Kreditkartenbetrug Was tun bei Missbrauch der Kreditkarte?
Finanztip-Expertin für Bank und Kredit
Das Wichtigste in Kürze
Wird Deine Karte gestohlen oder werden die Daten missbraucht, haftest Du maximal bis zu einer Höhe von 50 Euro.
Doch Achtung: Wer fahrlässig oder gar betrügerisch handelt, muss für Schäden komplett selbst aufkommen.
So gehst Du vor
Wenn Deine Karte weg ist oder Du unbekannte Buchungen auf dem Kontoauszug siehst, solltest Du die Karte sperren.
Einen Diebstahl solltest Du auch bei der Polizei anzeigen.
Unbekannte Abbuchungen kannst Du reklamieren.
Phishing: Wenn Du die Karte verlierst, musst Du sie sperren. Bei vielen Banken geht das über den Notruf 116 116. Aber genau der wird aktuell von Kriminellen genutzt, um an Deine Kartendaten zu kommen. Sollest Du einen Anruf von dieser Nummer bekommen, gib keine Daten weiter.
Die Daten Deiner Kreditkarte sind viel wert. Pass daher gut auf Deine Karte und auf die Kartendaten auf. Hundertprozentigen Schutz vor Missbrauch Deiner Kreditkarte kann Dir niemand garantieren. Aber es gibt einige einfache Regeln, mit denen Du Kriminellen das Leben schwer machst.
Eine beliebte Quelle sind infizierte Anhänge in E-Mails, über die Kriminelle Schadsoftware auf den Computern der Verbraucher installieren, die sämtliche Eingaben protokollieren. Eine andere häufig verwendete Methode ist die Umleitung auf präparierte Internetseiten, wo die Nutzer zur Eingabe ihrer Daten aufgefordert werden.
Wenn Du Deine Kreditkarte verlierst, kann sie der Finder nutzen. Mit der Kreditkartennummer auf der Vorderseite und der Prüfziffer auf der Rückseite der Karte klappt es in vielen Fällen mit dem Einkauf im Internet. In einigen Geschäften funktioniert das Bezahlen auch per Unterschrift – und die kann gefälscht werden.
Zudem kommt es immer wieder zu erfolgreichen Hackerattacken auf Banken und Onlineshops. So hatte es Mitte 2019 die amerikanische Bank Capital One erwischt, bei der ein Hacker die Kartendaten von etwa 100 Millionen Kunden abgriff.
Und selbst die Kriminellen sind nicht sicher: Im Oktober 2019 wurde der Online-Schwarzmarkt Briansclub erfolgreich gehackt, die gestohlenen Daten wurden damit zum zweiten Mal gestohlen. Das hatte für die Verbraucher aber ein gutes Ende. Die Daten wurden einem Journalisten zugespielt, über den sie weiter an die Banken gelangten, die so die betroffenen Karten aus dem Verkehr ziehen konnten.
Doch mit einem solchen Happy End solltest Du nicht rechnen. Du musst selbst dafür sorgen, dass Deine Kreditkartendaten sicher sind.
Ganz ausschließen kannst Du einen Missbrauch Deiner Daten nie. Unsere Tipps helfen Dir aber, das Risiko so klein wie möglich zu halten.
Je mehr Firmen Du die Daten Deiner Kreditkarte anvertraust, desto größer wird das Risiko des Kartenmissbrauchs. Das bedeutet nicht, dass die Firmen in betrügerischer Absicht handeln, sondern dass sich das Risiko, beispielsweise von einem Hackerangriff betroffen zu sein, erhöht, wenn Du Deine vertraulichen Daten bei vielen Firmen hinterlegt hast.
Außerdem sind die technischen Sicherheitsmaßnahmen bei den Onlineshops unterschiedlich ausgeprägt. Überlege Dir also gut, welchen Onlineshops Du die Daten anvertrauen willst. Das gilt auch für Smartphone-Apps, die auf Deine Kartendaten zugreifen können.
Bewahre auf gar keinen Fall Deine Geheimzahl zusammen mit der zugehörigen Karte auf. Im Falle eines Missbrauchs wird Dir dann grobe Fahrlässigkeit unterstellt und Du haftest für die entstandenen Schäden in vollem Umfang.
Überprüfe Deine Kreditkartenabrechnungen genau. Es kann beispielsweise vorkommen, dass Betrüger eine sogenannte Testabbuchung vornehmen. Oftmals werden dann nur 1 oder 2 Cent von Deinem Konto abgebucht. Falls das von Deiner Bank unbemerkt bleibt, werden die Betrüger probieren, auf dem gleichen Wege möglichst viel Geld von Deinem Konto abzuräumen.
Oder die Kriminellen versuchen gleich so viel Geld wie möglich von Deiner Karte abzubuchen oder sie nutzen sie zum Online-Shopping. Kontaktiere bei Unregelmäßigkeiten umgehend Deine Bank und lasse gegebenenfalls die Karte sperren. Du solltest die Rechnungen auch nach dem Sperren weiter kontrollieren.
Viele Kreditkartenbetrüger konzentrieren sich inzwischen auf das Internet. Überprüfe immer sorgfältig die Adresse in Deinem Webbrowser, wenn Du zur Eingabe Deiner Daten aufgefordert wirst. Anzeichen dafür, dass Du unbemerkt auf eine betrügerische Seite umgeleitet wurdest, sind ein fehlendes „https://“ in der Adresszeile oder dass der Anbieter der ursprünglichen Website nicht mehr in der Adresszeile vorkommt. Verzichte bei den kleinsten Zweifeln an der Echtheit der Internetseite lieber auf einen Kauf.
Um Deine Einkäufe im Internet sicherer zu machen, bieten Kreditkartenanbieter wie Visa und Mastercard das 3D-Secure-Verfahren an. Bei „Verified by Visa“ und „Mastercard Secure Code“ weist Du Dich bei vielen Einkäufen zweimal aus, zum Beispiel mit Deinen Kreditkartendaten und einer Tan.
Die Banken könne die Karten weiter absichern und Dir dabei die Kontrolle geben. Dann sperrst Du die Karte für eine gewisse Zeit, wenn Du sie vielleicht gerade nicht findest und entsperrst sie dann wieder. Du kannst das auch auf bestimmte Länder oder Funktionen eingrenzen, wie das Abheben und Bezahlen. Auch Push-Nachrichten bei Transaktionen können Dich auf Betrügereien aufmerksam machen. In der Regel brauchst Du für diese Dienste die App Deiner Bank, in der verwaltest Du dann die Einstellungen. Welche Funktionen Dir offenstehen, hängt vom jeweiligen Anbieter ab.
Solltest Du trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Opfer eines Kreditkartenbetruges werden, bleibe ruhig und gehe so vor:
Wir empfehlen, die Kreditkarte sperren zu lassen, sobald Du auch nur den leisesten Verdacht des Betrugs hast. Du hast dabei zwei Optionen. Entweder Du rufst direkt bei Deiner Bank an oder Du nutzt die kostenlose Nummer 116 116 des Sperrnotrufs. Leider machen nicht alle Anbieter bei diesem Notruf mit.
Falls Du aus dem Ausland anrufst, zahlst Du die Kosten des ausländischen Netzbetreibers. Du musst die Vorwahl für Deutschland nutzen: 0049. Wenn Du also in den Urlaub fährst, schau am besten schon vorher nach, wie Deine Bank die Sache handhabt. Zuhause läuft das Sperren vermutlich etwas entspannter ab.
Wer eine Kreditkarte von American Express hat, ruft beim Kreditkartenunternehmen an (0049 69 9797- 1000), da American Express im Gegensatz zu Mastercard und Visa die Kreditkarten selber herausgibt.
Verlange eine Bestätigung der Anzeige. So kannst Du beweisen, dass Du Deine Anzeigepflicht erfüllt hast. Der Kreditkartenausgeber ist verpflichtet, die Anzeige zu bestätigen.
Über den Sperrnotruf kannst Du neben der Kreditkarte auch andere Medien sperren, dazu zählen Mobilfunkkarten, Bankkarten und die elektronische Identitätsfunktion der Personalausweise.
Falls Du davon ausgehst, dass Deine Kreditkarte gestohlen wurde, solltest Du das nicht nur Deiner Bank melden, sondern auch der Polizei. Lass Dir auch diese Anzeige bestätigen. Das gilt auch, wenn zwar die Karte nicht gestohlen wurde, Du aber trotzdem davon ausgehst, dass jemand die Karte missbräuchlich genutzt hat.
Falls Du Fehler auf der Abrechnung entdeckst, kannst Du das Geld zurückbuchen lassen. Die gesetzlich festgelegte Frist dafür beträgt acht Wochen, in der Regel hast Du aber länger Zeit. Das liegt daran, die die Kreditkartenunternehmen Mastercard und Visa in ihren Regeln für das sogenannte Chargeback-Verfahren längere Fristen festgelegt haben. Ausreizen solltest Du diese aber nicht, denn die Regeln sehen auch vor, dass Du so schnell wie möglich handelst.
Du kannst die entsprechenden Formulare auf den Websites der Anbieter herunterladen. Mögliche Gründe zum Reklamieren sind Umsätze, die mehrmals vom Konto abgegangen sind oder die Du nicht getätigt hast.
Anwalt einschalten
Falls Dir die Bank das Geld nicht zurückzahlen will, kannst Du Dich auch an einen Fachanwalt wenden. Der kann für Dich gegen die Bank vorgehen. In unserem Ratgeber zum Thema Phishing findest Du eine Liste von Anwälten, die wir für empfehelnswert halten.
Das Sperren einer Kreditkarte kostet Dich nichts. Anders sieht es aus, wenn Du eine neue Karte brauchst. Für diese Ersatzkarte darf die Bank aber nur die Kosten verlangen, die für sie tatsächlich anfallen.
Deine maximale Haftung bis zur Verlustmeldung ist gemäß Paragraf 675v BGB auf 50 Euro begrenzt. Danach haftest Du generell nicht. Viele Anbieter von Kreditkarten entbinden ihre Kunden von der gesetzlichen Haftungspflicht oder reduzieren den Haftungsanteil zumindest, wenn der Kunde den „vertraglichen Bedingungen“ nachgekommen ist.
Bei Mastercard und Visa gibt es außerdem eine „Zero Liability Protection“. Dadurch sollen die Kunden im Betrugsfall gar nicht haften. Setzt die Bank trotzdem die 50 Euro an, weist Du sie am besten auf diese Vereinbarung hin.
In der Regel setzen die vertraglichen Bedingungen voraus, dass Du nicht grob fahrlässig oder in betrügerischer Absicht gehandelt hast und den Verlust umgehend meldest. Unter grober Fahrlässigkeit verstehen die Banken beispielsweise, die Geheimzahl zusammen mit der Karte aufzubewahren. In diesem Fall kannst Du in vollem Umfang haftbar gemacht werden, die 50-Euro-Grenze ist dann aufgehoben. In solchen Fällen hilft Dir auch die Zero Liability Protection nicht.
Weitere Themen
* Was der Stern bedeutet:
Finanztip ist kein gewöhnliches Unternehmen, sondern gehört zu 100 Prozent zur gemeinnützigen Finanztip Stiftung. Die hat den Auftrag, die Finanzbildung in Deutschland zu fördern. Alle Gewinne, die Finanztip ausschüttet, gehen an die Stiftung und werden dort für gemeinnützige Projekte verwendet – wie etwa unsere Bildungsinitiative Finanztip Schule.
Wir wollen mit unseren Empfehlungen möglichst vielen Menschen helfen, eigenständig die für sie richtigen Finanzentscheidungen zu treffen. Daher sind unsere Inhalte kostenlos im Netz verfügbar. Wir finanzieren unsere aufwändige Arbeit mit sogenannten Affiliate Links. Diese Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen (*).
Bei Finanztip handhaben wir Affiliate Links jedoch anders als andere Websites. Wir verlinken ausschließlich auf Produkte, die vorher von unserer unabhängigen Experten-Redaktion ausführlich analysiert und empfohlen wurden. Nur dann kann der entsprechende Anbieter einen Link zu diesem Angebot setzen lassen. Geld bekommen wir, wenn Du auf einen solchen Link klickst oder beim Anbieter einen Vertrag abschließt.
Für uns als gemeinwohlorientiertes Unternehmen hat es natürlich keinen Einfluss auf die Empfehlungen, ob und in welcher Höhe uns ein Anbieter vergütet. Was Dir unsere Experten empfehlen, hängt allein davon ab, ob ein Angebot gut für Dich als Verbraucher ist.
Mehr Informationen über unsere Arbeitsweise findest Du auf unserer Über-uns-Seite.
Klickst Du auf eine Empfehlung mit *, unterstützt das unsere Arbeit. Finanztip bekommt dann eine Vergütung. Empfehlungen sind aufwändig recherchiert und basieren auf den strengen Kriterien der Finanztip-Expertenredaktion. Mehr Infos