Aktive ETFs: Wollen den Markt schlagen
Langfristig: Meist schlechter als ihr Vergleichsindex
Besser: Passive ETFs bleiben günstiger und verlässlicher
Es gibt immer mehr aktive ETFs auf dem Markt – also Fonds, bei denen eine Managerin oder ein Manager die Auswahl trifft und die Du wie Aktien an der Börse handeln kannst. Ihre Anzahl hat sich in den letzten drei Jahren mehr als verdreifacht: 2022 listete die größte deutsche Handelsbörse Xetra noch rund 80 aktive ETFs, in diesem Sommer sind es bereits fast 290.
Ihr Versprechen: Sie sind günstiger, transparenter und einfacher handelbar als klassische aktive Fonds. Gleichzeitig liefern sie eine bessere Rendite als der Marktdurchschnitt. Damit könnten sie das Beste aus der aktiven und passiven Fondswelt vereinen. Wir zeigen, was wirklich hinter diesen Versprechen steckt.
So funktionieren aktive ETFs
Genauso wie klassische aktive Fonds wollen auch aktive ETFs besser als der Marktdurchschnitt performen. Die ETF-Rendite zu optimieren ist Aufgabe des Fondsmanagements, das im Rahmen seiner Vorgaben entscheidet, in welche Wertpapiere investiert wird – z. B. nur in eine bestimmte Branche, nur in Aktien oder Anleihen oder eben Mischformen. Dafür wählt es gezielt Aktien aus, von denen es glaubt, dass sie sich in nächster Zeit besonders gut entwickeln werden.
Letztlich sind aktive ETFs klassische aktive Fonds im neuen Gewand – der größte Unterschied liegt in ihrer Handelbarkeit an der Börse und meist deutlich niedrigeren Gebühren. Mit passivem Investieren, mit dem man ETFs bisher verbindet, haben sie aber nichts zu tun.
Denn passive ETFs bilden einfach nur die Wertentwicklung eines Index (z. B. MSCI World oder FTSE Developed) nach und orientieren sich damit auch bei der Rendite am Marktdurchschnitt – sie wollen weder besser noch schlechter performen. Wer hingegen in einen aktiven ETF investiert, geht eine bewusste Wette gegen den Markt ein, nicht auf ihn.
So gut performen aktive ETFs wirklich
Die Theorie klingt verlockend, aber wie ist es in der Realität? Hier ein Beispiel:
Der "JPM Global Research Enhanced Index ETF" von J.P. Morgan (ISIN: IE00BF4G6Y48) ist aktuell der zweitgrößte aktive ETF am Markt. Der Zusatz „Enhanced“ (dt. ‚verbessert‘) weist darauf hin, dass der ETF auf einem Index – hier dem MSCI World – basiert, dessen Rendite er gezielt optimieren will.
Dafür gewichtet das Fondsmanagement bestimmte Aktien stärker, als sie eigentlich im Index vertreten sind. Für die Auswahl schaut es sich Daten wie die Gewinnmargen und Verschuldungsquoten der Unternehmen an. Ende Juli 2025 hatte der JPM-ETF zum Beispiel 6 % des Vermögens in Nvidia investiert. Im MSCI World betrug der Anteil nur 5,7 %. Nvidia war zu dem Zeitpunkt also leicht übergewichtet.
Ein Blick auf die Renditen zeigt: Der aktive JPM-ETF lief in den vergangenen Jahren tatsächlich etwas besser als ein passiver MSCI-World-ETF. Von Anfang 2020 bis Ende 2024 erreichte er eine Rendite von 13,89 % p. a. Beim besten passiven ETF in unserem ETF-Vergleich waren es “nur” 13,09 % p. a.
Aktives Managen kann auch schiefgehen
Eine Garantie dafür, dass das Fondsmanagement aber auch in Zukunft richtig liegt und seine gezielt ausgewählten Aktien besser abschneiden, gibt es nicht. Nach den Anlagebedingungen ist das Management ziemlich frei und kann auch viel stärker vom MSCI World abweichen. Das kann dann auch schief gehen und für deutlich schlechtere Renditen als der Marktdurchschnitt sorgen.
Beim aktiven JPM-ETF siehst Du das zum Beispiel, wenn Du Dir seine Rendite in den vergangenen Monaten anschaust: Seit Jahresanfang hat der ETF ein Minus von 1,66 % erzielt – ein Stück schlechter als der MSCI World Index, der auf ein Minus von 0,53 % gekommen ist.
Und das ist keine Ausnahme
Auf lange Sicht gelingt es aktiven Fonds äußerst selten, besser als ein Index zu performen, wie der Index-vs-Active-Report des Indexanbieters S&P (sog. SPIVA-Report) bestätigt.
Darin veröffentlicht S&P regelmäßig, wie viele aktiv gemanagte Welt-Aktienfonds schlechter abschneiden als ihr Vergleichsindex, der S&P World. Über zehn Jahre liefen rund 97 % schlechter als der Marktdurchschnitt. Bedeutet im Umkehrschluss: Nicht mal 3 % der aktiven Fonds brachten mehr Rendite als ihr Vergleichsindex.
Hinweis: Aktive ETFs sind noch zu jung, um langfristige Daten ermitteln zu können. Der SPIVA-Report bezieht sich daher auf klassische aktive Fonds. Seine Erkenntnisse lassen sich aber auf aktive ETFs übertragen, da sie dieselbe Anlagestrategie verfolgen: den Markt zu schlagen.
So viel kosten aktive ETFs
Aktive ETFs sind deutlich günstiger als klassische aktive Fonds. Die laufenden Kosten der bei Xetra handelbaren aktiven ETFs betragen im Schnitt 0,37 % pro Jahr. Beim o. g. JPM-ETF sind es sogar nur 0,23 % pro Jahr.
Zum Vergleich: Bei klassischen aktiven Fonds, die nicht über die Börse, sondern eine Fondsgesellschaft oder Bank gehandelt werden, sind laufende Kosten von über 1 % pro Jahr die Regel. Teilweise liegen sie sogar über 2 %. Häufig kommen noch Ausgabeaufschläge und Rücknahmegebühren dazu.
Hier können aktive ETFs zwar punkten, aber:
Passive ETFs sind nochmal etwas günstiger. Die laufenden Kosten aller handelbaren passiven ETFs bei Xetra betragen im Schnitt nur 0,27 % pro Jahr. Einige von uns empfohlene Aktien-ETFs haben sogar nur laufende Kosten von 0,1 %.
Der Grund: Eine aktive Strategie kostet mehr Geld, weil das Fondsmanagement den Markt beobachtet und seine Strategie permanent an aktuelle Entwicklungen anpassen muss. Bei einem ETF, der starr einen Index nachbildet, fallen solche Aufwände und damit Kosten weg.
Unsere Empfehlung: Investier passiv
Zwar ähneln sich Kosten und Transparenz bei aktiven und passiven ETFs. Die Wahrscheinlichkeit, dass Du mit einer aktiven Strategie langfristig schlechter abschneidest als der Marktdurchschnitt, bleibt aber ziemlich hoch. Und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass es schlechter läuft als mit einem passiven ETF.
Beim Vermögensbau kannst Du Dich also weiterhin entspannt auf eine passive Anlagestrategie verlassen – ohne etwas zu verpassen. Wir empfehlen Dir ETFs, die Weltindizes wie den MSCI World oder FTSE All-World abbilden. Eine Übersicht gibt Dir unser ETF-Vergleich.
Damit Du Aktien-ETFs kaufen kannst, brauchst Du ein Wertpapierdepot. Mit unserem Depot-Vergleich kannst Du Dir einen Überblick über unsere Empfehlungen verschaffen. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis gibt es bei Smartbroker+ und Traders Place.