Börse
Bild: IMAGO / Hans Günther Oed

Das Prinzip eines Indexfonds (ETF) ist nicht schwer zu verstehen: Er baut mit seinem Aktienkorb einen Index wie den Dax oder den MSCI World nach. Regelmäßig werden Firmen aussortiert und durch andere ersetzt – wie aktuell im Dax. Das macht die Geldanlage so bequem. Du musst Dich um nichts kümmern und bekommst mit den richtig ausgesuchten ETFs den Durchschnitt der Börsenwelt.

Doch derzeit erreichen uns viele Fragen zu den recht großen Änderungen in ETFs von Xtrackers, einer Tochter der Deutschen Bank. Viele haben Post bekommen: Eine Reihe von Xtrackers-ETFs sollen ab Oktober einem anderen Index folgen als bisher. Der von Finanztip empfohlene Xtrackers MSCI AC World (IE00BGHQ0G80) soll nicht mehr den All-Countries-Index nachbilden, sondern den Index „MSCI AC World ESG Screened“. ESG Screened bedeutet, dass jedes zehnte Unternehmen aussortiert wird. Das trifft zum Beispiel Firmen, die mit umstrittenen Waffen handeln oder andere Nachhaltigkeitskriterien verletzen.

Das ist ungewöhnlich, aber keine 180-Grad-Wende. Die Schwergewichte Apple, Microsoft und Co. werden Index und ETF erhalten bleiben. Das größte aussortierte Unternehmen ist die Einzelhandelskette Walmart auf Rang 36 des All-Countries-Index. Andere bekannte Firmen, die aus dem Fonds fallen, sind Philip Morris (Tabak), Shell (Öl/Gas), Lockheed Martin (Rüstung) – aus Deutschland etwa RWE, Bayer und Airbus. Damit wird dieser ETF etwas nachhaltiger im Zuschnitt.

Offiziell abgesegnet werden soll der Index-Wechsel auf einer Hauptversammlung in Dublin.

Ein Hauch von Grün im Xtrackers-ETF

Wie ist die Entrümpelungs-Aktion von Xtrackers zu bewerten? Der ETF bekommt einen Hauch von Grün verpasst, manche umstrittene Unternehmen fliegen raus, für viele ändert sich aber nichts. Die künftige Wertentwicklung dürfte nicht sonderlich abweichen von der des „klassischen“ ACWI-Index. Die aussortierten 300 von 3.000 Unternehmen stehen nach ihrem Wert gerechnet für knapp 6 Prozent des Fonds.

Strenggenommen setzt sich der AC World ESG Screened zwischen zwei Stühle und bildet weder einen möglichst vollständigen Markt ab, noch hat er besonders ambitionierte Ausschlusskriterien. Manchen Anlegern dürfte auch sauer aufstoßen, dass Xtrackers nicht einfach einen neuen ETF auflegt und den alten weiterführt. Andere werden die Streichungen begrüßen. Falls Du von dem Index-Wechsel betroffen bist, hast Du folgende Optionen:

  • Wenn Du den ETF im Depot hast, kannst Du überlegen, ob der Indexwechsel für Dich klar geht – dann musst Du nichts weiter unternehmen. Die Gebühren des ETFs sollen gleichbleiben.
  • Als Alternativen kommen die fünf ungefilterten ETFs auf Industrie- und Schwellenländer in Frage, die Finanztip empfiehlt. Dort sind weiterhin alle Unternehmen mit ausreichend großem Marktwert vertreten – also wie bisher auch bei Xtrackers.
  • Andererseits: Wenn Dir der Schritt der Deutsche-Bank-Tochter nicht weit genug geht und Du einen stärkeren Nachhaltigkeitsfilter möchtest, schau Dir die ETFs auf den SRI-Index an, wo deutlich mehr ausgesiebt wird.
  • Und wenn Du ETF-Anteile verkaufst, denk daran, dass vom Gewinn Steuern abgezogen werden. Eine andere Möglichkeit ist, die bereits gekauften Anteile einfach im Depot zu lassen, aber künftig einen anderen ETF zu besparen.

Neben dem IE00BGHQ0G80 will Xtrackers noch eine Reihe kleinerer ETFs einem anderen Index zuordnen. (Diese waren und sind keine Empfehlungen von uns.) In zwei Fällen passiert das mit einem geradezu bizarren Schwenk: Der IE00BCHWNQ94 folgt derzeit einem MSCI World mit Schwerpunkt auf Unternehmen mit hoher Dividende, verliert diese besondere Strategie dann aber. Und der IE00BM67HJ62 bildet bislang Industrieländer- und Schwellenländer ab, wird aber auf einen reinen Schwellenländer-Index umgestellt, was beispielsweise das Gewicht chinesischer Aktien von rund 4 auf um die 30 Prozent aufblähen könnte. Immerhin sinken die Gebühren in beiden Fällen.

Auch Deka sortiert um

Auch die Sparkassen-Tochter Deka sortiert übrigens um. Zum 24. September wird etwa aus dem „DekaLux-Deutschland TF“ der „Deka-Nachhaltigkeit Aktien Deutschland TF“. Die Änderungen dort sind weniger überschaubar, weil es aktiv gemanagte Fonds und keine ETFs mit zugeordnetem Index sind.

Hendrik Buhrs
Autor

Stand:

Redakteur im Team Bank und Versicherung. Vor seiner Zeit bei Finanztip berichtete er für die Radioprogramme des Hessischen, später des Westdeutschen Rundfunks über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Hendrik hat in Münster und Exeter VWL studiert. Erste berufliche Erfahrungen sammelte er bei Radio Q und im Lokalfunk Recklinghausen. Gespartes Geld investiert er gern in Reisen.

11 Kommentare

  1. Muss man sich zwangsweise alles vom ETF-Anbieter gefallen lassen, wenn der Referenzindex des ETF plötzlich ausgetauscht wird? Ist das rechtlich zulässig, oder kann man sich wehren? Gibt es dazu keine Regularien der Bafin oder Gesetze?
    Bei mir wurde in einem ETF der Referenzindex, der bisher immer auf hohe Dividenden ausgerichtet war, nun ersetzt gegen einen gänzlich ohne Fokus auf Dividenden. Es entspricht somit absolut gar nicht mehr meinem persönlichen Anlageziel (hohe Dividendenrendite). Bin ich gezwungen das zu akzeptieren? Und darf sich der ETF-Anbieter alles erlauben? Also eine komplett andere Ausrichtung?

    1. Das würde mich auch mal interessieren …I
      FInde es (rechtlich gesehen) (auch) sehr seltsam, dass man als Fonds-Anbieter dann ohne Zustimmung des Kunden (= des „Käufers“) einfach das Produkt (= den ETF) „austauscht“ bzw. die „Wesensmerkmale.“

      st ja fast vergleichbar mit der Allianz und der Senkung der… bzw. des….Altersfaktors? Ne, war glaube ich der „Rentenwert“?! Weiß ich nicht mehr, die Experten, wissen, was ich meine.

  2. Sie schreiben im Artikel:
    „Und wenn Du ETF-Anteile verkaufst, denk daran, dass vom Gewinn Steuern abgezogen werden.“
    Mich würde interessieren, ab welchem Betrag Steuern einbehalten werden und wie hoch der
    Prozentsatz liegt.

    1. Wenn du bei deiner Depotbank keinen Freistellungsauftrag hinterlegt hast, werden deine Aktiengewinne ab dem ersten Euro versteuert – und zwar mit der Abgeltungssteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. Sind insgesamt ungefähr meist 27 Prozent

    2. 25 % plus Soli 5,5 % auf Abgeltungssteuer + Kirchensteuer auf die Abgeltungssteuer. In Summe ergibt das die von MB genannten 27 % – stand heute. Zuviel bezahlte Steuer kannst du ggf. über die Lohnsteuer wieder hereinholen. Spreche einfach deinen Steuerberater darauf an.

      Es gibt keine Garantie, dass das die Abgaben in Zukunft so bleiben. Stichwort Corona-Soli und Finanztransaktionssteuer, denen Hr. Scholz durchaus nicht abgeneigt zu sein scheint.

      Die nächsten Monate nach der Bundestagswahl werden daher sehr spannend 😉

  3. Dear Sir Dear Mr. Buhrs ,

    Herzlichen Dank für Ihr sehr Hilfsreiche InfoPaket sehr lehrreich und wertvoll .
    Nun für mich sind alles sehr schwer zu folgen ….,
    Mir wäre lieber “ mach das tu das Prinzip “ Sie möchten Akademisch und um RechtsSicherheit
    achten müssen , dabei geht für die Laien das Luft aus .
    Mein Bitte und Vorschlag , nennen ( schreiben ) Sie falls möglich very simpel einige Namen
    von FinanzDienstLeitern ….., wo ich selber recherchiern kann und ein Investition mit Monatsbeträgen starten könnte . ( X-Trackers/ ESG )
    Bin über siebzig und das Horizon geht zum nächste Genaration bzw A-Sicherungen .

    Nice Days

    banerjea

    P.S . Bekanntgabe von Verschidenenamen , Institutionen ist neutral ohne Emphelungen !!!

    1. Lieber Herr Banerjea,
      danke für Ihren netten Kommentar. Wir versuchen, möglichst einfache Texte zu schreiben. Ganz ohne Spezialbegriffe geht es leider nicht immer. Ich denke, für Ihren Zweck ist dieser Text am besten geeignet: https://www.finanztip.de/indexfonds-etf/fondssparplan/
      Dort finden Sie gute Depots und konkrete weltweite & günstige Fonds.
      Über das Prinzip des langjährigen ETF-Sparens informiert dieses Video (auch, wenn Sie die nächste Generation mitdenken):
      https://www.youtube.com/watch?v=SCiboPxpI2g
      Viele Grüße!
      Hendrik Buhrs

  4. Das ganze ist eine Unverschämtheit. Die anfallenden Steuern und Handelsgebühren sollte man der Bank in Rechnung stellen. Ohne Not werden Vereinbarungen einseitig geändert.

    1. Na, ohne Not ja nicht. Immerhin stehen wir als Menschheit mit dem Rücken zur Wand, die Schritte der Großnivestoren sind ja noch viel zu gering (Greenwashing). Die DWS müsste ALLE ETFs auf SRI-Indizes umstellen, genauso wie alle anderen Detuschen Fondsgesellschaften auch. Und selbst das wäre natürlich nur ein erster, kleiner Schritt.

    2. Hallo Martin, der ETF-Anbieter ist frei in seiner Anlageentscheidung. Deshalb müssen wir als Anleger auch im Hinblick auf einzelne Assetanbieter diversifizieren.

      Ein Beispiel: Du möchtest in den MSCI-World investieren. Bei der Auswahl eines Anbieters, hast du die Auswahl aus vielen Anbietern. Du weißt vorher nicht, welcher Anbieter seinen MSCI-World-Fond ggf. schließt oder anderen Schwerpunkten folgen lässt. Das abzuschätzen kann niemand. Daher investierst du nicht in einen Anbieter, sondern in mehrere. So bildet sich kein Klumpenrisiko.

      Also, nicht nur breit streuen hinsichtlich der Assets, auch im Hinblick auf die Assetanbieter. Und da wird es erst richtig spannend 🙂

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