FAQ - Fragen Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung Die häufigsten Fragen zur Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung

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Martin Klotz
Finanztip-Experte für Vorsorge

Die Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung (BU-Versicherung) ist wichtig für fast jedermann. Sie zahlt eine Rente, falls der Versicherte aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Allerdings ist eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung für manche Berufsgruppen teuer, und nicht jeder kann sie sich leisten.

Wer sehr viel Geld für den BU-Schutz zahlen muss, sollte genau abwägen, ob er sich die Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung leisten kann oder ob für ihn auch eine Alternative mit geringerem Schutz infrage kommt. Wir haben die häufigsten Fragen zum Thema zusammengestellt.

Was ist eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung?

Die Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung (BU) versichert den zuletzt ausgeübten Beruf. Wegen welcher Erkrankung Du Deinen Job nicht mehr machen kannst, spielt dabei keine Rolle. Die meisten Versicherer zahlen, wenn Du – ärztlich nachgewiesen –  zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig bist. Du bekommst so viel monatliche Be­rufs­un­fä­hig­keits­rente, wie in der Police vereinbart ist. Wieviel Du zuvor verdient hast, hat keinen Einfluss.

Du kannst eine BU-Versicherung in drei verschiedenen Formen abschließen:

  1. als selbstständige Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung,
  2. als Zusatzversicherung zu einer Ri­si­ko­le­bens­ver­si­che­rung oder
  3. als Zusatzversicherung zu einer Kapitallebens- oder Ren­ten­ver­si­che­rung.

In der Regel ist die selbstständige Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung die sinnvollste Variante. In einigen Fällen ist eine Kombination mit einer niedrigen Ri­si­ko­le­bens­ver­si­che­rung allerdings günstiger. Von einer Koppelung an eine Kapitallebens- oder Ren­ten­ver­si­che­rung raten wir ab. Der Sparanteil für die Kapitalanlage macht die BU zusätzlich teuer; und wer die Le­bens­ver­si­che­rung kündigen will, verliert auch den BU-Schutz. 

Warum ist eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung so wichtig?

Jeder Fünfte schafft es laut der Deutschen Ren­ten­ver­si­che­rung nicht, bis zur Altersrente zu arbeiten, sondern bezieht Er­werbs­min­de­rungs­ren­te. Diese staatliche Absicherung ist allerdings sehr knapp bemessen. Oft liegt sie bei nur einem Drittel des letzten Bruttogehalts. Ein zusätzlicher Schutz gegen den Ausfall der eigenen Arbeitskraft ist deshalb für fast jeden Berufstätigen wichtig.

Wer bekommt eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung?

Jeder kann eine BU-Versicherung beantragen. Ihr Gesundheitszustand, Beruf und Hobbys entscheiden darüber, ob und zu welchen Bedingungen Antragsteller einen Vertrag erhalten. Es kann passieren, dass Ver­si­che­rungen chronisch Kranke ablehnen oder Menschen, die innerhalb der letzten fünf Jahre in psychologischer Behandlung waren. Anbieter können außerdem einen Risikozuschlag verlangen oder bestimmte Krankheiten aus dem Ver­si­che­rungs­schutz ausschließen. Eine anonyme Risikovoranfrage hilft, die Chancen auf eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung auszuloten.

Wie hoch sollte die Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung sein?

Die Rente muss den Lebensunterhalt abdecken, wenn Du kein Einkommen und möglicherweise auch keine Ersparnisse mehr hast. Rechne also durch, wie viel Geld Du monatlich zum Leben brauchst. Die üblichen Fixkosten sind: Miete, Lebensmittel, Kleidung, Medikamente, andere Ver­si­che­rungen, Altersvorsorge, Auto, eventuelle Zahlungen an Kinder und Ex-Partner. Die Faustformel: Versicher 80 Prozent des Nettoeinkommens Deines Haushalts. Damit solltest Du im Zweifelsfall auskommen.

Wie lange sollte die Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung laufen?

Um Absicherungslücken vor Beginn der Altersrente zu vermeiden, solltest Du Dich bis zum 67. Geburtstag versichern. Ist das zu teuer, kannst Du auch eine etwas kürzere Leistungszeit vereinbaren, etwa bis zum 65. Ab dem Rentenalter zahlt die BU-Versicherung nichts mehr.

Was bedeutet eine Be­rufs­un­fä­hig­keit für meine Altersrente?

Um Deine Altersrente musst Du Dich während der Be­rufs­un­fä­hig­keit selbst kümmern. Entweder versicherst Du Dich privat oder Du zahlst freiwillig in die gesetzliche Rentenkasse ein. Deswegen ist es auch so wichtig, dass die Höhe der versicherten BU-Rente ausreicht, um weiter Rücklagen fürs Alter aufzubauen.

Was muss ich bei der Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung alles angeben?

Vor dem Abschluss einer Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung musst Du Gesundheitsfragen beantworten. Schummel dabei nicht.  Gib alle Erkrankungen ehrlich an, nach denen Du gefragt wirst. Viele der Fragen beziehen sich auf die letzten fünf oder zehn Jahre. Damit Du nichts vergisst, hilft es, die Patientenakten von all Deinen Ärzten anzufordern. Lüg auf keinen Fall bei den Gesundheitsfragen, um einen billigeren Tarif zu bekommen. Selbst das Weglassen von vermeintlichen Kleinigkeiten kann Dich Jahre später schlimmstenfalls die BU-Rente kosten. Die Versicherer lassen sich die Akten von Deinen Ärzten zukommen und recherchieren gründlich, bevor sie eine Rente bewilligen.

Was ist beim Abschluss zu beachten?

Am wichtigsten ist, die Ver­si­che­rung nicht allein nach dem Preis auszuwählen, sondern sich für einen leistungsstarken Tarif zu entscheiden. Damit der Anbieter auch tatsächlich eine Rente bezahlen kann, falls Du berufsunfähig wirst, solltest Du ein finanzkräftiges Unternehmen wählen, das es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in 25 Jahren noch gibt. Eine Übersicht finanzstarker Anbieter findest Du in unserem Ratgeber zur Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung. Vereinbar Dynamik und Nach­ver­si­che­rungs­ga­ran­tie, um die Rentenhöhe auch während der Vertragslaufzeit anzupassen. Nutz unsere Checkliste zur Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung.

Was deckt die Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung ab?

Berufsunfähig ist, wer aus gesundheitlichen Gründen seinen letzten Beruf voraussichtlich dauerhaft nicht mehr ausüben kann. Welche Krankheit dafür die Ursache ist, spielt keine Rolle. Ebenso wenig, ob der Versicherte noch in einem anderen Job arbeiten könnte. Meist ist eine Be­rufs­un­fä­hig­keit von mindestens 50 Prozent erforderlich. Das bedeutet, der Betroffene hat nach Einschätzung der Ver­si­che­rung mindestens die Hälfte seiner Leistungsfähigkeit verloren und kann für seinen Beruf wichtige Tätigkeiten nicht mehr ausüben.

Wie teuer ist eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung?

Die Höhe der Beiträge hängt von der versicherten Rente, dem Gesundheitszustand beim Abschluss und vor allem vom Beruf ab. Die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Berufsgruppen sind drastisch: Ein 35-jähriger Maurer, der auf dem Bau arbeitet, zahlt bei einer versicherten Rente von 1.500 Euro monatlich zwischen 228 und 469 Euro Beitrag. Ein Mathematiker, der hauptsächlich am Schreibtisch sitzt, zahlt bei gleichen Leistungen hingegen nur 52 bis 121 Euro. Eine bezahlbare BU-Versicherung ist in Berufen mit vergleichsweise geringem Unfall- oder Erkrankungsrisiko also deutlich leichter zu finden. Gehört Deine Tätigkeit zu einer Berufsgruppe mit hohen Risiken, wäg gut ab, wieviel Geld Du in eine BU-Versicherung stecken willst und wieviel in die private Altersvorsorge.

Du zahlst zwar immer nur den Nettobeitrag, solltest aber den Bruttobeitrag (manchmal auch maximaler Zahlbeitrag genannt) nicht aus den Augen verlieren. Das ist nämlich der Betrag, den Du zahlen müsstest, wenn die Ver­si­che­rung Dich nicht an den Überschüssen des Unternehmens teilhaben ließe. Versicherer können den Preis bis zum Bruttopreis ohne Umstände erhöhen.

Schau deshalb nicht nur auf einen aktuellen Beitrag. Vergleich auch, wie stark die Ver­si­che­rungen die Prämie anheben können. Bei einigen Anbietern beträgt die Spanne zwischen Brutto- und Nettoprämie nur etwa 25 Prozent, andere behalten sich vor, den Beitrag zu verdoppeln. Hast Du die Wahl zwischen mehreren Angeboten mit guten Bedingungen und einem ähnlichen Preis, solltest Du Dich für einen Vertrag mit einem möglichst kleinen Unterschied zwischen Brutto- und Nettobeitrag entscheiden.

Was leistet eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung?

Du bekommen aus Deiner Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung so viel monatliche Rente, wie Du beim Abschluss vereinbart hast. Die BU-Versicherung zahlt Geld, sie organisiert beispielsweise keine Haushaltshilfe, wie das einige private Unfall­ver­sicherungen machen.

Was passiert ohne Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung?

Kannst Du aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten, bekommst Du eine staatliche Er­werbs­min­de­rungs­ren­te. Voraussetzung: Du hast in den vergangenen fünf Jahren mindestens 36 Monate Pflichtbeiträge in die gesetzliche Ren­ten­ver­si­che­rung eingezahlt. Außerdem spielt das Alter eine entscheidende Rolle dafür, wie viel Geld Du bekommst. Wer nach dem 1. Januar 1961 geboren wurde, erhält nur dann die volle Er­werbs­min­de­rungs­ren­te, wenn er weniger als drei Stunden pro Tag in irgendeinem Beruf arbeiten kann. Es spielt dabei keine Rolle, welche Ausbildung Du hast oder ob Dir der Job Spaß macht. Das bedeutet, ein Chefarzt, der noch als Pförtner arbeiten kann, bekommt keine Rente. Die Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung springt schon früher ein.

Was tun ohne Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung?

Wer noch keine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung hat und sich die Beiträge leisten kann, sollte versuchen, eine abzuschließen. Bekommst Du keine Police, erkundige Dich nach Alternativen wie einer Er­werbs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung oder einer Dread-Disease-Versicherung.  

Was tun, wenn der Antrag abgelehnt wird?

Lehnt ein Versicherer Dich ab, versuch es bei einem anderen. Damit Du erst gar nicht abgelehnt wirst, hilft eine anonyme Risikovoranfrage. Damit kannst Du Deine Chancen auf eine BU ausloten, wenn Du Vorerkrankungen hast oder einem risikoreichen Beruf oder Hobby nachgehst. Was diese Punkte angeht, sind die Anbieter nämlich unterschiedlich flexibel. Bekommst Du nirgendwo eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung, musst Du Dich nach einer Alternative umschauen, um Deinen Lebensunterhalt abzusichern.

Brauchen Studenten eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung?

Je früher Du eine BU-Versicherung abschließt, umso besser, denn junge Menschen sind oft gesünder als ältere. Deswegen bekommen Studenten leichter eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung  und erhalten günstigere Tarife. Wer mit dem Studium fertig ist und ins Arbeitsleben startet, muss sich um seine BU-Versicherung dann keine Gedanken mehr machen.

Wie kündigt man eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung?

Wie jede andere Ver­si­che­rung auch lässt sich eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung schriftlich im Rahmen ihrer Kündigungsfrist kündigen. Wir raten davon jedoch ab – insbesondere, wenn Du Dir die Beiträge leisten kannst. Wer finanziell in der Klemme steckt, kann den Vertrag meist problemlos für ein halbes Jahr ruhen lassen. Solange besteht allerdings auch kein Ver­si­che­rungs­schutz. Alternativ kannst Du Deine Beiträge oft zinslos stunden und später nachzahlen. Dann bist Du im Falle einer Be­rufs­un­fä­hig­keit weiter geschützt. Allerdings muss die Ver­si­che­rung in der Regel einige Zeit bestehen, bevor Du diese Möglichkeiten in Anspruch nehmen kannst.

Wie lange wird bei der Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung gezahlt?

Grundsätzlich bekommst Du die Be­rufs­un­fä­hig­keits­rente solange, wie Du nicht arbeiten kannst, maximal jedoch bis zum Ende der Ver­si­che­rungsdauer. Das kann der Beginn der Altersrente oder ein früherer Zeit­punkt sein, je nachdem, was im Vertrag vereinbart ist. Der Anbieter überprüft allerdings in regelmäßigen Abständen, ob Du noch berufsunfähig bist. Geht es Dir besser oder übst Du einen anderen Beruf aus, kann die Ver­si­che­rung in bestimmten Fällen die Zahlung einstellen.

Wie wird eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung versteuert?

Wer eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­rente bekommt, muss nur auf den Ertragsanteil für sogenannte „abgekürzte Leibrenten“ Steuern zahlen. Der Ertragsanteil errechnet sich anhand der möglichen Dauer der Rentenzahlung bis zum Ende der Laufzeit der Ver­si­che­rung. Dazu gibt es eine bundesweit geltende Tabelle. Grundsätzlich gilt aber: Je später Du berufsunfähig wirst, desto geringer ist der Anteil der BU-Rente, den Du versteuern musst. Ohnehin musst Du nur dann Steuern zahlen, wenn Dein gesamtes zu versteuerndes Einkommen über dem jährlichen Grundfreibetrag von 9.408 Euro (Stand 2020) liegt.

Wie unterscheiden sich BU- und Er­werbs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung?

Eine Er­werbs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung ist eine Notlösung für alle, die keine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung bekommen oder sich die Beiträge nicht leisten können. Diese Ver­si­che­rung zahlt eine Rente, wenn Du täglich nur noch weniger als drei Stunden in irgendeinem Beruf arbeiten kannst. Die Höhe der Er­werbs­un­fäh­ig­keits­ren­te ist im Vertrag vereinbart.

Autor
Julia Rieder

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