Mietkauf von Haus oder Wohnung Wie sinnvoll ist, vor dem Kauf erst mal zu mieten?
Finanztip-Experte für Baufinanzierung und Immobilien
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Ein Haus zu bauen oder eine Wohnung zu kaufen, ist teuer. Mit wenig oder keinem Eigenkapital ist eine klassische Baufinanzierung in den meisten Fällen schwierig. Allerdings kann auch eine Baufinanzierung ohne Eigenkapital funktionieren. Das zeigen wir Dir weiter unten.
Ein anderer Weg ins Eigenheim führt über den Mietkauf. Bei diesem Modell ziehst Du erst einmal in das Haus oder die Wohnung ein, wohnst dort zur Miete, und kaufst die Immobilie erst später. Allerdings hat der Mietkauf so seine Tücken.
Beim Mietkauf verbindest Du die beiden Wege, mit denen Du Dir sozusagen die Schlüssel zu einer Wohnung oder einem Haus sichern kannst: Mieten und Kaufen. Beim Mietkauf fängst Du als Mieter an, und wirst dann Eigentümer.
Damit dieses Geschäft wirksam zustande kommt, benötigst Du einen Vertrag, den Mietkaufvertrag. Einen solchen Mietkaufvertrag wirst Du im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) aber nicht finden.
Der Vertrag ist immer eine Mischung aus einem Mietvertrag und einem Kaufvertrag für eine Immobilie, und die Vertragsparteien können ihn relativ frei gestalten. Weil es in wichtigen Punkten des Vertrags keine gesetzlichen Vorgaben gibt, solltest Du also sehr genau prüfen, welche Rechte und welche Pflichten der Vertragfestschreibt.
Einen Vertrag, bei dem sich eine Partei verpflichtet, das Eigentum an einem Grundstück zu übertragen, muss nach § 311b Abs. 1 BGB notariell beurkundet werden. Diese Regel gilt auch für einen Mietkaufvertrag. Halten Dein Vertragspartner und Du diese Form nicht ein, ist der Vertrag nach § 125 BGB nichtig.
Wichtig ist, dass der Notar beide Vertragsteile, also Mietvertrag und Kaufvertrag, beurkundet. Die beiden Teile bilden eine rechtliche Einheit, also gilt die Beurkundungspflicht auch für den Mietvertrag.
Gerade ältere Vermieter sprechen von sich aus gelegentlich das Thema Mietkauf an. Dann ist die Rede davon, dass langfristige Mieter gesucht werden, und dass später dann einmal die Möglichkeit bestünde, das Haus oder die Wohnung zu einem vergünstigten Preis zu übernehmen.
Auf solche Aussagen solltest Du Dich auf keinen Fall verlassen. Wenn Du wirklich an einem Mietkauf des Hauses oder der Wohnung interessiert bist, solltest Du den Vermieter in diesem Fall beim Wort nehmen, und ihm vorschlagen, dass Ihr darüber einen rechtssicheren Vertrag schließt. Dazu gehört, wie gesagt, ein, dass Ihr den Vertrag vom Notar beurkunden lasst.
Mietkaufverträge können sehr unterschiedlich ausgestaltet sein. Es gibt zwei unterschiedliche Arten beim Mietkauf.
Optionskaufmodell - Bei dieser Variante mietet der Kunde die Immobilie und beteiligt sich an einer Wohnungsgenossenschaft, die die Immobilie für ihn kauft. Bis zu einem bestimmten Stichtag hat er eine Kaufoption. Er kann diese aber auch verfallen lassen.
Mietkaufmodell - Bei diesem Modell verpflichtet sich der Mieter, die Immobilie nach einer bestimmten Zeit zu kaufen. Er einigt sich mit dem Besitzer auf einen Preis, den er nach der Frist bezahlt. Die bis dahin gezahlte Netto-Kaltmiete fließt teilweise in die Finanzierung mit ein, aber nur zu geringen Teilen. Wenn 80 Prozent der gezahlten Netto-Kaltmiete in die Tilgung des Kaufpreises fließen, ist das schon ein guter Wert.
In den meisten Fällen ist eine klassische Immobilienfinanzierung günstiger als der Mietkauf. Allerdings steht es Banken frei, Käufer aus bestimmte Berufsgruppen von der Kreditvergabe auszuschließen. Das kann zum Beispiel bei „Krisenbranchen“ wie dem Taxigewerbe oder der Gastronomie der Fall sein.
Auch Selbstständige haben oft Probleme, eine normale Baufinanzierung zu erhalten. Für diese Berufsgruppen und junge Familien ohne viel Eigenkapital kann es sich anbieten, die Immobilie erst zu mieten und zu einem späteren Zeitpunkt zu kaufen.
Bevor Du einen Miet- oder Kaufvertrag unterschreibst, solltest Du Dir genau überlegen, was die Ziele der Gegenseite sind. Die will die Immobilie in erster Linie loswerden. Warum sollte sie sie erst vermieten, um dann, bei einem Optionskaufmodell, zu hoffen, dass Du die Immobilie kaufst? Grund dafür kann die Lage der Immobilie sein. Kein Verkäufer würde eine Immobilie im Herzen Münchens oder Hamburg zum Mietkauf anbieten. Dafür gibt es zu viele Interessenten, die das Objekt direkt kaufen wollen. Meistens liegen Mietkauf-Immobilien in Gegenden in Deutschland, aus denen die Leute eher weg- als zuziehen.
Ein weiterer Faktor neben der Lage kann der Zustand des Hauses oder der Wohnung sein. Anbieter werben im Internet mit „Schlüsselfertig – außer Tapete und Teppich“. Wie viel Aufwand auf Dich zukommt, ist dabei unklar. Grundsätzlich ist es möglich, dass solche Häuser mehr Macken haben, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Bei einem Optionskauf hast Du dann noch Glück, denn Du bist nicht verpflichtet, die Wohnung oder das Haus zu kaufen.
Anders sieht die Sache beim Mietkaufmodell aus, weil Du schon mit Vertragsabschluss alle Pflichten eines Inhabers übernimmst. Wir empfehlen beim Mietkauf daher immer das Optionsmodell. So bist Du auf der sicheren Seite, falls die Immobilie Dir doch nicht zusagt oder zu teuer wird.
Beim Mietkaufmodell bekommst Du vom Verkäufer einen Kredit, denn Du kaufst die Wohnung, bezahlst sie aber erst später. Dafür fallen Zinsen an. Mit einer klassischen Baufinanzierung kommst Du unter Umständen günstiger weg.
Entscheidest Du Dich dennoch für den Mietkauf, solltest Du Deine Finanzen genau überprüfen: Wie hoch ist die jetzige Miete, wie sieht es bei der Finanzierung aus? Der Vorteil beim Mietkaufmodell ist, dass die Rate unabhängig von Zins- und Mietpreisentwicklungen gleich bleibt.
Bei dem Vertrag handelt es sich meist nicht um den klassischen Finanzierungsvertrag. Deswegen solltest Du umso mehr auf die verschiedenen Klauseln achten. Für den Fall der Insolvenz von einer der beiden Seiten sollten genaue Absprachen getroffen werden. Auch auf ein Sondertilgungsrecht solltest Du bestehen.
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