Zu versteuerndes Einkommen Darum ist das zu versteuernde Einkommen so wichtig

Jörg Leine
Finanztip-Experte für Steuern

Das Wichtigste in Kürze

  • Das zu versteuernde Einkommen (zvE) steht in Deinem Steuerbescheid zur Einkommensteuer.
  • Für Angestellte ohne zusätzliche Einkünfte ist das zvE immer niedriger als das Bruttogehalt.
  • Einige staatliche Förderungen gibt es nur, wenn das zu versteuernde Einkommen nicht zu hoch ist.

So gehst Du vor

  • Du kannst Dein zu versteuerndes Einkommen mit einem Rechner des Bundesfinanzministeriums (BMF) abschätzen.
  • Wenn Du eine Steuersoftware nutzt, kannst Du auch in diesem Programm Dein zu erwartendes zvE ablesen.
  • Wir empfehlen für alle Fälle Wiso Steuer 2024 und Steuersparerklärung (Steuerjahr 2023) – ohne Photovoltaik. Wenn Du nicht selbstständig bist, reicht meist unser Preis-Leistungs-Tipp Tax 2024.

Jede und jeder kennt wohl die Begriffe brutto und netto. Doch für die Berechnung der Steuer ist ein anderes Fachwort maßgeblich: das zu versteuernde Einkommen, oder kurz zvE. Was es damit auf sich hat, wie es berechnet wird, wo Du es findest und wofür es wichtig ist – all das erfährst Du in diesem Ratgeber.

Wo findest Du das zu versteuernde Einkommen?

Der einfachste Weg ist, in Deinen Steuerbescheid zu schauen, den Du meist Monate nach Abgabe Deiner Steu­er­er­klä­rung vom Finanzamt erhältst. Denn dort steht fast am Ende der Berechnung diese Zahl: das zu versteuernde Einkommen

Teil eines Steuerbescheids mit zu versteuerndem Einkommen

Quelle: Steuerbescheid privat (Stand: 15. November 2024)

Für dieses zvE wird dann die zu zahlende Steuer ermittelt. Das zu versteuernde Einkommen ist im Steuerdeutsch die Bemessungsgrundlage für die Einkommensteuer.

Wichtig dabei zu wissen: Das zu versteuernde Einkommen ist weder Dein Brutto- noch Dein Nettogehalt. Generell liegt das zvE unterhalb des Bruttogehalts – zumindest, wenn Du nicht noch andere Einkünfte hast, zum Beispiel aus Kapitalerträgen, aus Vermietung oder selbstständiger Arbeit. Exakt steht das zvE aber immer erst fest, wenn das Finanzamt Deine Steu­er­er­klä­rung bearbeitet und das zvE berechnet hat. Wie das genau geschieht, erklären wir Dir weiter unten in diesem Kapitel.

Manchmal brauchst Du aber Dein zvE früher – und kannst nicht warten, bis der Steuerbescheid da ist. Dann hast Du zwei Möglichkeiten dieses abzuschätzen, die wir Dir jetzt kurz beschreiben. 

Wie findest Du das zvE in Deiner Steu­er­er­klä­rung?

Machst Du Deine Steu­er­er­klä­rung mit einer Steuersoftware, kannst Du Dir in der Regel am Ende die Berechnung der Steuer in einer Vorschau ansehen. Das sieht fast so aus wie der eigentliche Steuerbescheid. Der Wert des zvE in dieser Vorschau ist zwar nicht der endgültige Wert, denn den berechnet das Finanzamt. Aber für eine erste Abschätzung ist der Wert gut – und oft kommt das Finanzamt auch zum selben Wert wie die Steuersoftware. 

Wie kannst Du das zvE noch abschätzen?

Hast Du keine Software und vielleicht auch noch nie eine Steu­er­er­klä­rung gemacht, wird es schwieriger. Dann solltest Du auf einen speziellen Rechner des Bundesfinanzministeriums (BMF) setzen. Mit diesem kannst Du den „zu versteuernden Jahresbetrag“ ermitteln. Der ist zwar laut BMF ausdrücklich nicht das zvE, aber eine gute Schätzung. Und das Beste daran: Du brauchst dafür als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer ohne weitere Einkünfte eigentlich nur Dein Bruttogehalt. Machst Du zum Beispiel mit einer vermieteten Wohnung im Jahr 5.000 Euro Gewinn, musst Du diesen Betrag am Ende dazurechnen.

Wähle also auf der Seite mit diesem BMF-Steuerrechner unten im Bereich „Ermittlung des zu versteuernden Jahresbetrags“ die entsprechende Jahreszahl aus.

Quelle: Screenshot BMF-Rechner (Stand: 18. November 2024)

Gib dann Dein Geburtsjahr, Deine Steuerklasse und bei Kindern die Zahl der Kinderfreibeträge an. Es folgen Dein Bruttogehalt, Dein Zusatzbeitrag für die Kran­ken­kas­se und Angaben zur Pfle­ge­ver­si­che­rung. Das ist keine Quantenphysik – und am Ende hast Du Deinen zu versteuernden Jahresbetrag. 

Du weißt jetzt, wie Du Dein zu versteuerndes Einkommen finden oder abschätzen kannst – doch wofür kannst Du es brauchen?

Wofür ist das zvE besonders wichtig?

Der einfachste Anwendungsfall ist, dass Du mit dem zvE blitzschnell ausrechnen kannst, wie viel Steuern Du zahlen musst. Gib einfach Dein zu versteuerndes Einkommen in einen Rechner im Internet ein und Du siehst Deine Steuerlast. Wir von Finanztip empfehlen den offiziellen BMF-Steuerrechner. Dort funktioniert die Berechnung nicht nur für das aktuelle Jahr, sondern auch für alle Jahre zuvor bis einschließlich 1958.

Zu versteuerndes Einkommen Rechner

Quelle: Screenshot BMF-Steuerrechner (Stand: 18. November 2024)

Staatliche Förderung und zvE-Obergrenzen

Es gibt in Deutschland einige staatliche Zuschüsse, die Du nur erhalten kannst, wenn Dein zu versteuerndes Einkommen unterhalb einer bestimmten Grenze liegt. Dann ist es besonders gut zu wissen, wie hoch Dein zvE ist. Denn solltest Du drüber liegen, kannst Du Dir die Beantragung des jeweiligen Zuschusses sparen.

So darf Dein zu versteuerndes Einkommen nicht über 40.000 Euro liegen, wenn Du die Arbeit­nehmer­spar­zu­lage haben möchtest. Willst Du die Wohnungsbauprämie in Anspruch nehmen, sind es 35.000 Euro für Ledige und 70.000 Euro für Ehepaare. Falls Du Deine Heizung austauschen willst oder musst, gibt es sogar verschiedene Grenzen für verschiedene Förderungen. Schau dazu einfach in den Ratgeber zum Heizungstausch rein.

Etwas prominenter wurde das zu versteuernde Einkommen in der Diskussion über das Elterngeld. Dort galt lange Jahre ein zvE von 300.000 Euro als Obergrenze für einen Elterngeldanspruch, entweder für Paare oder für Alleinerziehende. Für Geburten ab dem 1. April 2024 wurde diese dann auf 200.000 Euro gesenkt. Ausführliche Informationen dazu gibt es im Ratgeber zum Elterngeld.

Zu versteuerndes Einkommen berechnen

Du weißt jetzt alles Wichtige zum zu versteuernden Einkommen in der Praxis. Wir wollen Dir – als Hintergrundwissen – noch kurz skizzieren, wie das Finanzamt Dein zvE prinzipiell berechnet. Basis für diese Berechnung ist Paragraf 2 Einkommensteuergesetz (EStG).

Du siehst: Je mehr Ausgaben Du in Deiner Steu­er­er­klä­rung angeben kannst, desto geringer wird am Ende Dein zvE sein. Und da nur darauf Steuern erhoben werden, zahlst Du insgesamt weniger Steuern als ohne die Posten zum Absetzen. 

Wenn Du Dich als erfahrenerer Steuerzahler fragst, wo sich die haushaltsnahen Dienstleistungen und Handwerkerleistungen versteckt haben: Diese spielen beim zvE keine Rolle, sondern werden in der Berechnung des Finanzamts erst später direkt von einem Zwischenwert der Steuer abgezogen. Am Ende steht die zu zahlenden Einkommensteuer.
 

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