Thesaurierende Fonds So bequem investierst Du mit Wiederanlage-Fonds

Timo Halbe
Finanztip-Experte für Bank und Börse

Das Wichtigste in Kürze

  • Thesaurierende ETFs und Fonds schütten ihre Dividenden nicht aus, sondern kaufen mit dem frischen Geld direkt wieder neue Aktien.
  • Diese Wiederanlage unterscheidet thesaurierende von ausschüttenden ETFs.

So gehst Du vor

  • Für den langfristigen Vermögensaufbau sind thesaurierende ETFs besonders gut geeignet.
  • Hast Du bereits ein Wertpapierdepot bei den von uns emp­foh­lenen Anbietern, so findest Du die passenden Fonds in unserem ETF-Rechner.

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  • Eröffne sonst im ersten Schritt ein günstiges Depot.

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Wenn Du Anteile eines Investmentfonds hast, zum Beispiel eines ETFs, profitierst Du auch von den laufenden Erträgen der darin enthaltenen Wertpapiere. Bei Aktienfonds und Aktien-ETFs sind das die Dividenden, die von den Unternehmen gezahlt werden.

Du musst jedenfalls entscheiden, ob Du lieber einen ausschüttenden oder einen sogenannten thesaurierenden Fonds kaufen möchtest. Auch für einen ETF-Sparplan gibt es beide Möglichkeiten.

Wie unterscheiden sich ausschüttende und thesaurierende Fonds?

Fonds bündeln das Geld ihrer Anleger, um es gesammelt zu investieren, häufig in Aktien oder Anleihen. Die laufenden Erträge dieser Wertpapiere (Dividenden, bei Anleihen: Zinsen) landen dann zunächst auf dem Konto des Fonds. Dann geht es unterschiedlich weiter:

Ausschüttende Fonds - Sie geben die laufenden Erträge an Dich und die anderen Inhaber der Fondsanteile weiter. Viele Fondsgesellschaften machen das einmal im Jahr, manche aber auch jedes Quartal oder sogar jeden Monat.

Wiederanlegende Fonds - Sie legen das eingenommene Geld wieder in Wertpapieren an. Dadurch wächst das Fondsvermögen und entsprechend auch der Wert Deines Anteils. Der Fachbegriff lautet thesaurierende Fonds.

Bei einem ausschüttenden ETF wird also Dein Verrechnungskonto größer. Bei einem thesaurierenden ETF wächst Dein Depotwert.

Das Wort thesaurieren leitet sich übrigens aus dem Griechischen ab. Thesauros ist übersetzt eine Schatzkammer oder ein Schatzhaus.

Wo bleiben die Dividenden beim wiederanlegenden ETF?

Um es konkret zu machen: Sagen wir, Du hast sowohl einen ausschüttenden als auch einen thesaurierenden Aktien-ETF im Depot. Beide würden aktuell an der Börse mit 100 Euro pro Anteil gehandelt. Und beide bilden denselben Index nach, etwa den MSCI World. Zum festgelegten Termin sind jeweils 1 Euro an Dividenden aufgelaufen (nach Steuern).

Der ausschüttende ETF überweist Dir diesen Euro, der dann auf dem Verrechnungskonto Deines Depots liegt. Der Börsenkurs bleibt bei 100 Euro, weil genauso viel Kapital wie vorher im Fondsvermögen liegt. Die Dividende war aus Sicht des ETFs ein durchlaufender Posten.

Der wiederanlegende oder thesaurierende ETF behält den Dividenden-Euro und kauft damit (anteilig) die Aktien nach, in die er bereits investiert. Dazu nutzt der Fonds natürlich auch die Dividenden, die ihm im Namen seiner anderen Anleger zugeflossen sind. Der gesamte Aktienkorb ist nun mehr wert als vorher, deshalb steigt der Börsenkurs dieses thesaurierenden ETFs auf 101 Euro. Durch die Thesaurierung hast Du nicht mehr ETF-Anteile, aber wertvollere.

Das Beispiel ist stark vereinfacht und lässt andere Effekte, die die zugrundeliegenden Kurse der einzelnen Aktien beeinflussen, außer Acht. In der Realität passieren Zufluss und Abfluss der Dividenden auch nicht am selben Tag. Wichtig ist aber: Egal ob ausschüttender oder thesaurierender ETF – es geht keine Rendite verloren.

Was ist besser: Ausschütter oder Wiederanlage-ETF?

Beim Blick auf eine Kurskurve ist die Frage leicht zu beantworten. Ein wiederanlegender ETF wird langfristig immer mehr wert sein als ein ausschüttender ETF auf denselben Index, also mit den gleichen Aktien. Das liegt am Zinseszinseffekt. Da das Fondsvermögen im thesaurierenden ETF mit jeder einbehaltenen Dividende wächst, steigt zugleich auch der jeweilige Preis eines einzelnen ETF-Anteils.

Der ausschüttende ETF dagegen zahlt ja regelmäßig ein Stück seines Fondsvermögens an die Anleger aus und hat vergleichsweise den niedrigeren Börsenkurs – in unserer Tabelle erkennst Du das am Beispiel zweier Vanguard-ETFs auf denselben Index. Sowohl im ersten wie auch im zweiten Jahr des kleinen Vergleichs hat der ETF mit Wiederanlage deutlich höhere Kursrenditen als der ausschüttende. Zählen wir aber die Ausschüttungen eines Jahres hinzu, kommt eine sehr ähnliche Gesamtrendite beider ETFs dabei heraus. Der verbleibende kleine Unterschied der Gesamtrendite erklärt sich dadurch, dass es viermal pro Jahr Ausschüttungen gibt – würde man diese sofort wieder reinvestieren, lägen die Gesamtrenditen noch näher beieinander.

Im dritten Jahr unseres Vergleichs haben die ETFs hingegen minus gemacht. Der Kurs des ausschüttende ETF ist etwas stärker gefallen. Berechnet man aber die Ausschüttungen ein, ist der Verlust der beiden ETFs gleich. Auch in kurzfristigen Verlustphasen ist der Unterschied also ebenfalls nicht groß. 

Letztlich kommt es auf die Frage an, was Du mit den Ausschüttungen machst: Ob Du sie liegen lässt oder zeitnah reinvestierst. In unserem Beispiel geht bei einem ausschüttenden ETF im Laufe der Zeit dann doch Rendite verloren, wenn das ausgeschüttete Kapital abfließt und nicht mehr bei der fortlaufenden Wertentwicklung des Fonds mitmischt.

 ETF,
ausschüttend1
ETF,
thesauriererend2

Kurs 31.12.2019

69,11 $65,22 $

Kurs 30.12.2020

78,71 $75,68 $

Kursrendite 2020

13,9 %16,0 %

Ausschüttungen 2020

1,19 $-

Gesamtrendite 2020

15,6 %16,0 %

Kurs 31.12.2021

93,88 $91,7 $

Kursrendite 2021

19,3 %21,2 %

Ausschüttungen 2021

1,40 $-

Gesamtrendite 2021

21,0 %21,2 %
Kurs 30.12.202275,43 $75,15 $
Kursrendite 2022-19,7 %-18 %
Ausschüttungen 20221,51 $-
Gesamtrendite 2022-18 %-18 %

1 Vanguard FTSE Developed World Distributing (IE00BKX55T58)
2 Vanguard FTSE Developed World Accumulating (IE00BK5BQV03)
Quellen: Vanguard, Finanztip-Berechnung (Stand: 2. Januar 2023)

Ein thesaurierender Fonds ist also besser, wenn Du langfristig Vermögen aufbauen willst und nicht auf laufende Erträge angewiesen bist. Willst Du lieber regelmäßig Zahlungen aus Deiner Geldanlage auf dem Konto gutgeschrieben haben, solltest Du Dich für einen ausschüttenden ETF entscheiden. Du kannst aber durchaus beide Fonds-Varianten im Depot kombinieren – das kann sogar steuerlich sinnvoll sein, dazu findest Du mehr Infos unterhalb des ETF-Finders.

Bist Du komplett neu beim Thema Börse, Aktien und ETF? In unserem Artikel Depot einfach erklärt findest Du alles, was Du für Dein erstes Depot wissen musst. 

Depot einfach erklärt

Welchen thesaurierenden ETF kaufen?

Der ETF-Finder von Finanztip zeigt Dir, welche ETFs zu Deinem Depot passen. In der ersten Spalte erkennst Du, welche Kosten beim Kauf entstehen. Nebenan in der zweiten Spalte steht die Angabe, ob Dividenden wieder angelegt, also thesauriert werden.

Deine Bank ist nicht dabei?

ETF-Ausschüttungen und der Steuerfreibetrag

Ein ausschüttender ETF hilft Dir dabei, Deinen Sparerpauschbetrag möglichst gut auszunutzen. Richte bei Deinem Depot einen Freistellungsauftrag ein. Pro Jahr kann man 1.000 Euro an Kapitalerträgen steuerfrei einnehmen (Verheiratete: 2.000 Euro), erst ab dieser Grenze fällt Abgeltungssteuer an. Für Aktien-ETFs gilt aufgrund der Teilfreistellung von 30 Prozent, dass Du sogar 1.428 Euro (Verheiratete: 2.857 Euro) steuerfrei erzielen kannst.

Du kannst also beim Aufbau Deines Depots wie folgt vorgehen.

  1. Zuerst Anteile eines ausschüttenden ETFs kaufen, bis die jährlichen Ausschüttungen so hoch sind wie der Sparerpauschbetrag.
  2. Wenn dieser Punkt erreicht ist, den Sparplan oder die Einzelkäufe für den ausschüttenden ETF stoppen und mit einem thesaurierenden ETF fortsetzen. (Die Anteile des Ausschütters aber nicht verkaufen, sondern behalten.)
  3. Von den steuerfrei eingenommenen Ausschüttungen neue ETF-Anteile kaufen, um auch künftig den Zinseszinseffekt zu nutzen.

Zur Berechnung: Je nach Wirtschaftsentwicklung wird die Ausschüttungsrendite eines weltweiten ETFs ungefähr bei 1 oder 2 Prozent pro Jahr liegen. Ein ausschüttender ETF-Bestand im Wert von 40.000 Euro würde also rund 400 bis 800 Euro Ertrag im Jahr auszahlen, ein Bestand von 60.000 Euro in der Größenordnung von 600 bis 1.200 Euro.

Da der Depotwert langfristig steigen dürfte, wirst Du den Sparerpauschbetrag allmählich immer stärker nutzen, denn es kommen tendenziell immer mehr Dividenden herein. Steig also ruhig schon etwas früher auf das Besparen eines thesaurierenden ETFs um, dann kann Dein Ausschütter weiter innerhalb des Sparerpauschbetrages wachsen.

Auch ein thesaurierender ETF beansprucht Deinen Sparerpauschbetrag. Das liegt an der Vorabpauschale, die quasi als Vorgriff auf spätere Verkaufserlöse schon einen gewissen regelmäßigen Steuerabzug bewirkt. Im niedrigen Zinsumfeld (bis 2022) war dies irrelevant, die Vorabpauschale war niedrig oder sogar gleich null. Seit die Zinsen aber wieder gestiegen sind, knabbert auch ein thesaurierender ETF im Depot den Sparerpauschbetrag an.

Es ist übrigens auch möglich, die steuerfreien Erträge durch einen teilweisen Verkauf eines Thesaurierers zu erzielen. So ein Teilverkauf ist aber oft schwieriger zu kalkulieren als die Ausschüttungen, außerdem kostet er bei vielen Depots Verkaufsgebühren.

Über die Jahre können sich auch die Steuergesetze ändern. Seit 2023 gilt beispielsweise ein höherer Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro pro Person (bis dahin 801 Euro). Prüf also gelegentlich, ob Du gut aufgestellt bist, aber verbring vor allem in den ersten Jahren Deines ETF-Sparens nicht übermäßig viel Zeit mit Optimierungsberechnungen.

Mit wenig Zeitaufwand und ein paar einfachen Schritten kannst Du allerdings beim ETF-Verkauf Steuern sparen. Unsere Finanztip 3x10-Strategie hilft dabei. In unserem Ratgeber ETF Verkaufen erklären wir Dir, wie die Strategie funktioniert und warum Du damit Deine Steuerlast senken kannst.

Thesaurieren selbstgemacht: Ausschüttungen reinvestieren

Du kannst das Wiederanlegen natürlich auch per Hand durchführen, wenn Du einen Ausschütter im Depot hast, indem Du einfach die Ausschüttungen selbst wieder investierst. Denk aber daran, dass eine Kauforder bei vielen Depots eine Gebühr kostet. Warte also gegebenenfalls, bis mehr Geld verfügbar ist und es sich eher lohnt. Wenn Du einen Sparplan hast, könntest Du für die nächste Sparrate einen höheren Betrag einstellen, damit das ausgeschüttete Geld wieder reinvestiert wird, und anschließend die Sparrate wieder auf das alte Level senken.

Es gibt Depotanbieter, die auch bei Sparplänen auf ausschüttende ETFs automatisch die ausgezahlten Beträge wieder anlegen. Unter den Finanztip-Empfehlungen ist das bei der Consorsbank und bei der ING so:

Die ING legt Ausschüttungen von Fonds und ETFs ab 75 Euro direkt wieder an – wenn diese dort sparplanfähig sind, und auch, falls Du sparplanfähige Fonds per Einzelorder gekauft hattest. Diese Funktion ist bei ING-Depots, die vor dem 20. November 2021 eingerichtet wurden, automatisch aktiviert. Du kannst sie aber beliebig aus- oder einschalten.

Die Consorsbank reinvestiert die Ausschüttungen von ETF-Sparplänen ebenfalls automatisch. Dafür wird die aktuell gültige Sparplangebühr fällig.

Beim Kundendienst der Consorsbank oder der ING kann man die Wiederanlage deaktivieren (immer nur für das komplette Depot, nicht für einzelne ETFs).

Wie werden thesaurierende Fonds besteuert?

Hier folgt eine Zusammenfassung zur steuerlichen Behandlung eines thesaurierenden Fonds. Anleger erhalten bei einem wiederanlegenden Aktienfonds keine Ausschüttungen. Damit bleiben noch zwei Ereignisse, bei denen Erträge besteuert werden.

Verkauf mit Gewinn - Hier wird, wie bei ausschüttenden Fonds auch, die Differenz aus Anschaffungswert und Verkaufserlös gebildet. Ordergebühren, die Du beim Kauf und Verkauf gezahlt hast, senken diesen Gewinn. Auf den Gewinn musst Du dann Abgeltungssteuer zahlen, bei Aktienfonds und Aktien-ETFs in der Regel zwischen 18,64 Prozent und 19,6 Prozent, je nach Kirchensteuersatz. Wenn Dein Depot bei einem deutschen Anbieter liegt, erledigt dieser das für Dich und Du musst nichts unternehmen.

Steuer auf sogenannte Vorabpauschale - Sie wird auf die Wertsteigerung eines Fonds erhoben und funktioniert wie eine Anzahlung auf die eben beschriebene Steuer beim späteren Verkauf. Die Höhe der Vorabpauschale wird jedes Jahr Anfang Januar vom Bundesfinanzministerium bestimmt, abhängig vom allgemeinen Zinsniveau. Auch hier musst Du nicht selbst tätig werden, wenn Deine Depotbank in Deutschland sitzt. Details zur Besteuerung liest Du in unserem Ratgeber zum Investmentsteuerreformgesetz.

Mehr dazu im Ratgeber Wertpapierdepot

  • Mit dem richtigen Wertpapierdepot zahlst Du wenig fürs Kaufen und Verkaufen von Aktienfonds (ETFs).
  • Finanztip empfiehlt zehn Depotangebote. Jeweils am stärksten: ING (Preis-Leistung), Traders Place (Kosten) und Comdirect (Leistungsumfang).

Zum Ratgeber

 

Autor
Hendrik Buhrs

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