Lebensversicherung Die Familie absichern, für die Rente sparen oder beides
Finanztip-Experte für Vorsorge
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Die eigene Familie finanziell abgesichert zu wissen, für das Alter zu sparen oder beides auf einmal – mit einer Lebensversicherung ist all das möglich. Doch welche ist in Deiner Situation die richtige? Und lohnt sie sich überhaupt? Bei den unterschiedlichen Varianten den Überblick zu behalten, ist nicht immer leicht. Wir erklären, wann Du eine Lebensversicherung brauchst und auf welche Verträge Du getrost verzichten kannst.
Neu: Die Bafin kritisiert zu hohe Effektivkosten. Demnach sind viele Lebensversicherungen – insbesondere fondsgebundene – zu teuer. Teilweise sehen die Verträge Kosten in Höhe von 4 Prozent im Jahr vor. Wirft der Vertrag keine entsprechend hohe Rendite ab, verlierst Du im schlimmsten Fall einen Teil Deines Geldes.
Der Tod eines Elternteils oder Partners bringt für Familien neben dem emotionalen Schmerz häufig auch eine finanzielle Ungewissheit mit sich. Zumindest vor Letzterem kannst Du Deine Lieben bewahren.
Eine Risikolebensversicherung fängt Deine Angehörigen finanziell auf, falls Du plötzlich versterben solltest. Daher ist sie besonders sinnvoll, wenn Deine Familie stark auf Dein Einkommen angewiesen ist.
Als Eigenheimbesitzer mit einem laufenden Hauskredit solltest Du ebenfalls eine Risikolebensversicherung haben. Denn wenn Du stirbst, kann die Baufinanzierung gefährdet sein, wenn Deine Hinterbliebenen die Finanzierungsrate nicht allein aufbringen können. Im schlimmsten Fall kann Deine Familie die Immobilie nicht mehr halten und muss aus Eurem Zuhause ausziehen.
Stirbt die versicherte Person, zahlt die Versicherung eine vorab vereinbarte Summe an die Begünstigten – allerdings nur dann, wenn der Tod auch während der Vertragslaufzeit eingetreten ist.
Grundsätzlich gilt: Je länger der Vertrag läuft, desto teurer ist er.
Dennoch sollte die Risikoleben, wie der Vertrag umgangssprachlich genannt wird, mindestens so lange laufen, bis der Hauskredit abgezahlt ist oder die Kinder alt genug sind, um finanziell für sich selbst zu sorgen. Falls Du es Dir erlauben kannst, solltest Du den Vertrag sogar ein paar Jahre länger laufen lassen. So gibt es einen Zeitpuffer, falls in Eurem Leben finanziell doch etwas nicht wie geplant läuft.
Wie hoch die Versicherungssumme sein sollte, hängt von Deinen persönlichen Lebensumständen ab. Wie sieht Deine familiäre Situation aus? Hast Du bereits Geld zur Seite gelegt? Wie hoch ist das Einkommen Deines Partners? Ist es realistisch, dass Dein Partner weiterhin Vollzeit arbeitet und die Betreuung Eurer Kinder übernimmt, falls Dir etwas passiert?
Über die genannten Fragen solltest Du unbedingt nachdenken, wenn Du eine mögliche Versicherungssumme ermittelst. Natürlich spielt auch der Beitrag eine Rolle. Am besten berechnest Du bei den von uns empfohlenen Anbietern einfach mal, was Dich die Versicherung in verschiedenen Varianten kosten würde. Anfangen kannst Du zum Beispiel mit einer Versicherungssumme von 150.000 Euro. Möchtest Du hingegen eine Immobilienfinanzierung absichern, solltest Du Dich an der Höhe und Laufzeit des Kredits orientieren.
Wie viel Dich eine Risikolebensversicherung kostet, hängt davon ab, wie lange der Vertrag läuft und wie hoch die Versicherungssumme ist. Ein weiterer Kostentreiber ist Dein Gesundheitszustand. Leidest Du an Übergewicht oder Bluthochdruck, erhöht das den Versicherungsbetrag. Rauchen kommt Dich bei den meisten Anbietern besonders teuer. Denn statistisch gesehen führt eine ungesunde Lebensweise schneller zum Tod. Für den Versicherer steigt damit das Risiko, dass Du während der Vertragslaufzeit stirbst und er zahlen muss. Und dieses Risiko lässt er sich von Dir entsprechend bezahlen.
Auch für extreme Sportarten oder gefährliche Hobbies wie Fallschirmspringen zahlst Du beim Versicherer drauf. Das gleiche gilt, falls Du kürzlich schwer krank warst. Auch dann wirst Du es nicht einfach haben, eine Lebensversicherung zu bekommen.
Wie diese sogenannten Risikofaktoren gewichtet werden, entscheidet jede Versicherung für sich. Einige nehmen beispielsweise erst bei sehr hohem Übergewicht einen Zuschlag.
Die klassische Lebensversicherung, auch Kapitallebensversicherung genannt, kombiniert einen langfristigen Sparvertrag und Hinterbliebenenschutz. Was früher als beliebte und gut verzinste Geldanlage galt, ist heute nur noch wenig attraktiv: zu teuer, zu niedrig verzinst, zu intransparent. Finanztip rät davon ab, neue Lebensversicherungen abzuschließen.
In der Praxis werden reine Kapitallebensversicherungen ohnehin kaum noch angeboten. Die Versicherungsvermittler werben heutzutage eher für private Rentenversicherungen, bei denen die Kunden am Ende der Sparzeit statt einer Auszahlung des gesamten Guthabens auch eine lebenslange Rente wählen können. Mehr Informationen dazu findest Du weiter unten in diesem Text.
In der Regel zahlst Du monatlich oder jährlich in die Kapitallebensversicherung ein – über Jahrzehnte hinweg. Einen Teil dieses Beitrags legt der Versicherer für den Todesfallschutz beiseite, ein weiterer geht für die Kosten drauf. Den Rest legt die Versicherung dann an. Für die klassische Kapitallebensversicherung gilt dabei ein fester Zins, der sogenannte Höchstrechnungszins. Diesen legt der Gesetzgeber jährlich neu fest.
Derzeit garantieren die Anbieter einen Zins von 0,25 Prozent auf den Sparanteil (2021: 0,9 Prozent). Investiert die Versicherung Deine Einzahlungen klug, sind zusätzliche Überschüsse für Dich drin.
Nach Vertragsende bekommst Du die verzinste Summe samt Überschüssen ausgezahlt. Solltest Du vorher sterben, geht die Versicherungssumme an Deine Hinterbliebenen.
Die anhaltenden Niedrigzinsen erschweren es den Anbietern, das Geld der Versicherten gewinnbringend anzulegen. Daher steigen mittlerweile viele aus dem Geschäft der Kapitallebensversicherungen aus und bieten nur noch Verträge ohne Garantiezins an. Ein Beispiel dafür sind Indexpolicen.
Auch viele Kunden ziehen eine Kündigung in Betracht, weil ihre Lebensversicherung nicht die gewünschte Rendite abwirft oder auf Dauer zu teuer ist. Bei einer Kündigung verlierst Du jedoch ordentlich Geld. Der Anbieter zahlt nämlich nur den aktuellen Rückkaufswert zurück. Dieser reicht nicht annähernd an die Summe heran, die durch die eingezahlten Beiträge zusammengekommen ist. Ein besserer Weg ist, die Lebensversicherung zu verkaufen. Der Ankäufer zahlt in der Regel den Rückkaufswert plus einen Aufschlag von durchschnittlich 2 bis 4 Prozent.
Solltest Du Deine Beiträge mal nicht zahlen können, willst das Geld aber weiterhin im Vertrag lassen, dann kannst Du die Lebensversicherung auch beitragsfrei stellen. Kurzfristig kann das helfen, finanzielle Engpässe zu überbrücken.
Die klassische Rentenversicherung ist sozusagen die Verlängerung der klassischen Lebensversicherung: Der Versicherer zahlt Dir Dein angespartes Geld nicht auf einen Schlag aus, sondern als lebenslange Rente. Damit scheint die private Rentenversicherung eigentlich eine sinnvolle Ergänzung zur gesetzlichen Rente zu sein.
Tatsächlich lohnt sich diese Variante der private Altersvorsorge aber nur, wenn Du überdurchschnittlich alt wirst. Denn die Rentenzahlung endet grundsätzlich mit dem Tod. Manche Verträge sehen zusätzlich eine Rentengarantiezeit vor, bei der ein Teil des angesparten Geldes an die Hinterbliebenen ausgezahlt wird. Trotzdem „verfällt“ dann ein Teil des angesparten Kapitals.
Anders sieht es aus, wenn Du sehr alt wirst. Dann bekommst Du mehr Geld als Rente ausgezahlt, als Du vorher angespart hast. Weil dieser Fall aber selten ist, empfiehlt Finanztip, bei der Altersvorsorge auf günstigere und bessere Alternativen zu setzen wie Indexfonds oder staatlich geförderte Riester- und Rürup-Verträge.
Die private Rentenversicherung besteht aus zwei Phasen: der Ansparphase und der Rentenphase. In der ersten Phase spart die Versicherung einen Teil Deiner monatlich oder jährlich eingezahlten Beiträge an und verzinst diese. Wie bei der klassischen Kapitallebensversicherung garantiert Dir die Versicherung lediglich eine Verzinsung von aktuell 0,25 Prozent (2021: 0,9 Prozent). Bestenfalls kannst Du noch mit einer Überschussbeteiligung rechnen. Zu Beginn der Rentenphase zahlt Dir der Anbieter die verzinste Summe aus. In der Regel kannst Du Dir aussuchen, ob Du den gesamten Betrag auf einmal ausgezahlt haben möchtest oder Dir eine monatlich gleichbleibende lebenslange Rente lieber ist.
Grundsätzlich gibt es zwei Formen, wie Du mit der privaten Rentenversicherung für Dein Alter vorsorgst. Entweder überweist Du über Jahre hinweg regelmäßig Deine Beiträge an den Versicherer. Ab dem vereinbarten Rentenbeginn zahlt Dir dann der Anbieter das angesparte Kapital als monatliche Rente aus oder als Einmalbetrag. Oder Du entscheidest Dich für eine Rente nach Einmalzahlung. Hierbei zahlt Dir der Versicherer monatlich eine Sofortrente, nachdem Du einmalig einen hohen Betrag eingezahlt hast. Entscheidest Du Dich für diese Variante, kannst Du Dir das Geld nur als lebenslange Rente auszahlen lassen.
Eine fondsgebundene Lebensversicherung kombiniert, wie auch die Kapitallebensversicherung, die Absicherung für den Todesfall mit einem langfristigen Sparprodukt.
Der Unterschied: Bei fondsgebundenen Verträgen investiert die Versicherung mindestens einen Teil der Beiträge in Investmentfonds, die Du selbst auswählst. Dadurch ist die Renditechance höher; eine Mindestverzinsung gibt es jedoch nicht.
Nach Ablauf der Vertragslaufzeit zahlt Dir die Versicherung lediglich das aus, was der Fonds über die Jahre hinweg erwirtschaftet hat. Zusätzlich geht ein weiterer Teil Deiner Beitragszahlungen in die Risikolebensversicherung. In vielen dieser Verträge ist der vereinbarte Todesfallschutz aber unzureichend. Daher ist es sinnvoller, Aktiensparen und Todesfallschutz zu trennen. Das geht zum Beispiel, indem Du Dir ein Wertpapierdepot mit günstigen Indexfonds zulegst und daneben eine Risikolebensversicherung abschließt.
Die Bafin hat in einer Studie aus 2021 mehrere Lebensversicherer nach den sogenannten Effektivkosten befragt: Dazu gehören neben Verwaltungsgebühren auch Abschluss-, Vertriebs- und Fondskosten. Das Ergebnis: Viele fondsgebundene Lebensversicherungen sind zu teuer. Teilweise verlangen die Versicherer Effektivkosten von über 4 Prozent. Bei einer angesparten Summe von 30.000 Euro sind das 1.200 Euro im Jahr. Wirft der Vertrag keine entsprechend hohe Rendite ab, fressen die Kosten im schlimmsten Fall einen Teil Deines Ersparten auf.
Weiterer Kritikpunkt: Die Fondsgesellschaften zahlen hohe Rückvergütungen an Versicherer und Vermittler. Das funktioniert so: Du zahlst jährlich Gebühren an die Fondsgesellschaft, damit diese Deinen Investmentfonds verwaltet – etwa 1,5 bis 2 Prozent des angelegten Vermögens. Ein Teil davon fließt oft wieder an die Versicherer und Vermittler zurück. Das nennt sich auch Kickbacks. Nur bei einem Viertel der Produkte kommen diese Rückvergütungen vollständig wieder beim Versicherten an. Und in 20 Prozent der Verträge werden die Kunden überhaupt nicht an den Rückvergütungen beteiligt. Mit anderen Worten: Du zahlst also mit Deinem Geld die Rückvergütungen und Provisionen der Versicherer und Vermittler.
Die Bafin sieht darin außerdem ein hohes Risiko, dass Vermittler und Vertriebe nicht die Versicherung verkaufen, die zum Kunden passt – sondern die Versicherung, die mit besonders hohen Provisionen und Rückvergütungen winkt.
Durch schwankende Kurse besteht die Gefahr, dass der Vertrag in einer Zeit niedriger Börsenkurse endet. Dann wäre die auszuzahlende Summe eher gering. Daher solltest Du die ausgewählten Fonds regelmäßig überprüfen. Falls nötig, kannst Du die schlecht laufenden Aktienfonds gegen gute und günstige Angebote austauschen.
Wenn Du als versicherte Person stirbst, erhalten Deine Hinterbliebenen einen garantierten Betrag. Sind die Fondsanteile mehr wert als die festgelegte Summe, geht auch der Überschuss in der Regel an die Angehörigen.
Bei der fondsgebundenen Rentenversicherung investiert die Versicherung einen Teil Deiner Beträge in einen oder mehrere Fonds. Diese kannst Du häufig selbst auswählen. Wie bei der fondsgebundenen Lebensversicherung ergeben sich so höhere Renditechancen. Gleichzeitig steigt aber auch das Verlustrisiko. Da Dir der Versicherer keine Mindestsumme garantiert, trägst Du das Risiko schwankender Aktienkurse allein.
Wir empfehlen eine fondsgebundene Rentenversicherung ausschließlich als Nettopolice, bei der keine Abschlusskosten fällig werden und die günstige ETFs enthält.
Wenn Du einen passenden Sparplan suchst, unterstützt Dich der Finanztip-Sparplanrechner dabei.
Eine indexgebundene Renten- oder Lebensversicherung, auch Indexpolice genannt, funktioniert ähnlich wie eine klassische Lebens- oder Rentenversicherung. Neu an dieser Variante ist, dass die Versicherer erwirtschaftete Überschlüsse am Aktienmarkt investieren, indem sie Optionen auf einen Aktienindex kaufen. Das kann zum Beispiel der deutsche Aktienindex Dax oder ein europäischer Index wie der Eurostoxx50 sein. Die Funktionsweise der Indexpolicen ist sehr komplex und für Laien nur schwer zu durchschauen.
Ob dieses Modell mehr Rendite für die Kunden bringt, lässt sich deshalb nur schwer einschätzen und hängt von den monatlichen Gewinnen oder Verlusten des Indexkurses ab. Ein weiteres Manko: Mögliche Gewinne sind gedeckelt durch einen sogenannten Cap, den die Anbieter jährlich neu festlegen. Verluste hingegen trägst Du als Versicherter allein. Hohe Kosten für Vertrieb und Verwaltung schmälern zusätzlich die Rendite. Lediglich die eingezahlten Beiträge garantiert Dir die Versicherung.
* Was der Stern bedeutet:
Finanztip ist kein gewöhnliches Unternehmen, sondern gehört zu 100 Prozent zur gemeinnützigen Finanztip Stiftung. Die hat den Auftrag, die Finanzbildung in Deutschland zu fördern. Alle Gewinne, die Finanztip ausschüttet, gehen an die Stiftung und werden dort für gemeinnützige Projekte verwendet – wie etwa unsere Bildungsinitiative Finanztip Schule.
Wir wollen mit unseren Empfehlungen möglichst vielen Menschen helfen, eigenständig die für sie richtigen Finanzentscheidungen zu treffen. Daher sind unsere Inhalte kostenlos im Netz verfügbar. Wir finanzieren unsere aufwändige Arbeit mit sogenannten Affiliate Links. Diese Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen (*).
Bei Finanztip handhaben wir Affiliate Links jedoch anders als andere Websites. Wir verlinken ausschließlich auf Produkte, die vorher von unserer unabhängigen Experten-Redaktion ausführlich analysiert und empfohlen wurden. Nur dann kann der entsprechende Anbieter einen Link zu diesem Angebot setzen lassen. Geld bekommen wir, wenn Du auf einen solchen Link klickst oder beim Anbieter einen Vertrag abschließt.
Für uns als gemeinwohlorientiertes Unternehmen hat es natürlich keinen Einfluss auf die Empfehlungen, ob und in welcher Höhe uns ein Anbieter vergütet. Was Dir unsere Experten empfehlen, hängt allein davon ab, ob ein Angebot gut für Dich als Verbraucher ist.
Mehr Informationen über unsere Arbeitsweise findest Du auf unserer Über-uns-Seite.
Klickst Du auf eine Empfehlung mit *, unterstützt das unsere Arbeit. Finanztip bekommt dann eine Vergütung. Empfehlungen sind aufwändig recherchiert und basieren auf den strengen Kriterien der Finanztip-Expertenredaktion. Mehr Infos