Nachversicherungsgarantie und Beitragsdynamik So steigerst Du die Rente bei der Berufsunfähigkeitsversicherung
Finanztip-Expertin für Versicherungen
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung solltest Du möglichst früh und gesund abschließen. Denn in jungen Jahren sind die Beiträge zur BU meist noch erschwinglich. Doch die Lebensumstände ändern sich mit der Zeit und damit auch die finanziellen Bedürfnisse. Bei einem Gehaltssprung, einem Immobilienkauf oder der Familiengründung solltest Du die Berufsunfähigkeitsrente nochmal erhöhen können. Das klappt meist mit einer Nachversicherungsgarantie und einer Beitragsdynamik.
Mit einer Nachversicherungsgarantie kannst Du die vertraglich vereinbarte BU-Rente auf einen Schlag erhöhen. Der große Vorteil: Dafür ist in der Regel keine erneute Gesundheitsprüfung nötig. Das bedeutet, auch wenn Du in der Zeit seit Vertragsschluss krank geworden bist, darfst Du Deine BU-Rente aufstocken.
Meist ist die Erhöhung allerdings nur bei besonderen Ereignissen möglich, wie:
Einige Anbieter erlauben es auch, die Rente ohne speziellen Anlass aufzustocken – dann jedoch häufig nur zu vertraglich festgelegten Terminen, beispielsweise in den ersten fünf oder zehn Versicherungsjahren.
Wichtig zu beachten: Die Rente steigt nicht automatisch. Du musst die Erhöhung bei Deiner Versicherung beantragen – und zwar innerhalb einer bestimmten Frist, meist drei bis zwölf Monate nach dem Ereignis. Die genaue Frist findest Du in Deinen Versicherungsunterlagen.
Ohne eine solche Nachversicherungsgarantie sind Änderungen am Vertrag in vielen Fällen nicht so einfach möglich – wenigstens die Gesundheitsprüfung musst Du dann erneut durchlaufen. Besonders wichtig ist die Nachversicherungsgarantie deswegen in jungen Jahren. So kannst Du beim Vertragsabschluss von einer guten Gesundheit profitieren und die Rente später flexibel an Dein steigendes Einkommen anpassen.
Für die Nachversicherung gibt es allerdings Grenzen. Deine BU-Rente kannst Du meist nur bis zu einer bestimmten Rentenhöhe aufstocken. Jede Erhöhung ist zudem mit zusätzlichen Kosten verbunden. Außerdem ist ab einem bestimmten Alter Schluss mit der Erhöhung.
Die Versicherer bestimmen in aller Regel Höchstgrenzen für die Nachversicherung. Bis zu dieser Grenze kannst Du maximal Deine Rente erhöhen. Bei der Nürnberger Versicherung ist zum Beispiel laut Versicherungsbedingungen eine Rentenhöhe von maximal 3.000 Euro im Monat möglich. Die Baloise versichert ihren Bedingungen zufolge höchstens 4.000 Euro Rente im Monat.
Die vereinbarte Rentenhöhe muss dabei immer im Verhältnis zu Deinem aktuellen Einkommen stehen. Viele Versicherer begrenzen die Rente daher auf 60 oder 70 Prozent Deines Bruttoeinkommens. Verdienst Du also derzeit 3.000 Euro brutto im Monat, dann darfst Du eine BU-Rente von höchstens 1.800 Euro bis 2.100 Euro versichern.
Deine Rente kannst Du außerdem immer nur stufenweise erhöhen. Eine Erhöhung der Rente von 1.000 Euro auf 4.000 Euro im Monat ist kaum vorstellbar. Bei manchen Versicherern ist eine Erhöhung der monatlichen Rente um höchstens 500 Euro pro Nachversicherung möglich. Andere Anbieter begrenzen die Erhöhung bei 50 Prozent Deiner zuvor vereinbarten Rente. Aus diesem Grund solltest Du, sofern Du Dir den Aufpreis leisten kannst, jede Möglichkeit der Erhöhung nutzen.
Steigst Du allerdings mit einer sehr hohen Rentenhöhe in die BU ein, hast Du unter Umständen keinen großen Nutzen von der Nachversicherungsgarantie. Benötigst Du dennoch mit der Zeit eine höhere Rente als die Versicherung erlaubt, dann kann auch der Abschluss einer weiteren BU-Versicherung sinnvoll sein.
Gut zu wissen: Mehrere BU-Versicherungen können auch ratsam sein, wenn Du von Beginn an eine höhere Rente von mehr als 2.500 Euro benötigst. Ab dieser Rentenhöhe kann der Versicherer eine zusätzliche ärztliche Untersuchung fordern. Dabei können Erkrankungen festgestellt werden, von denen Du bisher nichts wusstest und die den Abschluss einer BU erschweren können. Verteilst Du die Rente auf mehrere Versicherer, bleibt Dir diese Extra-Untersuchung erspart.
Neben der maximal versicherbaren Rentenhöhe gibt es weitere Gründe, aus denen die Versicherung eine Nachversicherung ablehnen kann:
Der Nachteil beim Aufstocken der Rente: Die zusätzliche Absicherung kostet auch mehr Beitrag. Für den Teil der Rente, den Du aufstockst, wird wie bei einem Neuvertrag das aktuelle Lebensalter zugrunde gelegt. Da Du zum Zeitpunkt der Erhöhung wieder etwas älter bist, zahlst Du für die nachträglich erhöhte Rente mehr, als hättest Du eine gleich hohe Rente direkt bei Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung vereinbart.
Beim Abschluss einer BU solltest Du daher darauf achten, dass die Nachversicherung zumindest ohne erneute Gesundheits- und Risikoprüfung möglich ist. Den Verzicht auf eine weitere Gesundheitsprüfung erklären die meisten Versicherer. Manche Versicherer fragen allerdings erneut nach Deinem aktuellen Beruf oder nach gefährlichen Hobbys. Wenn Du dann zum Zeitpunkt der Erhöhung in einen risikoreichen Beruf gewechselt hast, kann das die Beiträge noch teurer oder eine Nachversicherung sogar unmöglich machen. Das Gleiche gilt für neu erworbene Hobbys wie Paragliding, Tauchen oder Bungee-Jumping.
Die staatliche Erwerbsminderungsrente reicht nicht aus, eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist für fast jeden sinnvoll.
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Mit der Beitragsdynamik steigt die vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente jedes Jahr um einen festgelegten Prozentsatz, beispielsweise 3 Prozent. Große Sprünge wie bei der Nachversicherungsgarantie sind damit nicht möglich. Die Dynamik hilft aber, den Wertverlust durch die Inflation anzupassen.
Die Beitragsdynamik sorgt also dafür, dass die versicherte Rente auch in 20 oder 30 Jahren noch ausreicht. Durch die jährliche Anhebung bleibt die Kaufkraft der Rente erhalten. Bei einer Inflation von 2 Prozent wären sonst von 2.000 Euro Rente nach 20 Jahren nur noch 1.346 Euro reale Kaufkraft übrig.
Grundsätzlich raten wir dazu, eine Beitragsdynamik mitzunehmen. Deine versicherte Rente steigt automatisch, ohne dass dafür ein Anlass notwendig ist. Auch die Gesundheitsprüfung entfällt.
Allerdings bedeutet eine Dynamik von 3 Prozent nicht automatisch, dass auch Deine monatliche Rente um diesen Wert steigt. Denn wie bei der Nachversicherungsgarantie wird für jeden Erhöhungsschritt Dein aktuelles Lebensalter zugrunde gelegt. Dadurch verteuern sich die Beiträge umso mehr, je älter Du wirst. Du solltest daher sichergehen, dass Du Dir die steigenden Beiträge auch dauerhaft leisten kannst.
Die Beitragsdynamik ist aber keine Pflicht, sondern ein Recht des Kunden. Das bedeutet, Du kannst einem Erhöhungsschritt auch widersprechen. Dann bleiben Beitrag und Rente gleich.
Wie oft Du die Dynamik aussetzen kannst, steht in Deinem Vertrag. Meist ist es problemlos möglich, zwei Jahre hintereinander zu verzichten. Beim dritten Widerspruch in Folge wird die Dynamik dann häufig komplett gestoppt, und für eine Rentenerhöhung ist künftig eine Gesundheitsprüfung nötig. Soll der Beitrag nur moderat steigen, kannst Du also einfach jeden dritten Erhöhungsschritt mitmachen.
Solltest Du feststellen, dass Deine BU-Rente tatsächlich zu hoch geworden ist, kannst Du diese jederzeit absenken und dadurch bei den BU-Kosten sparen. Allerdings schließen einige Versicherer danach die Möglichkeit aus, die Rente wieder per Nachversicherung oder Dynamik zu erhöhen. Andere Versicherer verlangen hingegen eine erneute Gesundheitsprüfung, wenn Du zur alten Rentenhöhe zurück möchtest.
Die Leistungsdynamik ist dagegen kein Muss. Mit dieser Form der Dynamik kannst Du Deine Rente zwar auch noch erhöhen, wenn Du berufsunfähig bist. Das lohnt sich vor allem, wenn Du in jungen Jahren berufsunfähig wirst und dann für lange Zeit mit Deiner Berufsunfähigkeitsrente auskommen musst.
Allerdings ist ein Vertrag mit dieser Option von Anfang an teurer. In einer Finanztip-Stichprobe unter acht BU-Versicherern wurden bei einer jährlichen Rentenerhöhung von 2 Prozent durchschnittlich 13 Prozent mehr Beitrag fällig.
Als Zusatz ist die Leistungsdynamik daher sinnvoll. Den Aufpreis dafür solltest Du aber auf keinen Fall bei der BU-Rentenhöhe einsparen. Wähle die Leistungsdynamik daher nur, wenn Du Dir die höheren Beiträge auf Dauer leisten kannst.
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