Wero Paypal-Konkurrent für Europa
Finanztip-Expertin für Bank und Kredit
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Das Essen mit den Kollegen ging auf Deine Kosten, das Geburtstagsgeschenk für Deine Schwester hat Dein Bruder vorgestreckt und beim letzten Urlaub wurden einige Kosten geteilt? In solchen Momenten nutzt Du vermutlich oft Paypal. Mit Wero bekommst Du nun eine weitere Möglichkeit – eine aus Europa. Was der Bezahldienst kann und wie Du ihn nutzt, erklären wir Dir schnell und einfach in diesem Ratgeber.
Wero ist ein Zahlungsdienstleister, über den Du Geld an Freunde, Verwandte und andere Menschen senden kannst. Das kennst Du womöglich schon von Paypal. Du brauchst dafür lediglich die Telefonnummer oder eine E-Mail-Adresse der Gegenseite. Für Wero nutzt Du das Online-Banking oder die App Deiner Bank. Das Ganze funktioniert über die Ländergrenze hinaus, und zwar zwischen Deutschland, Belgien und Frankreich.
Du kannst damit Geld empfangen oder Zahlungsanforderungen an andere senden. Diese Anforderungen sind 30 Tage lang gültig, wenn die Gegenseite allerdings in diesem Zeitraum nicht bezahlt, verfallen sie. Du kannst die Anforderungen auch stornieren, falls Du einen Fehler gemacht oder das Geld anderweitig zurückerhalten hast.
Sendet Dir jemand Geld über Wero oder schickst Du es selbst, dauert es nur wenige Sekunden, bis das Geld auf dem jeweiligen Girokonto eingeht. In der Regel sollte dieser Prozess nach weniger als zehn Sekunden abgeschlossen sein. Das haben zumindest die Tests der Banken untereinander ergeben. Tag und Uhrzeit haben darauf keinen Einfluss. Im Wero-Profil und auf Kontoauszügen werden Deine Wero-Umsätze aufgeführt.
Wenn Du Wero nutzen willst, brauchst Du ein Girokonto bei einer Bank, die Wero anbietet. Zudem musst Du Dich dafür registrieren, das funktioniert mit wenigen Klicks über Deinen Online-Banking-Zugang. Wero wird Dir dort als Option angezeigt, Du bestätigst Deine Anmeldung lediglich über das Tan-Verfahren Deiner Bank. Deine Identität musst Du nicht nachweisen. Auch der Empfänger muss bei einer solchen Bank sein und sich registriert haben. Eine weitere Bedingung ist die Volljährigkeit der Nutzer und Nutzerinnen.
Wero ist mit Kwitt kompatibel, dem deutschen Vorgänger von Wero. Insbesondere Kunden von Sparkassen oder Volksbanken kennen diesen Dienst bereits. Hat sich der Empfänger bereits einmal für Kwitt registriert, kommt das Geld ebenfalls an.
Zurzeit machen noch nicht viele Banken bei Wero mit. Du kannst den Zahlungsdienst bei den Sparkassen, Volksbanken und Sparda Banken nutzen. In Belgien ist die KPC bereits aktiv. Im Oktober 2024 sollen französische Banken dazu kommen.
In den nächsten Monaten werden in Deutschland noch die Deutsche Bank, die Postbank, die ING, die PSD Banken, die Consorsbank und die BBbank dazu kommen.
Egal ob Paypal, Wero oder andere Zahlungsdienstleister: Wenn Du Bankgeschäfte mit dem Handy erledigst, solltest Du die Sperrfunktion des Smartphones einschalten. So muss ein Dieb mehrere Hürden überwinden, um an Dein Konto oder eine Bezahl-App zu kommen. In der Regel findest Du die Möglichkeit zum Sperren des Smartphones in den Einstellungen.
Du bist beim Bezahlen mit Wero auch durch den Dienst selbst geschützt. Denn die meisten Zahlungen müssen durch Dich freigegeben werden. Die Option dafür sind Pin, Gesichtserkennung oder Fingerabdruck. Einige Banken erlauben es, niedrigere Summen ohne Bestätigung zu senden. Ob das möglich ist und bis zu welcher Summe, hängt von der jeweiligen Bank ab.
Fällt Dir eine auffällige Zahlung auf, solltest Du Dich bei Deiner Bank melden. Die Sparkassen haben zum Beispiel direkt eine Wero-Hotline für solche Fälle.
Deine Telefonnummer und Deine E-Mail-Adresse werden laut Wero nicht an Dritte weitergegeben.
Solltest Du generell Unregelmäßigkeiten auf Deinem Konto entdecken, ist Deine Bank der erste Ansprechpartner. Will oder kann sie Dir nicht helfen, kannst Du Dich an eine Schlichtungsstelle wenden. Der nächste Schritt wäre der Gang zu einem Anwalt oder einer Anwältin. In unserem Ratgeber zum Thema Phishing liest Du mehr dazu.
Zurzeit steht Wero noch am Anfang, sowohl was Akzeptanz als auch Leistungen betrifft. In den nächsten Jahren soll der Bezahldienst einige Funktionen mehr erhalten: So werden nicht nur Zahlungen zwischen Deutschland, Belgien und Frankreich möglich sein, sondern ab 2025 auch zwischen den Niederlanden und Luxemburg. Außerdem sollstest Du ab Mitte 2025 auch im Online-Handel mit Wero bezahlen können. Zudem entwickelt das Unternehmen noch eine eigene App für Wero.
Zu den weiteren Plänen gehören das Bezahlen in Geschäften vor Ort, Kundenbindungsprogramme und Ratenzahlung.
Noch ist unklar, ob sich Wero in Europa durchsetzen kann, sowohl bei Verbrauchern als auch Händlern. Denn zurzeit fehlt noch die Verbreitung, der Dienst funktioniert noch nicht in ganz Europa und wird nur von wenigen Banken aktiv angeboten.
Doch es gibt einige Punkte, die für Wero sprechen. So ist Wero – wie Paypal – für Dich kostenlos. Aber: Wero kann über Dein Girokonto genutzt werden, Du musst Dich nicht bei einem weiteren Anbieter registrieren und brauchst bisher auch keine neue App. Alle Zahlungen gehen direkt von Deinem Girokonto ab oder gehen auf dem Girokonto ein. Deshalb bleiben auch Deine Daten bei Deiner Bank.
Ob das reicht, um Nutzer zu überzeugen, bleibt offen – vor allem, solange Wero nur Grundleistungen anbietet. Neben Paypal erfährt das Unternehmen große Konkurrenz durch Google Pay und Apple Pay. Auch die Händler muss Wero noch überzeugen, zum Beispiel mit niedrigeren Gebühren für das Akzeptieren von Wero-Zahlungen, als sie die amerikanischen Unternehmen Paypal, Mastercard und Visa verlangen.
Im Hintergrund arbeitet die European Payment Initiative (EPI), ein Zusammenschluss von 16 Anbietern, die zusammen an europäischen Zahlungslösungen arbeiten. Dazu gehören zum Beispiel die Sparkassen, Volksbanken, Deutsche Bank und die ING.
Bei dem Projekt geht es darum, für einen fragmentierten Markt mit unterschiedlichen nationalen Dienstleistungen übergreifende Produkte anzubieten und so auch mit amerikanischen Unternehmen in Konkurrenz zu treten und Europa unabhängiger von ihnen zu machen.