finger lassen, die nicht professionell investieren. An dieser Stelle übersteigt das Risiko die Gewinnchancen. Drittländerfonds und Hedgefonds reihen sich in dieser Klasse ein. Ein Investment in solche Fonds benötigt ausreichend Fachwissen. Auch Hebelprodukte und manche Kryptowährungen kannst Du in Risikoklasse 7 finden.
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