Riester-Rentenversicherung Finger weg von der teuersten Riester-Form

Martin_Klotz
Martin Klotz
Finanztip-Experte für Vorsorge

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Riester-Rentenversicherung ist eine Form der privaten Altersvorsorge. Der Staat fördert Deinen Vertrag dabei mit Zulagen und Steuervorteilen
  • Man unterscheidet zwischen klassischen und fondsgebundenen Riester-Rentenversicherungen.
  • Doch beachte: Riester-Rentenversicherungen lohnen sich heutzutage nicht mehr.

So gehst Du vor

  • Schließe keine Riester-Rentenversicherung neu ab.
  • Hast Du bereits eine Riester-Rentenversicherung und bist unzufrieden, kannst Du den Vertrag kündigen, stilllegen, wechseln oder optimieren.
  • Bekommst Du hohe Zulagen, kann sich das Riestern grundsätzlich für Dich lohnen. Zum Beispiel mit einen Riester-Fondssparplan.

Beim Riestern gibt es viele Varianten: Riester-Fondssparpläne, Riester-Darlehen, Riester-Bausparverträge und Riester-Rentenversicherungen. Sie machten 2023 laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) rund zwei Drittel der 15,5 Millionen Riester-Verträge aus. Allerdings sind Ren­ten­ver­si­che­rungen generell meist teuer in der Anschaffung und Verwaltung, das gilt insbesondere für Riester-Rentenversicherungen. Das macht sie zu einem schwierigen Produkt. Für Verbraucher und Verbraucherinnen lohnt sich eine Riester-Rentenversicherung inzwischen nicht mehr, was wir Dir in diesem Ratgeber genauer erklären. Solltest Du aber schon eine alte Ver­si­che­rung haben, erfährst Du auch, wie Du damit umgehen kannst.

Für wen lohnt sich eine Riester-Rentenversicherung?

Eine Riester-Rentenversicherung ist eine staatlich geförderte Form der privaten Altersvorsorge. In den ersten Jahren nach der Einführung 2001 hat sich der Abschluss eines solchen Vertrags noch gelohnt. Der Grund: ein hoher Garantiezins und die staatlichen Zulagen – dazu mehr in Kapitel 4. Zusammen konnten sie die hohen Abschluss- und Verwaltungskosten der Ren­ten­ver­si­che­rung wettmachen. Der Garantiezins ist heutzutage allerdings deutlich schlechter. Daher lohnt sich eine neue Riester-Rentenversicherung nicht mehr.

Aufgrund der geänderten Zinssituation, die auch für die Anbieter herausfordernd ist, bieten kaum noch Versicherer Riester-Rentenversicherungen an. In unserem Ratgeber zur Riester-Reform liest Du, wie es dazu kam und warum die angekündigte Reform dringend notwendig ist.

Ein Riester-Fondssparplan hingegen kann sich in Ausnahmefällen noch lohnen, wenn die Zulagen hoch genug sind. Das liegt daran, dass er deutlich geringere Kosten und ein höheres Rendite-Potenzial hat.

Riester Ren­ten­ver­si­che­rung: Kündigen, stilllegen oder wechseln?

Hast Du eine Riester-Rentenversicherung und bist unzufrieden mit der Entwicklung? Dann hast Du mehrere Möglichkeiten:

  1. Kündigen
  2. Stilllegen
  3. Wechseln
  4. Optimieren

1. Kündigen

Wenn Du mit Deinem Riester-Vertrag unzufrieden bist, kannst Du ihn grundsätzlich kündigen. Allerdings ist das eine teure Angelegenheit und daher nicht die beste Option. Bei einer Kündigung musst Du alle Zulagen und den eventuell erhaltenen Steuervorteil zurückzahlen. Daher ist eine der Alternativen meist die bessere Idee.

Mehr Infos zu den Details liest in unserem Ratgeber zur Riester-Kündigung

2. Stilllegen

Bekommst Du die Riesterzulagen nicht oder nicht mehr, kann es sinnvoll sein, Deinen Vertrag stillzulegen. Das bedeutet, Du zahlst in Absprache mit Deinem Versicherer kein Geld mehr ein.

Bei der aktuellen Situation am Kapitalmarkt kannst Du die Sparraten für Deine Altersvorsorge sinnvoller anlegen – unabhängig davon, welche Art der Riester-Rentenversicherung Du hast. Schon mit einem einfachen Tages- oder Festgeldkonto bekommst Du derzeit bessere Zinsen auf Dein Erspartes – ohne jegliche Kosten. Bei einem Sparplan mit passiven Aktien-Indexfonds (ETF) sind über einen Anlagezeitraum von zehn bis 15 Jahren sogar noch höhere Erträge möglich.

Dein Riester-Guthaben entwickelt sich bei einem ruhenden Vertrag weiter – gemäß der Rendite des Vertrags. Allerdings zahlst Du auch weiterhin Verwaltungskosten. Da die Ren­ten­ver­si­che­rung die teuerste Riester-Variante ist, kann das Stilllegen einer Riester-Rentenversicherung für einen kurzen Zeitraum durchaus sinnvoll sein. Zum Beispiel bis zur für 2024/25 angekündigten Riester-Reform – aber nicht 20 Jahre bis zum Ruhestand.

Ein Sonderfall ist es, wenn das Guthaben Deiner Ren­ten­ver­si­che­rung niedriger ist als die Summe Deiner Einzahlungen und der erhaltenen Zulagen. Dann ist es vollkommen in Ordnung, den Vertrag bis zum Ruhestand ruhen zu lassen.

3. Wechseln

Ein Wechsel der Sparform, zum Beispiel zu einem Fondssparplan, ist bei einem Riester-Vertrag grundsätzlich möglich. Das kostet je nach Anbieter zwischen 50 und 150 Euro. Allerdings empfehlen wir Dir, mit einem Wechsel momentan noch zu warten. Es ist gut möglich, dass nach der Riester-Reform neue Produkte auf den Markt kommen, die deutlich bessere Renditechancen haben. Zum Beispiel ein Altersvorsorge-Depot. Details zu den Plänen liest Du in unserem Ratgeber zur Riester-Reform.

Bist Du wenige Jahre vor dem Ruhestand, lohnt sich ein Wechsel der Sparform in der Regel nicht mehr. Die meisten Anbieter nehmen Sparer mit kurzen Restlaufzeiten auch nicht mehr auf.

4. Optimieren

Hast Du eine fondsgebundene Riester-Rentenversicherung, auf die wir im nächsten Kapitel allgemeiner eingehen, kannst Du ein wichtiges Detail ändern: wie ein Teil Deiner Sparraten angelegt werden soll. Prüfe daher in Deinen Vertragsunterlagen, welches Investment im Kern Deiner Ren­ten­ver­si­che­rung steckt.

Legt Dein Versicherer Dein Geld in einen oder mehrere aktiv gemanagte Aktienfonds an, kannst Du mit einem Wechsel zu einem ETF einige Kosten sparen. Dafür eignet sich zum Beispiel ein ETF auf den MSCI World. Der Wechsel ist kostenfrei und bei vielen Verträgen möglich. Welche ETFs wir für die Altersvorsorge empfehlen, liest Du in unserem ETF-Finder.

Wie funktionieren Ren­ten­ver­si­che­rungen?

Um zu verstehen, welche Unterschiede es bei der Riester-Rentenversicherung im Vergleich zu anderen privaten Altersvorsorge-Produkten gibt, lohnt sich ein Blick auf die generelle Funktionsweise von Ren­ten­ver­si­che­rungen. Sie lassen sich in drei verschiedene Varianten unterteilen:

  • klassische Ren­ten­ver­si­che­rung
  • fondsgebundenen Ren­ten­ver­si­che­rung
  • hybride Ren­ten­ver­si­che­rung

Der Unterschied besteht dabei darin, wie und nach welchem Prinzip Dein Geld vom Versicherer angelegt wird.

Klassische Ren­ten­ver­si­che­rung - Bei einem klassischen Vertrag garantiert Dir der Versicherer einen fixen Zinssatz für das Geld, das Du bis zu Deinem Ruhestand einzahlst. Dieser Zinssatz orientiert sich am sogenannten Garantiezins für Le­bens­ver­si­che­rung­en. Während er bei der Riester-Einführung noch bei 3,25 Prozent lag, sind es seit 2022 nach einer Verordnung des Bundesfinanzministeriums (BMF) nur noch 0,25 Prozent – und Du bekommst den Zinssatz auch nur auf den Sparbeitrag abzüglich Abschluss- und Verwaltungskosten. 

Erwirtschaftet der Versicherer in einem guten Jahr Überschüsse, kannst Du für das Jahr auch mal mehr als den Garantiezins bekommen. Doch auch dann ist die Nachkosten-Rendite, also Dein jährlicher Gewinn nach Abzug der Vertragskosten, gering. Auch wenn der Garantiezins für Neuverträge laut BMF zum Jahresbeginn 2025 auf 1 Prozent steigen wird, ist der Wert – vor allem im Verhältnis zu den Kosten – noch immer niedrig. Finanztip rät daher vom Neuabschluss klassischer Ren­ten­ver­si­che­rungen generell ab.

Fondsgebundene Ren­ten­ver­si­che­rung - Ein fondsgebundener Vertrag ist ein Fondssparplan im Mantel einer Ver­si­che­rung. Das heißt: Deine Beiträge werden zu einem gewissen Teil in Aktien- oder Rentenfonds investiert. Der andere Teil Deines Kapitals wird beim Versicherer selbst angelegt und wie in einem klassischen Vertrag verzinst. Das Verhältnis der beiden Teile zueinander wurde bei Vertragsabschluss festgelegt. Bei manchen fondsgebundenen Ren­ten­ver­si­che­rungen, zum Beispiel Rürup-Verträgen oder nicht geförderten Verträgen, kann jenes Verhältnis nachträglich verändert werden. Bei fondsgebundenen Riester-Rentenversicherungen geht das allerdings nicht.

Die jährliche Rendite Deines Kapitals hängt einerseits von den Zinsen ab, die Dein Geld beim Versicherer erwirtschaftet. Und andererseits davon, wie sich die ausgewählten Fonds entwickeln. Von der Rendite gehen allerdings noch die jährlichen Vertragskosten ab.

Entscheidend für die Wertentwicklung des fondsbasierten Anteils der Ver­si­che­rung ist, welche Fonds Du Dir fürs Investieren aussuchst – und was sie kosten. Ein passiver Aktien-Indexfonds (ETF) hat nach unseren Untersuchungen deutlich geringere Kosten als ein aktiv gemanagter Investmentfond. Zum Beispiel fallen auf einen ETF durchschnittlich Kosten in Höhe von 0,15 bis 0,6 Prozent des Kapitals an, während es bei einem aktiv gemanagten Investmentfonds laut Finanztip-Berechnungen im Schnitt 1,5 Prozent sind. Das liegt daran, dass ein ETF einen Index nachbildet und daher – im Gegensatz zu einem klassischen Fonds – ohne Fondsmanager auskommt. Das spart Kosten. Abgebildet in einem ETF wird zum Beispiel der Weltaktienindex MSCI World oder der deutsche DAX. Über die lange Laufzeit eines Ren­ten­ver­si­che­rungsvertrags macht sich dieser Kostenunterschied stark bemerkbar: Je höher die Fondskosten, desto stärker mindern sie Deine jährliche Rendite.

Hybride Ren­ten­ver­si­che­rung - Hybride Verträge, auch Ren­ten­ver­si­che­rungen der neuen Klassik genannt, kombinieren das klassische und fondsgebundene Modell miteinander. Die Anlagekonzepte sind daher oft sehr komplex und nur für Profis zu verstehen. Bei sogenannten Indexpolicen etwa musst Du regelmäßig Entscheidungen treffen, die Marktkenntnis erfordern. Zum Beispiel wie die jährlich erwirtschafteten Erträge im kommenden Jahr angelegt werden sollen. Andere Modelle lassen Dich zwischen Fondsanlage und Zinsanlage hin und her wechseln. Diese Option kostet zusätzlich Geld und bringt wenig Nutzen, da nicht vorhersehbar ist, welche der beiden Anlagevarianten über einen bestimmten Zeitraum besser laufen wird. Finanztip rät vom Neuabschluss hybrider Ren­ten­ver­si­che­rungen generell ab.

Wie funktioniert eine Riester-Rentenversicherung?

Ist Deine Ren­ten­ver­si­che­rung eine Riester-Rentenversicherung, dann gelten für sie zusätzliche Regeln und Bestimmungen. 

  • Grundzulage: Der Staat fördert Deinen Riestervertrag mit Zulagen. Um die volle staatliche Zulage in Höhe von 175 Euro pro Jahr zu erhalten, musst Du 4 Prozent Deines jährlichen Bruttoeinkommens minus der Höhe Deiner gesamten Zulagen in den Vertrag einzahlen. Dabei gilt eine Untergrenze von 60 Euro und eine Obergrenze von 2.100 Euro (§ 84, §86 Einkommenssteuergesetz (EstG)).
  • Kinderzulage: Für jedes Kind, das nach dem 1. Januar 2008 geboren wurde, gibt es zusätzlich 300 Euro pro Jahr. Für jedes Kind, das früher geboren wurde und für das Du Kindergeld bekommst, zahlt der Staat eine jährliche Prämie von 185 Euro in Deinen Vertrag ein (§ 85 EStG).
  • Steuerersparnis: Du kannst Einzahlungen in Höhe von maximal 2.100 Euro im Jahr in der Steu­er­er­klä­rung als Sonderausgaben geltend machen. Fülle dazu die Anlage AV in der Steu­er­er­klä­rung aus. Die 175 Euro Prämie sowie etwaige Zulagen für Kinder werden von den gesparten Steuern allerdings abgezogen (§ 10a EStG).
  • Rentenbesteuerung: Die Rente aus Deinem Vertrag musst Du im Ruhestand mit Deinem dann geltenden persönlichen Steuersatz versteuern (§ 10a EStG).
  • Staatlich vorgeschriebene Garantie: Die Anbieter von Riester-Produkten müssen garantieren, dass Dein eingezahltes Geld und die Zulagen zu Beginn Deines Ruhestands für Deine Verrentung verfügbar sind (§1 Altersvorsorgeverträge-Zertifizierungsgesetz (AltZertG)). Daher legen sie das Geld – auch bei einer fondsgebundenen Ren­ten­ver­si­che­rung – sehr konservativ an. Eine hohe Aktienquote kannst Du daher nur erreichen, wenn sich Dein Vertrag bisher gut entwickelt hat und Du noch eine sehr lange Zeit bis zur Rente hast.
  • Entnahme zu Ruhestandsbeginn: Bis zu 30 Prozent Deines Riester-Guthabens kannst Du zum Start des Ruhestands entnehmen. Der Rest wird in eine lebenslange Rente umgerechnet und monatlich ausgezahlt (§1 AltZertG).
  • Monatliche lebenslange Rente: In der Rentenphase wird aus Deinem Riester-Guthaben eine monatliche lebenslange Rente berechnet und Dir ausgezahlt. Eine große Rolle spielt dabei der sogenannte Rentenfaktor. Er ist bei jedem Anbieter und jedem Vertrag unterschiedlich und gibt an, wie viel Geld Du monatlich pro 10.000 Euro angespartem Kapital ausgezahlt bekommst.

So hoch ist die Riester-Förderung

Zulagen 
Grundzulage175 Euro im Jahr (vor 2018: 154 Euro)
pro Kind (vor 2008 geboren)185 Euro im Jahr
pro Kind (2008 oder später geboren)300 Euro im Jahr
Steuervorteil 
maximal geförderter Sparbetrag2.100 Euro im Jahr

Quelle: Bundesfinanzministerium (BMF), Stand: 2024

In unserem Ratgeber zur Riester-Förderung findest Du einige Muster-Beispiele für unterschiedliche Lebenssituationen. Damit kannst Du Dir einen Überblick verschaffen, wie hoch die Förderung für Dich ist. 

Ebenfalls ausgerechnet haben wir dort die Förder-Rendite für verschiedene Fälle, also die Entwicklung Deiner Beiträge allein durch die Zulagen.

Sollte diese für Dich besonders hoch sein, kann sich ein Riester-Vertrag generell für Dich lohnen. Aber nicht in Form einer Ren­ten­ver­si­che­rung.

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