Le­bens­ver­si­che­rung - Indexpolice Was die neuen Lebens- und Ren­ten­ver­si­che­rungen taugen

Martin_Klotz
Martin Klotz
Finanztip-Experte für Vorsorge

Das Wichtigste in Kürze

  • Weil immer weniger Kunden herkömmliche Kapitallebens- und Ren­ten­ver­si­che­rungen abschließen, bieten die Versicherer eine neue Variante an: die Indexpolice.
  • Dabei verwenden die Versicherer die über die Garantien hinaus erwirtschafteten Überschüsse, um den Vertrag an der Entwicklung eines Aktienindex zu beteiligen. Das soll langfristig mehr Rendite als festverzinsliche Anlageformen bringen.
  • Die Rendite-Chancen erkauft sich der Sparer durch geringere Sicherheiten: Der Versicherer bietet meist keinen Garantiezins mehr, er garantiert lediglich die eingezahlten Beiträge zum vereinbarten Vertragsende.
  • Die Struktur der Indexpolicen ist häufig undurchsichtig, die hohen Abschluss- und Verwaltungskosten rechnen sich meist nicht.
  • Im Schnitt kann man bei einer Indexpolice keine höhere Rendite als bei klassischen Ren­ten­ver­si­che­rungen erwarten.
  • Wir raten von einem Abschluss ab und empfehlen alternative Anlageformen wie einen ETF-Sparplan oder eine Riester-Rente.

Klassische Le­bens­ver­si­che­rungsprodukte haben erheblich an Attraktivität verloren. Sogar die Ver­si­che­rungen selbst nehmen das Produkt langsam aus ihrem Programm. Kapitalbildende Le­bens­ver­si­che­rung­en werfen für Versicherte kaum noch etwas ab, weil die Zinsen niedrig und die Kosten zu hoch sind. Und auch die Ver­si­che­rungen haben mit den Folgen der Niedrigzinsen zu kämpfen. Darüber hinaus fallen bei solchen Sparverträgen hohe Kosten an. Ein Abschluss lohnt sich daher selbst bei langen Laufzeiten nicht mehr.

Deshalb bieten viele Ver­si­che­rungen nun ein anderes Produkt an: die indexgebundene Ren­ten­ver­si­che­rung, kurz Indexpolice. Diese verspricht den Erhalt der Beiträge und gleichzeitig eine Chance auf hohe Rendite. Hauptsächlich ist die Ver­si­che­rung aber kompliziert und die Rendite vorab kaum einschätzbar.

Beteiligung an Aktien statt Garantiezins

Die anhaltend niedrigen Zinsen stellen auch die Versicherer vor Probleme. Zunächst ist da der Bestand an alten Verträgen, bei denen noch hohe Zinsen garantiert sind. So wurden etwa bei Abschlüssen in den Jahren 1994 bis 1999 üblicherweise 4 Prozent zugesichert. Und weil die Verträge meist über mehrere Jahrzehnte laufen, muss diese Rendite auch heute noch erwirtschaftet werden.

Die Ver­si­che­rungsaufsicht verlangt, dass die Unternehmen einen zusätzlichen Spar-Topf anlegen, um solche Garantien aus der Vergangenheit auch gegenwärtig noch zu bedienen. Es handelt sich dabei um die sogenannte Zinszusatzreserve. Diese Reserve stellen die Versicherer auf Kosten der Überschüsse bereit, mit denen sie in der Vergangenheit um Kunden geworben haben.

Der branchenweit einheitliche Garantiezins beim Neuabschluss einer kapitalbildenden Le­bens­ver­si­che­rung liegt seit dem 1. Januar 2015 bei gerade einmal 1,25 Prozent, 2017 soll er auf 0,9 Prozent sinken. Aus Sicht der Versicherer handelt es sich dabei noch immer um ein langfristiges Versprechen, das es zu erfüllen gilt. Auch für die neu eingegangenen Garantien müssen sich die Unternehmen zur Sicherheit mit zusätzlichem Kapital eindecken. Seit Anfang 2016 gelten dafür strengere Maßstäbe. Das Regelwerk, in dem diese Bestimmungen enthalten sind, heißt Solvency II.

Aus diesen Gründen haben etliche große Anbieter wie die Ergo, Generali oder Zurich bereits angekündigt, überhaupt keine klassische Le­bens­ver­si­che­rung mehr anzubieten. Richten sollen es stattdessen neuartige Lebens- und Ren­ten­ver­si­che­rungen der „neuen Klassik“, die entweder mit einem geringeren Garantiezins ausgestattet sind oder ganz ohne auskommen.

Zur neuen Klassik zählen auch die sogenannten Indexpolicen. Lediglich das eingezahlte Kapital garantieren die Versicherer bei diesen Verträgen. Die damit erwirtschafteten Überschüsse legen die Anbieter an den Aktienmärkten an.

Wichtigstes Verkaufsargument für die Branche ist die Sicherheit der Beiträge und gleichzeitig eine Chance auf hohe Erträge durch die Beteiligung an einem Aktienindex. Ein Aktienindex verdichtet den Verlauf einer Vielzahl von Aktien zu einem einzigen Kurs. Er gibt also wieder, wie sich alle enthaltenen Aktien im Durchschnitt zusammen entwickeln. Meist werden in einem Index wichtige Aktien eines bestimmten Landes (zum Beispiel der Dax), einer Währungszone (zum Beispiel Euro Stoxx) oder die weltweit größten Unternehmen zusammengefasst (zum Beispiel MSCI World).

Verschiedene Garantie-Modelle

 klassische ProdukteIndexpolicenfondsgebundene
Policen
GarantienVersicherer garantiert Höchstrechnungszins (2016: 1,25 %)Versicherer garantiert meist nur eingezahlte BeiträgeVersicherer garantiert weder Verzinsung noch eingezahlte Beiträge
BeiträgeVersicherer legt Beiträge im Sicherungsvermögen anVersicherer legt Beiträge im Sicherungsvermögen anVersicherer legt bereits die Beiträge teilweise oder ganz in Aktien an
Überschüsseauch Überschüsse werden im Sicherungsvermögen angelegtÜberschüsse werden für die Beteiligung an einem Aktienindex verwendetÜberschüsse werden auch in Aktien angelegt

Bezüglich der Garantien rangieren Indexpolicen zwischen den klassischen und den fondsgebundenen Le­bens­ver­si­che­rung­en.
Quellen: Finanztip, Assekurata (Stand: September 2016)

Die Hälfte der zwanzig größten Lebensversicherer bietet hierzulande inzwischen Indexpolicen an, meist in Form einer Ren­ten­ver­si­che­rung. Zusammen mit einigen kleineren Unternehmen haben insgesamt etwa 15 Versicherer solche Policen im Programm. Offenbar ein gutes Geschäft: Laut dem Gesamtverband der Deutschen Ver­si­che­rungswirtschaft (GDV) entfielen 2015 bei den Le­bens­ver­si­che­rung­en bereits vier von zehn Neuabschlüssen auf den Bereich der neuen Garantie-Modelle, zu denen auch die Indexpolicen zählen.

Genaue Abschlusszahlen zu Indexpolicen gibt es bei vielen Versicherern noch nicht. Bei der Volkswohl Bund Le­bens­ver­si­che­rung jedoch machen die Indexpolicen nach eigenen Angaben bereits 37 Prozent des gesamten Neugeschäftes aus. Die R+V Ver­si­che­rung gibt dafür immerhin 9 Prozent an. Die Allianz als größter Anbieter zählt bereits gut 400.000 Verträge, sie ist mit ihrem Produkt seit 2007 am Markt. Auch in Großbritannien und den USA gibt es ähnlich gestrickte Produkte bereits seit vielen Jahren. Ganz neu ist die Indexpolice also nicht, aber erst seit etwa 2014 wird sie in größerem Stile verkauft.

So funktioniert die indexgebundene Ren­ten­ver­si­che­rung

Bei einer indexgebundenen Ren­ten­ver­si­che­rung legt die Ver­si­che­rung den Beitrag des Kunden zunächst in ihrem Sicherungsvermögen an – in besonders sichere Anlagen also, die praktisch kein Verlustrisiko haben. Dann werden die Überschüsse bestimmt. Diese bestehen aus der Rendite auf das Ersparte innerhalb eines Jahres und aus der Beteiligung an den Kostengewinnen. Letztere entstehen, wenn für die Ver­si­che­rung weniger Kosten anfielen als eingeplant. Bis hierhin läuft alles wie bei einer klassischen Le­bens­ver­si­che­rung ab.

Den Überschuss legt der Anbieter daraufhin aber nicht zur Seite, sondern steckt ihn in risikoreiche Anlagen. Das ist möglich, weil die Ver­si­che­rung nur die Beiträge selbst garantiert, aber keine feste Verzinsung der Beiträge. Das Geld aus dem Überschuss investiert die Ver­si­che­rung in einen Aktien-Index. Dabei kaufen die Anlageexperten der Ver­si­che­rung keine Anteile an Indexfonds, wie es etwa bei normalen ETFs der Fall wäre. Stattdessen erwerben sie sogenannte Optionen auf den Index.

Solch ein Optionsgeschäft ist in diesem Fall eine Wette auf den Kursverlauf. Sofern der Optionskäufer den Verlauf vorher richtig abschätzt, kann er eine sehr hohe Rendite erzielen. Diese ist um ein Vielfaches höher als die Rendite, die ein Kauf von Index-Anteilen gebracht hätte. Fachleute sprechen vom „Hebeleffekt“.

Den Hebeleffekt braucht man, um mit dem wenigen eingesetzten Kapital, das aus dem Überschuss kommt, einen hohen Gewinn zu erzielen. Der so erbrachte Gewinn wird dem angesparten Kapital gutgeschrieben, welches auf diese Weise eine Rendite erzielt hat. Demgegenüber steht jedoch das vergleichsweise hohe Risiko eines Totalverlustes: Wenn es schlecht läuft, ist auch das für den Kauf der Optionen eingesetzte Geld verloren.

Ein Beispiel: Angenommen, ein Kapital von 1.000 Euro erwirtschaftet einen Überschuss von 20 Euro. Diese 20 Euro werden nun benutzt, um ein Jahr lang in die Optionen auf den Index zu investieren. In einem sehr guten Fall kann dieses Geschäft eine Rendite von 100 Prozent bringen. Aus den 20 Euro werden also 40 Euro. Danach bekommt der Inhaber des Sparvertrages diese 40 Euro auf sein Kapital gutgeschrieben. Es hat dann einen Stand von 1.040 Euro, aus Sicht des Kunden also 4 Prozent Rendite. Auf diese Weise gemachte Gewinne sind beim Laufzeitende garantiert.

Indexverlauf und Renditebegrenzung

Wie viel Rendite eine Indexpolice nach einem Jahr erzielt, hängt letztlich davon ab, wie die monatlichen Gewinne oder Verluste des Indexkurses waren. Sehr hohe monatliche Steigerungen tragen jedoch nur begrenzt zur Erhöhung des Vertragsguthabens bei. Der Gewinn wird nämlich in besonders guten Monaten mit einem festgelegten Deckel, genannt Cap, begrenzt. Monatliche Verluste gehen jedoch voll in die Renditebetrachtung ein.

Dieses Ungleichgewicht ist der Preis dafür, dass das eingezahlte Sparkapital jederzeit erhalten bleibt. Im Grunde zahlt der Kunde damit indirekt den Preis für die Optionen, die die Ver­si­che­rung bei einer Investmentbank erwirbt und die viel Geld kosten. Allerdings wird die monatliche Veränderung noch nicht zum Kapital des Vertrags hinzugerechnet. Denn erst am Ende des Jahres, zum sogenannten Indexstichtag, zieht die Ver­si­che­rung Bilanz. Dann werden alle Kursgewinne mit den Verlusten verrechnet. Erst wenn nach dieser Verrechnung am Ende eine positive Rendite steht, wird diese dem Kapital der Indexpolice gutgeschrieben.

Hat die Police zum Beispiel ein Kapital von 1.000 Euro und liegt der Cap bei 3,2 Prozent, so betrüge die Rendite bei der in der folgenden Grafik dargestellten Entwicklung nach einem Jahr 4 Prozent. 40 Euro also würden dem Kapital gutgeschrieben. Dieser Wert bleibt gesichert. Die Versicherer nennen dies auch den Lock-In-Effekt.

Ist die Summe aus den zwölf Werten jedoch negativ, so wird die Rendite auf null gesetzt. Somit bleibt der Wert der Police zumindest auf dem Stand des Vorjahres.

In welcher Höhe ein Versicherter in Zukunft an der Indexentwicklung profitiert, ist unklar. Denn den Cap legt jede Ver­si­che­rung jährlich neu fest. Viele Anbieter mussten in den vergangenen Jahre den Cap bereits absenken, weil es durch die niedrigen Zinsen nur niedrige Überschüsse gab. Die starke Abhängigkeit der Rendite vom Cap wird deutlich, wenn man dafür in obigem Beispiel einmal 2,5 Prozent anstatt 3,2 Prozent ansetzt. Dadurch würde die Jahresrendite um mehr als die Hälfte absinken.

Viele Varianten am Markt, aber keine im Vorteil

Bei der Ausgestaltung von Indexpolicen gibt es unterschiedliche Varianten, die die Versicherer ihren Kunden anbieten. Für einen Marktquerschnitt haben wir die Angebote von fünf verschiedenen Unternehmen untersucht.

Renditebegrenzung durch Cap oder Quote

Nicht alle Anbieter nutzen einen festen Cap, um die Rendite zu begrenzen. Die Policen der Stuttgarter („Index Safe“) und des Volkswohl-Bundes („Klassik modern“) nutzen eine Quote: Von positiven Indexzuwächsen schreiben sie immer einen festen prozentualen Anteil gut, zum Beispiel 64 Prozent beim Volkswohl Bund. In sehr starken Börsenjahren ist diese Variante im Vorteil, weil ein großer Teil der Gewinne auch beim Versicherten ankommt. Die Rendite wird nicht so stark ausgebremst wie bei einem Cap, der die Rendite ab einem bestimmten Wert abschneidet.

In stabileren, sich langsam entwickelnden Perioden kann jedoch ein Cap die Nase vorn haben. Wenn die Zuwächse in der Nähe des Cap liegen, werden sie fast komplett gutgeschrieben. Bei einer Quote lägen sie dann beispielsweise bei nur 64 Prozent davon. Einen grundsätzlichen Vorteil haben also beide Varianten nicht.

Verschiedene Indizes im Angebot

Auch beim Index, auf den die Ver­si­che­rung Optionen kauft, gibt es Unterschiede. Ein Großteil der Anbieter – etwa die Allianz, die R+V, und die LV 1871 nutzen den Euro Stoxx 50. Dieser enthält die 50 führenden Aktien aus der Eurozone. Beim Tarif „Klassik modern“ des Volkswohl Bundes können Kunden zwischen dem Dax und dem Euro Stoxx 50 wählen. 

Die Stuttgarter indes führt für ihr Produkt einen eigenen Index, den M-A-X Multi-Asset Index. Dieser enthält vier verschiedene Anlageklassen: weltweite Aktien, europäische Immobilienaktien, Gold sowie europäische Staats- und Unternehmensanleihen. Ein Vergleich zu anderen Indizes ist nur schwer möglich, da das Unternehmen die genaue Zusammensetzung der Anlageklassen alle drei Monate neu festlegt.

Die „Rente Index Plus“ der LV 1871 ist eine Ausnahme unter den Policen, denn sie bietet derzeit zusätzlich auf das Ersparte noch den Garantiezins von 1,25 Prozent (Stand: August 2016). Diesen erkauft der Kunde sich jedoch mit einem recht niedrigen Cap von derzeit 2,5. Damit steht sie trotzdem besser da als die „Indexinvest“ der R+V, die ohne Garantiezins ebenso einen Cap von lediglich 2,5 Prozent bietet.

Jährliche anstelle monatlicher Betrachtung

Fast alle der untersuchten Anbieter nutzen die Renditebestimmung über die monatliche Aufsummierung. Bei der Stuttgarter jedoch zählt die jährliche Entwicklung des Index. Dafür liegt die Begrenzungsquote mit derzeit 82 Prozent auch verhältnismäßig hoch. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass ein gänzlich anderer Index verwendet wird.

Unterschiedliche Varianten bei den Anbietern

 AllianzR+VLV 1871Stutt-
garter
Volkswohl
Bund
TarifIndexselectIndexinvestRente Index Plus RT1iIndex-SafeKlassik modern
IndexEuro Stoxx 50Euro Stoxx 50Euro Stoxx 50M-A-X (eigener Index)DAX / Euro Stoxx 50
Begrenzung (derzeitige Höhe)Cap (3,2 %)Cap (2,5 %)Cap (2,5 %)Quote (82 %)Quote (64 %)
Rendite-Betrachtungmonatlichmonatlichmonatlichjährlichmonatlich
Garantiezins--1,25 %--

Quelle: Finanztip-Recherche (Stand: August 2016)

Allen Produkten gemein ist ein jährliches Wahlrecht: Der Kunde kann darauf verzichten, sich am Index zu beteiligen und wie bei einer klassischen Le­bens­ver­si­che­rung die herkömmliche sichere Verzinsung wählen. Dafür müsste sich der Versicherte allerdings jedes Jahr aktiv mit seinem Vertrag auseinandersetzen. Und wer möchte schon einschätzen, ob das kommende Jahr ein gutes Börsenjahr wird oder eine sichere Verzinsung die bessere Wahl ist? Nach Angaben der Allianz nutzt dort lediglich knapp ein Viertel der Versicherten jährlich diese Wahlmöglichkeit.

Hohe Kosten machen auch Indexpolicen unattraktiv

Viele Probleme der kapitalgebundenen Renten- und Le­bens­ver­si­che­rung­en hat auch das neue Produkt. So fallen bei Indexpolicen ebenfalls hohe laufende Verwaltungskosten an, die die Rendite stark schmälern. Hinzu kommen die zumeist hohen Abschlusskosten, die der Kunde in den ersten Jahren mit den Beiträgen abzahlt.

Wir haben die Angebote der fünf exemplarisch ausgewählten Anbieter geprüft und die Kosten für verschiedene Laufzeiten und Renditen berechnet. Bei einer Vertragslaufzeit von 20 Jahren etwa zahlt der Versicherte in unserem Beispiel monatlich 150 Euro, insgesamt also 36.000 Euro ein. Allein 5.300 Euro gehen davon im Schnitt an Gesamtkosten ab. Etwa 15 Prozent dieser Kosten sind sogenannte Risikokosten. Sie sichern die Rückzahlung aller Beiträge im Todesfall während der Laufzeit ab.

Die Höhe der Kosten wirkt sich am Ende auf die Rendite aus. Der Wert, um den sich die durchschnittliche Jahresrendite aufgrund der Kosten mindert, heißt Effektivkostenquote. Im Schnitt geben die Anbieter dafür bei 20 Jahren Laufzeit einen Wert von 1,36 Prozent an. Im Klartext heißt das: Erwirtschaftet das Unternehmen auf die eingezahlten Beiträge 4 Prozent Rendite, so bleiben dem Sparer effektiv nur 2,64 Prozent übrig. 1,36 Prozent klingen wenig, bedeuten aber einen gewaltigen Unterschied. So macht dies im Beispiel von 150 Euro monatlichem Beitrag und 20 Jahren Laufzeit fast 7.500 Euro aus.

Renditeaussichten schwer einzuschätzen

Um zu sehen, wie sich die Rendite in verschiedenen Börsenjahren entwickelt, haben wir die Indexpolicen für historische Zeitspannen des Euro Stoxx 50 durchgerechnet. Für die Stuttgarter war diese Berechnung aufgrund des erst jüngst eingeführten M-A-X-Index nicht möglich. Details zu unserer Vorgehensweise findest Du am Ende des Artikels.

Effektive Jahresrenditen nach Kosten

 Allianz
Indexselect
R+V
Indexinvest
LV 1871
Rente
Index Plus
Volkswohl
Bund Klassik
modern
15 Jahre: 1993-20074,3 %2,4 %2, 8%3, 8 %
20 Jahre: 1994-20132,8 %1,5 %2,1 %2,5 %
20 Jahre: 1995-20142,3 %1,2 %1,8 %2 %
20 Jahre: 1996-20151,9 %0,9 %1,6 %1,5 %

Quellen: Stoxx.com, Finanztip-Berechnungen (Stand: August 2016)

Schaut man sich die Renditen über drei 20-Jahres-Zeiträume bei den einzelnen Anbietern an, fällt auf, dass diese sich beinahe um bis zu 1 Prozentpunkt unterscheiden. Im Zeitraum 1994 bis 2013 etwa hätte die Allianz-Police 2,8 Prozent erwirtschaftet. Verschiebt man diese Zeitspanne um lediglich zwei Jahre nach hinten, also auf 1996 bis 2015, wären es nur 1,9 Prozent gewesen. Ähnlich verhält es sich bei den anderen Produkten.

Interessant ist, dass die mittlere Kurssteigerung des Euro Stoxx 50 in den Zeiträumen 1994 bis 2013 und 1996 bis 2015 mit jeweils 4 Prozent gleich hoch lag und dennoch zu solch unterschiedlichen Renditen der Indexpolicen führt.

Vergleich mit Kurssteigerung des Euro Stoxx 50

 Allianz
Index-
select
R+V
Index-
invest
LV v. 1871
Rente
Index Plus
Volkswohl
Bund Klassik
modern
Euro Stoxx 50
mittlere
jährliche
Wertsteigerung
20 Jahre:
1994-2013
2,8 %1,5 %2,1 %2,5 %4 %
20 Jahre:
1996-2015
1,9 %0,9 %1,6 %1,5 %4 %
Differenz0,9 %0,6 %0,7 %1 %0 %

Quelle: Stoxx.com, Finanztip-Berechnungen (Stand: August 2016)

Verantwortlich dafür ist die starke Abhängigkeit der Police von der Art der Schwankungen während der Laufzeit. Steigt der Index bereits am Anfang stark, ist der Effekt auf den Vertrag aufgrund des anfänglich geringen Policenwertes sehr niedrig. Legt der Index jedoch in den letzten Jahren der Laufzeit noch gut zu, bringt das deutlich mehr. Dann ist der Wert der Police hoch, und eine Rendite darauf bringt mehr ein. Bei einem Ende der Laufzeit im Dezember 2015 waren die letzten zwei Jahre beispielsweise weitaus weniger einträglich als bei einem Ende im Dezember 2013.

Auch die Systematik der Renditeberechnung über Cap und Quote macht den Zusammenhang von Kursentwicklung und Rendite intransparent. Hohe Schwankungen des Index wirken sich aufgrund der Begrenzungen nicht gleichermaßen auf die Entwicklung der Indexpolice aus. Die Beispiele zeigen, wie wenig vorhersehbar die Entwicklung einer Indexpolice ist. Selbst wenn man wüsste, dass sich der Index auf lange Sicht gut entwickelt: Es bliebe im Vagen, welche Rendite sich ergibt.

Verglichen haben wir die Policen auch mit einem Sparplan, der direkt in den Index investiert. Solch ein ETF-Sparplan hat zwar auch ein höheres Verlustpotenzial, jedoch sind die Langzeitperspektiven besser. Die Renditen wären mit diesem Sparplan in allen Zeiträumen deutlich höher ausgefallen.

Vergleich mit ETF-Sparplan

              Indexpolicen
effektive Jahresrendite
Sparplan Euro Stoxx 50
effektive Jahresrendite
15 Jahre: 1993-20073,3 %9,9 %
20 Jahre: 1994-20132,2 %4,4 %
20 Jahre: 1995-20141,8 %3,9 %
20 Jahre: 1996-20151,5 %3,6 %

Bei Indexpolicen Durchschnittswert über die betrachteten Produkte. Annahmen ETF-Sparplan: 1,5 % pro Anteil für An­schaf­fungs­kos­ten, 0,2 % Verwaltungskosten p.a.
Quellen: Stoxx.com, Finanztip-Berechnungen (Stand: August 2016)

Der zusätzliche 15-Jahres-Zeitraum von 1993 bis 2007 demonstriert, wie extrem der Unterschied sein kann. Während der Sparplan fast 10 Prozent Rendite einfuhr, hätten die Indexpolicen durchschnittlich gerade mal 3,3 Prozent erreicht.

Verallgemeinern kann man diesen Vergleich auf andere Zeiträume oder auf die Zukunft nicht. Jedoch ist gerade die variable Anlagedauer bei einem solchen Sparplan im Vorteil, wenn es darum geht, den passenden Ausstiegszeitpunkt festzulegen. Denn auch wenn bei einer Indexpolice einmal dem Vertrag gutgeschriebenen Gewinne erhalten bleiben: Die feste Vertragsdauer kann in den letzten Jahren erheblich Rendite kosten.

Beispielrechnungen der Anbieter sehr unwahrscheinlich

Die Anbieter stellen in ihren Produktbeschreibungen häufig Prognoserechnungen an. Sie zeigen, welche Auszahlung sich am Ende der Vertragslaufzeit bei einer jährlichen Rendite durch den Index von etwa 4, 8 oder 10 Prozent ergeben würden. Doch sind solche Renditen realistisch erzielbar?

In einem vereinfachten statistischen Modell haben wir theoretische zukünftige Verläufe des Index über 20 Jahre simuliert. Dabei haben wir die Schwankungsbreite (Volatilität) der vergangenen 20 Jahre des Euro Stoxx 50 (1996 bis 2015) zugrunde gelegt. Auch die beobachtete mittlere Kurssteigung dieser 20 Jahre haben wir einfließen lassen. Angesetzt haben wir die Simulationen auf das meistverkaufte Produkt, die „Indexselect“ der Allianz. Von den Kosten und der Höhe des Caps steht diese von den untersuchten Anbietern am besten da.

Mit dem Modell haben wir dabei 10.000 Verläufe zufällig erzeugt und die effektiven Renditen nach Abzug der Kosten errechnet. Im Ergebnis fanden wir, dass Renditen von mehr als 4 Prozent äußerst selten vorkommen und daher als sehr unwahrscheinlich einzuschätzen sind. Als ein sehr wahrscheinlich einzuschätzender Bereich ergeben sich Werte von 0,5 bis 2,5 Prozent. Nach unserem Modell tritt dieser Fall in fast 60 Prozent der Szenarien ein. Im Mittel über alle Verläufe erhielten wir einen Rendite-Wert von 1,54 Prozent.

Auf der anderen Seite liegt die derzeit rein über die Über­schuss­be­tei­li­gung gewährte Verzinsung im Bereich der Indexpolicen laut Assekurata bei 3 Prozent. Zieht man 1,5 Prozent für Kosten ab (wie beim Allianz-Produkt angegeben), liegt die Rendite effektiv bei 1,5 Prozent: äußerst nah also an dem Wert, den wir auch als Erwartungswert aus der Simulation erhalten haben.

Im Durchschnitt können Kunden von der Police mit Indexbeteiligung also nicht mehr Rendite erwarten, als wenn sie sich für die sichere Verzinsung entscheiden. Setzen sie die Überschüsse für die Indexbeteiligung ein, bekommen sie im Mittel nicht mehr als diesen Einsatz wieder heraus. Das liegt im Wesentlichen daran, dass der Preis für die Optionen gerade so hoch festgelegt wird, dass auch der Bank dabei durchschnittlich kein Nachteil entsteht. Würde der Versicherer im Mittel mehr herausbekommen als er investiert, würde die Bank sich nicht darauf einlassen.

Zwar ist die Chance auf höhere Renditen nicht ausgeschlossen. Die Entwicklung in der Wirklichkeit kann immer auch abweichen. Jedoch liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Rendite mehr als 4 Prozent nach unserem Modell bei gerade einmal 3,4 Prozent. Zu bedenken ist auch, dass Abweichungen nach unten möglich sind. Selbst die Chance, komplett bei 0 Prozent Rendite zu landen, ist nicht ausgeschlossen.

Eine Laufzeit von 30 Jahren erhöhte in den Berechnungen die Renditechancen nur wenig. Einziger Vorteil: Die Abschlusskosten relativieren sich mit höherer Laufzeit.

Fazit: Es gibt sinnvollere Alternativen

Es bleibt dabei: Die Mechanismen solcher Indexpolicen sind auch für Fachleute schwer nachzuvollziehen. Außerdem kann niemand die Entwicklung der Aktienmärkte vorhersehen. Und unsere Analyse hat gezeigt, dass die Renditenchancen grundsätzlich nicht höher einzuschätzen sind als die von klassischen Produkten. Wir raten Dir daher vom Abschluss einer Indexpolice ab.

Wenn Du bei der Altersvorsorge auf Sicherheit Wert legst, kommt als Alternative eine Netto-Rentenversicherung ohne Abschlusskosten oder eine  Riester-Rentenversicherung infrage.

Setzt Du dagegen stärker auf Rendite, dann empfehlen wir einen ETF-Sparplan, der direkt in Indexfonds investiert und mit dem Du im Hinblick auf die Laufzeit flexibler bist als mit einer Ver­si­che­rung. Diese Anlageform lässt sich auch mit dem Sparen auf ein Festgeld-Konto kombinieren, um einen Teil des Geldes über längere Zeit sicher zu parken. Die erwirtschafteten Zinsen kannst Du in den Sparplan wandern lassen, ganz wie bei der Indexpolice.

Was tun, wenn Du bereits eine Indexpolice abgeschlossen hast

Wer bereits einen Vertrag unterschrieben hat, sollte nicht vorschnell kündigen. Zu hoch sind möglicherweise die Verluste. Denn die Abschluss- und Verwaltungskosten, die Du in den ersten Jahren Vertragslaufzeit abbezahlst, bekommst Du nicht zurückerstattet. Prüfe daher, ob eventuelle Renditen in der Vergangenheit den Vertrag inzwischen auf einen akzeptablen Wert gebracht haben.

Sind Dir die Beiträge zu hoch, kannst Du diese in Absprache mit Deiner Ver­si­che­rung reduzieren oder den Vertrag ganz beitragsfrei stellen. Prüfe aber, ob nicht eine Be­rufs­un­fä­hig­keits-Zusatzversicherung am Vertrag hängt und dadurch in Gefahr gerät.

Eine Kündigung kommt vor allem infrage, wenn der Vertrag erst wenige Monate oder Jahre alt ist und Du Dich über den Abschluss ärgerst – zum Beispiel, weil ein Vermittler Dich dazu gedrängt hat. Denn durch das Kündigen kommst Du um die Zahlung der vollen Abschlussprovision herum, da diese meistens über die ersten fünf Jahre verteilt wird. Anders gesagt: In den ersten fünf Jahren sind die Kosten bei einer Lebens- oder Ren­ten­ver­si­che­rung besonders hoch.

So haben wir untersucht

Analyse Indexpolicen 2016

Für die Berechnungen haben wir uns über den Ver­si­che­rungsmakler Hoesch & Partner im August 2016 konkrete Angebote der Anbieter eingeholt. Jeweils vier verschiedene Laufzeiten zwischen 12 und 30 Jahren haben wir uns dabei angesehen. Die Vertragslaufzeit endete jeweils im Alter von 67 Jahren.

Bei allen Renditeberechnungen gingen sämtliche erhobene Kosten und die jeweilige Berechnungsweise des Tarifes ein. Zusätzliche Bestandteile wie eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung oder ein über die Beitragsgarantie hinausgehender Hinterbliebenenschutz waren nicht Teil der Angebote. Zusätzliche Schlussüberschüsse haben wir auch nicht angenommen.

Für den Renteneintritt haben wir immer angenommen, dass der Vertragswert komplett ausgezahlt wird (Kapitalwahlrecht) und auf dieser Basis die Rendite bestimmt. Grundsätzlich sind wir bei den Berechnungen davon ausgegangen, dass der Kunde jährlich die Beteiligung am Index wählt und auf die sichere Verzinsung verzichtet.

Für die historische Betrachtung haben die monatlichen Entwicklungen des Euro Stoxx 50 Kursindex von 1993 bis 2015 herangezogen. Außerdem wurden die momentan gültigen Kosten und Caps angesetzt.

Der Vergleich mit dem ETF-Sparplan setzt auf dem Euro Stoxx 50 Performanceindex auf. Bei der Simulation des Aktienindex haben wir das vereinfachte Kapitalmarkt-Modell eines Wiener-Prozesses zugrunde gelegt. Die dafür verwendete Drift und Volatilität wurde aus dem Verlauf des Euro Stoxx 50 Kursindex in den letzten 20 Jahren geschätzt.

Autor
Nina C. Zimmermann

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