Kredit­kartenbetrug Was tun bei Missbrauch der Kredit­karte?

Josefine Lietzau
Finanztip-Expertin für Bank und Kredit

Das Wichtigste in Kürze

  • Wird Deine Karte gestohlen oder werden die Daten missbraucht, haftest Du maximal bis zu einer Höhe von 50 Euro.

  • Doch Achtung: Wer fahrlässig oder gar betrügerisch handelt, muss für Schäden komplett selbst aufkommen.

So gehst Du vor

  • Wenn Deine Karte weg ist oder Du unbekannte Buchungen auf dem Kontoauszug siehst, solltest Du die Karte sperren.

  • Einen Diebstahl solltest Du auch bei der Polizei anzeigen.

  • Unbekannte Abbuchungen kannst Du reklamieren.

Die Daten Deiner Kredit­karte sind viel wert. Pass daher gut auf Deine Karte und auf die Kartendaten auf. Hundertprozentigen Schutz vor Missbrauch Deiner Kredit­karte kann Dir niemand garantieren. Aber es gibt einige einfache Regeln, mit denen Du Kriminellen das Leben schwer machst.

Wie kommen Kriminelle an die Kartendaten?

Eine beliebte Quelle sind infizierte Anhänge in E-Mails, über die Kriminelle Schadsoftware auf den Computern der Verbraucher installieren, die sämtliche Eingaben protokollieren. Eine andere häufig verwendete Methode ist die Umleitung auf präparierte Internetseiten, wo die Nutzer zur Eingabe ihrer Daten aufgefordert werden.

Wenn Du Deine Kredit­karte verlierst, kann sie der Finder nutzen. Mit der Kredit­kartennummer auf der Vorderseite und der Prüfziffer auf der Rückseite der Karte klappt es in vielen Fällen mit dem Einkauf im Internet. In einigen Geschäften funktioniert das Bezahlen auch per Unterschrift – und die kann gefälscht werden.

Zudem kommt es immer wieder zu erfolgreichen Hackerattacken auf Banken und Onlineshops. So hatte es Mitte 2019 die amerikanische Bank Capital One erwischt, bei der ein Hacker die Kartendaten von etwa 100 Millionen Kunden abgriff. 

Und selbst die Kriminellen sind nicht sicher: Im Oktober 2019 wurde der Online-Schwarzmarkt Briansclub erfolgreich gehackt, die gestohlenen Daten wurden damit zum zweiten Mal gestohlen. Das hatte für die Verbraucher aber ein gutes Ende. Die Daten wurden einem Journalisten zugespielt, über den sie weiter an die Banken gelangten, die so die betroffenen Karten aus dem Verkehr ziehen konnten.

Doch mit einem solchen Happy End solltest Du nicht rechnen. Du musst selbst dafür sorgen, dass Deine Kredit­kartendaten sicher sind.

Wie kannst Du Dich am besten vor Missbrauch schützen?

Ganz ausschließen kannst Du einen Missbrauch Deiner Daten nie. Unsere Tipps helfen Dir aber, das Risiko so klein wie möglich zu halten.

Sparsam mit Daten umgehen

Je mehr Firmen Du die Daten Deiner Kredit­karte anvertraust, desto größer wird das Risiko des Kartenmissbrauchs. Das bedeutet nicht, dass die Firmen in betrügerischer Absicht handeln, sondern dass sich das Risiko, beispielsweise von einem Hackerangriff betroffen zu sein, erhöht, wenn Du Deine vertraulichen Daten bei vielen Firmen hinterlegt hast.

Außerdem sind die technischen Sicherheitsmaßnahmen bei den Onlineshops unterschiedlich ausgeprägt. Überlege Dir also gut, welchen Onlineshops Du die Daten anvertrauen willst. Das gilt auch für Smartphone-Apps, die auf Deine Kartendaten zugreifen können.

Karte nie gemeinsam mit der Geheimzahl aufbewahren

Bewahre auf gar keinen Fall Deine Geheimzahl zusammen mit der zugehörigen Karte auf. Im Falle eines Missbrauchs wird Dir dann grobe Fahrlässigkeit unterstellt und Du haftest für die entstandenen Schäden in vollem Umfang.

Kredit­kartenabrechnung genau überprüfen

Überprüfe Deine Kredit­kartenabrechnungen genau. Es kann beispielsweise vorkommen, dass Betrüger eine sogenannte Testabbuchung vornehmen. Oftmals werden dann nur 1 oder 2 Cent von Deinem Konto abgebucht. Falls das von Deiner Bank unbemerkt bleibt, werden die Betrüger probieren, auf dem gleichen Wege möglichst viel Geld von Deinem Konto abzuräumen. 

Oder die Kriminellen versuchen gleich so viel Geld wie möglich von Deiner Karte abzubuchen oder sie nutzen sie zum Online-Shopping. Kontaktiere bei Unregelmäßigkeiten umgehend Deine Bank und lasse gegebenenfalls die Karte sperren. Du solltest die Rechnungen auch nach dem Sperren weiter kontrollieren.

Besonders bei Online-Einkäufen aufpassen

Viele Kredit­kartenbetrüger konzentrieren sich inzwischen auf das Internet. Überprüfe immer sorgfältig die Adresse in Deinem Webbrowser, wenn Du zur Eingabe Deiner Daten aufgefordert wirst. Anzeichen dafür, dass Du unbemerkt auf eine betrügerische Seite umgeleitet wurdest, sind ein fehlendes „https://“ in der Adresszeile oder dass der Anbieter der ursprünglichen Website nicht mehr in der Adresszeile vorkommt. Verzichte bei den kleinsten Zweifeln an der Echtheit der Internetseite lieber auf einen Kauf.

Um Deine Einkäufe im Internet sicherer zu machen, bieten Kredit­kartenanbieter wie Visa und Mastercard das 3D-Secure-Verfahren an. Bei „Verified by Visa“ und „Mastercard Secure Code“ weist Du Dich bei vielen Einkäufen zweimal aus, zum Beispiel mit Deinen Kredit­kartendaten und einer Tan.

Service Deiner Bank nutzen

Die Banken könne die Karten weiter absichern und Dir dabei die Kontrolle geben. Dann sperrst Du die Karte für eine gewisse Zeit, wenn Du sie vielleicht gerade nicht findest und entsperrst sie dann wieder. Du kannst das auch auf bestimmte Länder oder Funktionen eingrenzen, wie das Abheben und Bezahlen. Auch Push-Nachrichten bei Transaktionen können Dich auf Betrügereien aufmerksam machen. In der Regel brauchst Du für diese Dienste die App Deiner Bank, in der verwaltest Du dann die Einstellungen. Welche Funktionen Dir offenstehen, hängt vom jeweiligen Anbieter ab.

Was kannst Du bei Kredit­kartenbetrug tun?

Solltest Du trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Opfer eines Kredit­kartenbetruges werden, bleibe ruhig und gehe so vor:

Karte sperren

Wir empfehlen, die Kredit­karte sperren zu lassen, sobald Du auch nur den leisesten Verdacht des Betrugs hast. Du hast dabei zwei Optionen. Entweder Du rufst direkt bei Deiner Bank an oder Du nutzt die kostenlose Nummer 116 116 des Sperrnotrufs. Leider machen nicht alle Anbieter bei diesem Notruf mit.

Falls Du aus dem Ausland anrufst, zahlst Du die Kosten des ausländischen Netzbetreibers. Du musst die Vorwahl für Deutschland nutzen: 0049. Wenn Du also in den Urlaub fährst, schau am besten schon vorher nach, wie Deine Bank die Sache handhabt. Zuhause läuft das Sperren vermutlich etwas entspannter ab.

Wer eine Kredit­karte von American Express hat, ruft beim Kredit­kartenunternehmen an (0049 69 9797- 1000), da American Express im Gegensatz zu Mastercard und Visa die Kredit­karten selber herausgibt.

Verlange eine Bestätigung der Anzeige. So kannst Du beweisen, dass Du Deine Anzeigepflicht erfüllt hast. Der Kredit­kartenausgeber ist verpflichtet, die Anzeige zu bestätigen.

Über den Sperrnotruf kannst Du neben der Kredit­karte auch andere Medien sperren, dazu zählen Mobilfunkkarten, Bankkarten und die elektronische Identitätsfunktion der Personalausweise.

Kartendiebstahl anzeigen

Falls Du davon ausgehst, dass Deine Kredit­karte gestohlen wurde, solltest Du das nicht nur Deiner Bank melden, sondern auch der Polizei. Lass Dir auch diese Anzeige bestätigen. Das gilt auch, wenn zwar die Karte nicht gestohlen wurde, Du aber trotzdem davon ausgehst, dass jemand die Karte missbräuchlich genutzt hat.

Geld zurückbuchen

Falls Du Fehler auf der Abrechnung entdeckst, kannst Du das Geld zurückbuchen lassen. Die gesetzlich festgelegte Frist dafür beträgt acht Wochen, in der Regel hast Du aber länger Zeit. Das liegt daran, die die Kredit­kartenunternehmen Mastercard und Visa in ihren Regeln für das sogenannte Chargeback-Verfahren längere Fristen festgelegt haben. Ausreizen solltest Du diese aber nicht, denn die Regeln sehen auch vor, dass Du so schnell wie möglich handelst.

Du kannst die entsprechenden Formulare auf den Websites der Anbieter herunterladen. Mögliche Gründe zum Reklamieren sind Umsätze, die mehrmals vom Konto abgegangen sind oder die Du nicht getätigt hast.

Welche Kosten entstehen im Betrugsfall?

Das Sperren einer Kredit­karte kostet Dich nichts. Anders sieht es aus, wenn Du eine neue Karte brauchst. Für diese Ersatzkarte darf die Bank aber nur die Kosten verlangen, die für sie tatsächlich anfallen.

Deine maximale Haftung bis zur Verlustmeldung ist gemäß Paragraf 675v BGB auf 50 Euro begrenzt. Danach haftest Du generell nicht. Viele Anbieter von Kredit­karten entbinden ihre Kunden von der gesetzlichen Haftungspflicht oder reduzieren den Haftungsanteil zumindest, wenn der Kunde den „vertraglichen Bedingungen“ nachgekommen ist.

Bei Mastercard und Visa gibt es außerdem eine „Zero Liability Protection“. Dadurch sollen die Kunden im Betrugsfall gar nicht haften. Setzt die Bank trotzdem die 50 Euro an, weist Du sie am besten auf diese Vereinbarung hin.

In der Regel setzen die vertraglichen Bedingungen voraus, dass Du nicht grob fahrlässig oder in betrügerischer Absicht gehandelt hast und den Verlust umgehend meldest. Unter grober Fahrlässigkeit verstehen die Banken beispielsweise, die Geheimzahl zusammen mit der Karte aufzubewahren. In diesem Fall kannst Du in vollem Umfang haftbar gemacht werden, die 50-Euro-Grenze ist dann aufgehoben. In solchen Fällen hilft Dir auch die Zero Liability Protection nicht.

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