Lebensversicherung beitragsfrei stellen Du möchtest die Beiträge aussetzen? Diese Möglichkeiten gibt es
Finanztip-Experte für Vorsorge
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Du hast aktuell einen finanziellen Engpass? Dann kannst Du Deine Beiträge für Deine private Lebens- oder Rentenversicherung aussetzen, um Deine monatlichen Ausgaben zu senken. Im Fachjargon heißt das, den Vertrag beitragsfrei stellen.
Es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten, die jeweils unterschiedlich funktionieren und sich unterschiedlich auf den Vertrag auswirken. Darüber hinaus gibt es ein paar Alternativen, die wir Dir in diesem Text erläutern.
Schon einmal kurz und knackig vorweg: Welche Variante die beste für Dich ist, ergibt sich aus Deiner Lebenssituation, Deinem Vertrag und daraus, wie lange er noch läuft.
Grundsätzlich kannst Du die Einzahlungen in Deine Lebens- oder Rentenversicherung jederzeit stoppen. Du musst dafür nur Deinem Versicherer Bescheid geben und Dein Vertrag wird beitragsfrei gestellt. Umgangssprachlich sagt man auch, der Vertrag wird stillgelegt.
Genau so einfach kannst Du die Zahlungen meist auch wieder aufnehmen. Es ist dabei nicht notwendig, dass Du im Vorhinein genau weißt, wie lange Du keine Beiträge zahlen wirst.
Bei manchen Verträgen musst Du erst eine Mindestversicherungssumme erreichen, bevor Du sie beitragsfrei stellen kannst. Diesen Wert findest Du in Deinem Versicherungsschein oder in den Versicherungsbedingungen.
Fließt weniger Geld in den Vertrag, bekommst Du am Ende auch weniger ausgezahlt beziehungsweise weniger Rente als prognostiziert. Auch die Auszahlung im Todesfall wäre geringer.
Stellst Du Deinen Vertrag beitragsfrei, entwickelt sich das Geld ganz normal weiter. Bei einem klassischen Vertrag bekommst Du weiterhin Zinsen. Bei einem fondsgebundenen Vertrag, in dem also Wertpapiere stecken, erwirtschaftet Dein Guthaben weiterhin Rendite. Gleichzeitig laufen auch die Verwaltungskosten weiter. Bei manchen Anbietern verringern sie sich ein bisschen, da die Einzahlungen wegfallen.
Achtung: Hast Du noch einen alten Versicherungsvertrag, der vor 2005 abgeschlossen wurde, ist es selten sinnvoll, die Beiträge auszusetzen. Denn jede Änderung an Deinem ursprünglichen Vertrag kann dazu führen, dass Du einen großen Vorteil verlierst: die Steuerfreiheit in der Auszahlung.
Ebenfalls aufpassen solltest Du, wenn Du eingeschlossene Zusatzversicherungen hast, beispielsweise eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine Unfallversicherung. Denn wenn Du keine Beiträge zahlst, liegen auch sie auf Eis. Du bist in diesem Zeitraum dann nicht abgesichert.
Dazu kommt, dass manche Versicherer nach einer Beitragsfreistellung eine erneute Risikoprüfung für die Zusatzversicherung durchführen. Sie könnte aufgrund von Zuschlägen teurer werden oder im Worst Case kannst Du sie gar nicht wieder aufnehmen. Erkundige Dich daher vor der Beitragsfreistellung bei Deinem Versicherer, ob Du die Zusatzversicherungen auskoppeln und in einem eigenen Vertrag weiterführen kannst. Diese Problematik ist übrigens einer der Hauptgründe, warum wir Dir bei Finanztip empfehlen, wichtige Versicherungen immer einzeln und nicht im Verbund mit anderen Finanzprodukten abzuschließen.
Darüber hinaus kläre zur Beitragsfreistellung im Vorfeld diese Fragen:
Solltest Du nur einen kurzen finanziellen Engpass überbrücken müssen, hast Du zwei Alternativen zur Beitragsfreistellung. Du kannst Deine Beiträge entweder stunden, also auf später verschieben, oder Überschüsse aus dem Vertrag für die Einzahlungen nutzen.
Im Gegensatz zur Beitragsfreistellung läuft Dein Vertrag beim Stunden der Beiträge oder beim Zahlen aus den Überschüssen weiter. Der Schutz eingeschlossener Zusatzversicherungen bleibt in diesem Fall erhalten.
Bei vielen Versicherungsverträgen kannst Du die Beiträge stunden. Das funktioniert meist für einen begrenzten Zeitraum. In dieser Zeit musst Du kein Geld zahlen. Anschließend sind aber alle aufgeschobenen Beiträge fällig. Du zahlst sie dann nach, meist in mehreren Raten.
Das Stunden der Beiträge ist nur sinnvoll, wenn Dein finanzieller Engpass vorübergehend und das Ende absehbar ist. Beispielsweise, wenn Du wegen einer großen Ausgabe ein paar Monate weniger Geld zum Sparen zur Verfügung hast oder Du kurzzeitig arbeitslos bist.
Erkundige Dich vorher bei Deinem Anbieter, wie lange Du die Beiträge stunden kannst. Manche Anbieter nehmen für die Zeit, um die Du die Zahlungen nach hinten schiebst, Zinsen. Die musst Du dann zusätzlich zahlen. Manche Anbieter erlassen diese bei triftigen Gründen, zum Beispiel Arbeitslosigkeit. Wiederum andere Anbieter verzichten komplett auf Stundungszinsen. Darüber hinaus ist bei jedem Versicherer unterschiedlich, wie und in welchem Zeitraum Du die Beiträge nachzahlen musst.
Läuft Dein Vertrag schon viele Jahre, kannst Du die Beiträge für einige Zeit aus den angesammelten Überschüssen zahlen. Du musst dieses Geld später nicht nachzahlen. Das funktioniert aber nur, bis die gutgeschriebenen Überschüsse aufgebraucht sind.
Bei dieser Variante wird die Auszahlung zum Vertragsende geringer ausfallen als der zuletzt prognostizierte Wert. Denn die Überschüsse werden jährlich bereits zu Deinem Guthaben hinzugerechnet. Wenn Du sie allerdings für die Zahlung Deiner Beiträge verwendest, verringert sich die Auszahlungssumme.
Kläre mit Deinem Versicherer, wie lange die Beiträge bei Deinem Vertrag aus den Überschüssen bezahlt werden können. Frag außerdem nach, wie sich dadurch Deine spätere Auszahlung verändert.
Bei vielen neueren Verträgen hast du die Möglichkeit, Deine Beiträge in der Höhe anzupassen – sowohl nach unten als auch nach oben. Es gibt allerdings bei jedem Versicherer eine Mindestgrenze für Einzahlungen, beispielsweise fünf Euro pro Monat oder 25 Euro im Quartal.
Hinweis: Wenn Du Deinen Beitrag erhöhst, musst Du erneut Abschlusskosten zahlen, und zwar berechnet auf die Differenz zwischen altem und neuem Beitrag. Das Geld geht als Provision an den Vermittler des Vertrags. Es ergibt also wenig Sinn, den Beitrag erst zu erhöhen und dann später wieder zu senken. Denn dann hast Du manche Kosten umsonst gezahlt. Wenn Du Deine Einzahlungen aufstockst, dann also am besten in kleinen Schritten.
Bei älteren Lebensversicherungen ist das Verändern der Beiträge nicht so einfach. Denn bereits beim Abschluss wird eine konkrete Zielsumme festgelegt, die sogenannte Ablaufleistung. Wenn Du Deine Einzahlungen reduzierst, kann sie nicht mehr erreicht werden. Dementsprechend musst Du Deinen Anbieter bitten, die Versicherungssumme zu reduzieren. Dadurch verringert sich Dein Beitrag, allerdings auch Deine Todesfallsumme.
Alternativ kannst Du auch Vertragsbestandteile oder Zusatzversicherungen kündigen, sofern Du den Schutz nicht mehr brauchst. Auch das senkt den Beitrag zu Deiner Lebensversicherung. Auf die Berufsunfähigkeitsversicherung solltest Du aber nicht verzichten. Frag Deinen Versicherer, ob Du sie separat weiterführen kannst.
Darüber hinaus gibt es noch einen anderen Ansatz zur Reduzierung der Beiträge: Du kannst für einen kurzen Zeitraum lediglich die Risikobeiträge zahlen und die Sparbeiträge aussetzen. Da der Sparbeitrag meist den größeren Teil ausmacht, sollten sich Deine Beiträge dadurch deutlich verringern. Wie viel genau Du dann noch monatlich einzahlen würdest, kann Dir Dein Versicherer ausrechnen.
Zwar verringert sich beim Aussetzen des Sparbeitrags wie beim Zahlen der Beiträge aus Überschüssen die Ablaufleistung der Lebensversicherung, aber immerhin bleibt auch bei dieser Variante der Schutz gegen mitversicherte Risiken bestehen.
Hinweis: Meist ergibt dieses Vorgehen nur kurzfristig Sinn. Bevor Du Dich langfristig für diesen Weg entscheidest, solltest Du prüfen, ob eine separate Risikolebensversicherung als Todesfallschutz preiswerter wäre. In diesem Fall könntest Du Deine bestehende Versicherung verkaufen und eine separate Risikolebensversicherung abschließen.
In vielen Lebens- und Rentenversicherungen ist eine regelmäßige Beitragserhöhung vereinbart, die sogenannte Dynamik. Diese kannst Du aus Deinem Vertrag herausnehmen lassen. Dadurch verhinderst Du, dass Deine Beiträge jedes Jahr steigen.
Die Dynamik hat den Zweck, die Versicherungssumme regelmäßig zu erhöhen und damit an die Inflation anzupassen. Wie bei Beitragserhöhungen auf Deinen Wunsch fallen auch bei jeder Dynamisierung der Einzahlungen Abschlusskosten an. Lässt Du die Dynamik aus Deinem Vertrag streichen, sparst Du also nicht nur bei den Beiträgen, sondern auch bei den Kosten.
Die Beiträge kannst Du ebenfalls senken, wenn Du Zusatzversicherungen aus Deinem Vertrag kündigst. Auf die Berufsunfähigkeitsversicherung solltest Du aber nicht verzichten. Einen Zusatzschutz bei Unfalltod kannst Du hingegen kündigen. Dieser Zusatz ist meist überflüssig. Möchtest Du Deine Familie besser absichern, solltest Du die Preise für eine separate Risikolebensversicherung vergleichen.
Wenn Du jetzt schon weißt, dass Du die Zahlung der Beiträge nicht wieder aufnehmen möchtest, gibt es zwei Alternativen zum Aussetzen der Beiträge: den Vertrag kündigen oder den Vertrag verkaufen.
Grundsätzlich kannst Du Deinen Vertrag dauerhaft beitragsfrei stellen und bis zum Vertragsende nicht mehr einzahlen (§ 165 VVG). Das ist besonders interessant, wenn Dein Vertrag nur noch wenige Jahre oder Monate läuft. Zwar verringert sich dadurch die Summe, die Dir der Versicherer später auszahlt, aber immerhin kannst Du zum Vertragsende noch den Schlussüberschuss erhalten. Der macht noch einmal einen großen Teil der Zinserträge Deines Vertrags aus.
Läuft Dein Vertrag noch etwas länger, kann es sinnvoll sein, ihn stattdessen zu verkaufen. Welche Verträge von speziellen Ankäufern angenommen werden, liest Du in unserem Ratgeber Lebensversicherung verkaufen.
Ist der Vertrag noch recht neu und hat einen schlechten Garantiezins, kann es sich lohnen, den Vertrag zu kündigen. Vor allem innerhalb der ersten fünf Jahre, wenn Du noch nicht die kompletten Abschlusskosten gezahlt hast, kommst Du so noch glimpflich aus dem Vertrag und mit einem Schrecken davon. Denn heutige Versicherungen zum Sparen kosten viel und bringen wenig.
Das Geld, dass Du bei Verkauf oder Kündigung bekommst, kannst Du dann in eine eigene, flexible Altersvorsorge investieren. Zum Beispiel in ein eigenes Depot mit einem kostengünstigen Sparplan. Wie Du dabei vorgehst, erklären wir Dir in unserem Text zum ETF-Sparen.
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