Das Wichtigste in Kürze
- Im Hinweis- und Informationssystem der deutschen Versicherer (HIS), auch Wagnisdatei genannt, sind auffällige Informationen über Versicherte gespeichert.
- Hierzu zählen viele oder ungewöhnliche Schadensfälle oder riskante Vorerkrankungen.
- Alle Versicherungen haben Zugriff auf diese Daten, sie sind jedoch nur für die jeweilige Versicherungsart gespeichert und einsehbar.
So gehst du vor
- Um Einträge im HIS zu vermeiden, gibt es verschiedene Möglichkeiten, nutze dafür unsere Liste.
- Stell bei der Suche nach einer Berufsunfähigkeitsversicherung immer eine anonyme Risikovoranfrage, am besten mit einem spezialisierten Makler, um Probleme zu vermeiden.
- Vor wichtigen Versicherungsabschlüssen solltest Du Dir Deinen HIS-Eintrag zuschicken und eventuelle Fehler löschen lassen, um Problemen vorzubeugen.
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Du suchst eine neue Hausratversicherung, aber wirst von vielen Anbietern abgelehnt, weil Dir die bisherige Versicherung gekündigt hat. Vielleicht findest Du auch keine Berufsunfähigkeitsversicherung, obwohl Du bisher nur Anfragen gestellt hast. Oder Du hast keine Ahnung, warum es mit dem Versicherungsabschluss nicht klappt. Grund für diese Probleme kann die Wagnisdatei für Versicherer sein, das Hinweis- und Informationssystem der deutschen Versicherer (HIS). Was das genau ist und wie Du mit Problemen umgehen kannst, erklären wir Dir hier.
Was ist die Wagnisdatei?
Versicherungen speichern in der HIS-Wagnisdatei Kundendaten, die sie in irgendeiner Form für auffällig halten. Das können gehäufte Schadensmeldungen sein, außergewöhnliche Schadensfolgen, erhöhte Risiken oder ein irgendwie auffälliger Schadensfall (Angaben des HIS). Auf diese Meldungen können andere Versicherungsunternehmen zugreifen und für ihre Risikoeinschätzung nutzen. Das System ist eingeführt worden, um Versicherungsbetrug zu erkennen und vorzubeugen.
Warum ist das HIS für Dich relevant?
Eventuell bekommst Du nicht den gewünschten Versicherungsschutz, wenn im HIS kritische Einträge über Dich vorhanden sind. Das können zum Beispiel sein:
- Viele Schadensfälle in kürzeren Abständen oder ein ungewöhnlich hoher Schaden
- Vom Versicherer gekündigt
- Vorerkrankungen – zum Beispiel bei einer BU-Anfrage
- Versicherungsbetrug
- Fehlerhafte Meldungen beim HIS
Je nach Grund wollen Dich einige Versicherer gar nicht absichern, andere vielleicht nur zu einem höheren Beitrag. Daher ist es wichtig für Dich zu wissen, wie Du diese Probleme vermeiden kannst und was Du tun kannst, wenn sie auftreten.
Was tun, um Probleme mit dem HIS zu vermeiden?
Versuche, die genannten Probleme zu vermeiden, soweit es Dir möglich ist. Wir sagen Dir, was Du beachten kannst:
Wie mit vielen Schäden umgehen?
Überlege bei kleineren Schäden, ob Du sie aus der eigenen Tasche zahlst. Das ist auch ein Grund, warum wir bei vielen Versicherungen eine Selbstbeteiligung empfehlen. So kannst Du Probleme vermeiden, sollten dumme Zufälle für mehrere Schäden in kurzer Zeit sorgen.
Damit besonders hohe Schäden nicht als auffällig wahrgenommen werden, ist es sinnvoll, wenn Du Kaufbelege und Bilder von teuren Gegenständen aufbewahrst. Damit kannst Du dann den Wert und Besitz im Schadenfall nachweisen.
Vom Versicherer gekündigt?
Erhältst Du die Kündigung von Deiner Versicherung, kannst Du um eine Kündigungsumkehr bitten. Das musst Du zügig machen, bevor die Kündigung durch die Versicherung wirksam wird. Stimmt die Versicherung der Kündigungsumkehr zu, kündigst Du und es gibt keinen Eintrag im HIS.
Die zweite Möglichkeit ist, dass Du nachfragst, ob die Versicherung die Kündigung mit einer Vertragssanierung zurücknimmt. Das kann in Form einer höheren Selbstbeteiligung passieren oder indem bestimmte Risiken in Zukunft nicht mehr versichert sind.
Ob sich der Versicherungsschutz im Einzelnen dann noch lohnt, musst Du entscheiden. Wenn Dir Dein Hausratversicherer wegen des dritten Fahrraddiebstahls in zwei Jahren kündigen will, könntest Du Fahrräder aus dem Hausratschutz ausschließen. Stimmt Dein Wohngebäudeversicherer nach einem Elementarschaden der Vertragssanierung nur zu, wenn Elementarschäden nicht mehr mit abgesichert sind, ist der Versicherungsschutz wahrscheinlich nicht mehr so sinnvoll.
Wie kannst Du Vorerkrankungen in der Wagnisdatei vermeiden?
Um Probleme zu vermeiden, wenn Du eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abschließen möchtest, solltest Du zunächst über einen Versicherungsmakler eine anonymisierte Risikoanfrage machen lassen. Damit können Deine Gesundheitsdaten nicht in der Wagnisdatei landen und Du kannst dann gemeinsam mit dem Makler nach einem Vertrag schauen.
Denn angeben musst Du Vorerkrankungen bei der Antragsstellung. Eine bestehende Vorerkrankungen kann dann den Vertragsabschluss erschweren oder unmöglich machen.
Noch besser ist es daher natürlich, wenn Du eine BU bereits hast, bevor Du erkrankst. Wir empfehlen Dir, die Versicherung spätestens nach der Schule, mit Berufs- oder Unistart, abzuschließen.
Versicherungsbetrug bei Kleinigkeiten?
Auch vermeintlich kleine Lügen oder kreative Umdeutungen, wie ein Schaden entstanden ist oder wie viel ein Schaden gekostet hat, solltest Du vermeiden. Kommt es heraus, landet Dein Fehlverhalten im HIS. Dafür ist das HIS ursprünglich konzipiert worden.
Versuchst Du Schäden zu melden, die Du absichtlich verursacht hast, die gar nicht oder nicht in der angegebenen Höhe entstanden sind, verlierst Du nicht nur Deinen Versicherungsschutz und bekommst keinen neuen, die machst Dich auch strafbar (§ 265 StGB).
Mache darüber hinaus nur korrekte Angaben, wenn Du eine neue Versicherung beantragst. Auch wenn Du da mogelst – bei der Rasse Deines Hundes oder Vorschäden – kann das im HIS landen und die potenzielle neue Versicherung kann Deine Angaben dort überprüfen.
Probleme durch fehlerhafte Meldungen beim HIS?
Vor allem bevor Du eine neue komplexere Versicherung abschließen möchtest, solltest Du Deine Einträge im HIS abfragen. Dafür kannst Du einfach auf der Webseite der HIS Betreiber (Besurance HIS GmbH) ein Formular ausfüllen. Die Selbstauskunft kommt dann nach einigen Wochen kostenfrei per Post zu Dir nach Hause.
Gibt es fehlerhafte Angaben, verlange eine Berichtigung oder Löschung, darauf hast Du ein Recht (Art. 16 und Art. 17 DSGVO). Sollte die Besurance HIS GmbH nicht wie gewünscht reagieren, kannst Du Dich an die zuständige Datenaufsichtsbehörde wenden.
Auch wenn Du Probleme mit dem Abschluss einer einfachen Versicherung hast oder bevor Du einen alten Vertrag kündigen willst, kann es nützlich sein, die Einträge im HIS zu kennen.
Warum gibt es die Wagnisdatei?
Das HIS soll Versicherungsunternehmen vor Betrug schützen. Damit können sie schneller Problemkunden identifizieren. Das soll am Ende auch gut für die ehrlichen Versicherten sein, denn Betrug verteuert langfristig auch die Versicherungen.
Gleichzeitig hilft es Versicherungen auch, erhöhte Risiken zu identifizieren und in Versicherungsangebote einzupreisen. Damit zahlen Versicherte, die bereits häufiger Schäden hatten, höhere Beiträge.
Ähnlich wie bei der Schufa ist aber etwas unklar, welche Daten weitergegeben werden und welches Gewicht diese haben. Grundsätzlich ist aber aus Datenschutzsicht klar geregelt, wie das HIS funktioniert.
Wie funktioniert die Wagnisdatei?
Versicherer übermitteln Auffälligkeiten an das HIS. Dies passiert aus Datenschutzgründen nach Sparten getrennt. Es gibt insgesamt sieben Sparten: Kfz, Unfall, Rechtsschutz, Sach, Leben, Transport und Haftpflicht. Unter „Leben“ fallen zum Beispiel die Berufsunfähigkeitsversicherung und die Pflegerente. Das heißt, dass ein negativer Eintrag bei der BU auch für die Pflegerente relevant ist. Für die Privathaftpflicht hat dies jedoch keine Relevanz.
Wer bereits viele Schäden in der Sparte „Sach“ hatte, zum Beispiel nach einem schlimmen Unwetter hohe Schäden bei der Hausrat- und Wohngebäudeversicherung, muss sich keine Gedanken machen, dass sich dies negativ auf eine zukünftige Rechtsschutzversicherung auswirkt.
Grundsätzlich melden Lebensversicherer und Anbieter der privaten Krankenversicherung nicht ans HIS.
Um insgesamt negative Auswirkungen auf Deinen zukünftigen Versicherungsschutz zu verhindern oder einzuschränken, hier noch einmal zusammengefasst, was Du tun kannst:
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