Nachversicherungsgarantie und Beitragsdynamik So erhöhst Du die Rente bei der BU

Nathanael Häfner
Nathanael Häfner
Experte BU und Unfallversicherung

Das Wichtigste in Kürze

  • Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abschließt, sollte auf eine Nachversicherungsgarantie und Beitragsdynamik achten.
  • Mit der Nachversicherungsgarantie kannst Du die Rentenhöhe nachträglich aufstocken.
  • Ist eine Dynamik vereinbart, steigt die Rente automatisch jedes Jahr um einen vereinbarten Prozentsatz.

So gehst Du vor

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  • Achte darauf, dass Du die Rente ohne erneute Gesundheits- und Risikoprüfung erhöhen kannst.
  • Melde Deinem Versicherer Ereignisse wie Hochzeit oder Gehaltserhöhung, wenn Du Deine Rente aufstocken möchtest.

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Eine Berufsunfähigkeitsversicherung solltest Du möglichst früh und gesund abschließen. Denn wenn Du jung bist, zahlst Du meist deutlich weniger. Doch Deine Lebensumstände ändern sich mit der Zeit und damit auch die finanziellen Bedürfnisse. Wenn Du mehr Gehalt verdienst, eine Immobilie kaufst oder eine Familie gründest, solltest Du die Berufsunfähigkeitsrente nochmal erhöhen können. Das geht meist mit einer Nachversicherungsgarantie und einer Beitragsdynamik, die Du beim Abschluss der Versicherung mit vereinbaren solltest.  

Was ist die Nachversicherungsgarantie?

Mit einer Nachversicherungsgarantie kannst Du die vertraglich vereinbarte BU-Rente auf einen Schlag erhöhen. Der große Vorteil: Dafür ist in der Regel keine erneute Gesundheitsprüfung nötig. Das bedeutet, auch wenn Du in der Zeit seit Vertragsschluss krank geworden bist, darfst Du Deine BU-Rente aufstocken.

Meist ist die Erhöhung allerdings nur bei besonderen Ereignissen möglich, wie:

  • Heirat oder Scheidung,
  • Geburt oder Adoption eines Kindes,
  • Abschluss des Studiums, der Ausbildung oder einer Meisterprüfung,
  • Kauf einer Immobilie,
  • Gehaltserhöhung,
  • Übergang von Teilzeit- zu Vollzeitstelle,
  • Beginn einer Selbstständigkeit oder
  • Ende der Pflichtmitgliedschaft in einem Versorgungswerk.

Einige Anbieter erlauben es auch, die Rente ohne speziellen Anlass aufzustocken – dann jedoch häufig nur zu vertraglich festgelegten Terminen, beispielsweise in den ersten fünf oder zehn Versicherungsjahren. 

Wichtig zu beachten: Die Rente steigt nicht automatisch. Du musst die Erhöhung bei Deiner Versicherung beantragen – und zwar innerhalb einer bestimmten Frist, meist drei bis zwölf Monate nach dem Ereignis. Die genaue Frist findest Du in Deinen Versicherungsunterlagen. 

Ohne eine solche Nachversicherungsgarantie sind Änderungen am Vertrag in vielen Fällen nicht so einfach möglich – wenigstens die Gesundheitsprüfung musst Du dann erneut durchlaufen. Besonders wichtig ist die Nachversicherungsgarantie deswegen in jungen Jahren. So kannst Du beim Vertragsabschluss von einer guten Gesundheit profitieren und die Rente später flexibel an Dein steigendes Einkommen anpassen.

Was musst Du bei der Nachversicherung beachten?

Für die Nachversicherung gibt es allerdings Grenzen. Deine BU-Rente kannst Du meist nur bis zu einer bestimmten Rentenhöhe aufstocken. Jede Erhöhung ist zudem mit zusätzlichen Kosten verbunden. Außerdem kannst Du ab einem bestimmten Alter Deine BU-Rente nicht mehr erhöhen.

Rentenhöhe ist begrenzt

Die Versicherer bestimmen in aller Regel je nach Vertrag Höchstgrenzen für die Nachversicherung. Bis zu dieser Grenze kannst Du maximal Deine Rente erhöhen. Die Alte Leipziger versichert etwa maximal eine Rentenhöhe von 2.500 Euro im Monat. Bei der Nürnberger Versicherung sind 3.000 Euro im Monat möglich, bei der Baloise sind es 4.000 Euro, wie Finanztip-Recherchen zeigen (Stand Juni 2025). Üblich sind 2.500 bis 3.000 Euro.

Die vereinbarte Rentenhöhe muss dabei immer im Verhältnis zu Deinem aktuellen Einkommen stehen. Viele Versicherer begrenzen die Rente daher auf 60 oder 70 Prozent Deines Bruttoeinkommens. Verdienst Du also derzeit 3.000 Euro brutto im Monat, dann darfst Du eine BU-Rente von höchstens 1.800 Euro bis 2.100 Euro versichern.  

Deine Rente kannst Du außerdem immer nur stufenweise erhöhen. Du kannst also nicht auf einmal von 1.000 Euro auf 4.000 Euro BU-Rente aufstocken. Bei manchen Versicherern kannst Du Die monatliche Rente um höchstens 500 Euro pro Nachversicherung erhöhen. Andere Anbieter begrenzen die Erhöhung bei 50 Prozent Deiner zuvor vereinbarten Rente. Aus diesem Grund solltest Du immer erhöhen, sofern Du Dir den Aufpreis leisten kannst.

Steigst Du allerdings mit einer sehr hohen Rentenhöhe in die BU ein, nutzt Dir die Nachversicherungsgarantie unter Umständen wenig. Benötigst Du dennoch mit der Zeit eine höhere Rente als die Versicherung erlaubt, dann kann es sinnvoll sein, wenn Du eine weitere BU abschließt.

Nathanael Häfner

Egal, ob Du eine oder zwei abschließt: Am wichtigsten ist, dass du überhaupt eine BU hast.

Nathanael Häfner
Unser Finanztip-Experte für BU und Unfallversicherung

Gut zu wissen: Mehrere BU-Versicherungen können auch ratsam sein, wenn Du von Beginn an eine höhere Rente von mehr als 2.500 oder 3.000 Euro benötigst. Ab diesen Rentenhöhen fordern die meisten Versicherer eine zusätzliche ärztliche Untersuchung. Dabei können Erkrankungen festgestellt werden, von denen Du bisher nichts wusstest und wegen denen Du keine BU bekommen könntest. Verteilst Du die Rente auf mehrere Versicherer, bleibt Dir diese Extra-Untersuchung erspart. Am wichtigsten ist aber, dass Du überhaupt eine BU hast.  

Ausschlussgründe für die Nachversicherung

Neben der maximal versicherbaren Rentenhöhe gibt es weitere Gründe, wegen derer Du nicht nachversichert wirst:

  • Du hast bereits eine Berufsunfähigkeit- oder Erwerbsminderungsrente beantragt,
  • es liegt eine Schwerbehinderung vor,
  • Du zahlst Deine Beiträge nicht.  

Nachversicherung kostet Aufpreis 

Der Nachteil, wenn Du die BU-Rente aufstockst: Die zusätzliche Absicherung kostet Dich auch einen höheren Beitrag. Für den Teil der Rente, den Du aufstockst, wird wie bei einem Neuvertrag das aktuelle Lebensalter zugrunde gelegt. Da Du zum Zeitpunkt der Erhöhung wieder etwas älter bist, zahlst Du für die nachträglich erhöhte Rente mehr, als hättest Du eine gleich hohe Rente direkt bei Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung vereinbart.

Achte daher darauf, dass die Nachversicherung zumindest ohne erneute Gesundheits- und Risikoprüfung möglich ist. Dem stimmen aber die meisten Versicherer zu. Manche fragen allerdings erneut nach Deinem aktuellen Beruf oder nach gefährlichen Hobbys. Wenn Du dann in einen risikoreichen Beruf gewechselt hast, kann das die Beiträge noch teurer oder eine Nachversicherung sogar unmöglich machen. Das Gleiche gilt, wenn Du Dir neue Hobbys wie Paragliding, Tauchen oder Bungee-Jumping zulegst.   

Mehr dazu im Ratgeber Berufsunfähigkeitsversicherung

Zum Ratgeber

Was ist eine Beitragsdynamik?

Mit der Beitragsdynamik steigt die vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente jedes Jahr um einen festgelegten Prozentsatz, beispielsweise drei Prozent. Große Sprünge wie bei der Nachversicherungsgarantie sind damit nicht möglich. Die Dynamik ist aber sinnvoll, weil sie die Inflation ausgleichen kann.

Dynamik ist ein wichtiger Baustein 

Wegen der Beitragsdynamik reicht die versicherte Rente auch in 20 oder 30 Jahren noch aus. Weil der Beitrag steigt, bleibt die Kaufkraft der Rente erhalten. Bei einer Inflation von zwei Prozent wären beispielsweise von 2.500 Euro Rente nach 20 Jahren nur noch 1.716 Euro reale Kaufkraft übrig.  

Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand Juni 2025)

Grundsätzlich raten wir zu einer BU mit Beitragsdynamik. Deine versicherte Rente steigt automatisch, ohne dass dafür ein Anlass notwendig ist. Auch die Gesundheitsprüfung entfällt.  

Allerdings bedeutet eine Dynamik von drei Prozent nicht automatisch, dass auch Deine monatliche Rente um diesen Wert steigt. Denn wie bei der Nachversicherungsgarantie wird für jeden Erhöhungsschritt Dein aktuelles Lebensalter zugrunde gelegt. Dadurch verteuern sich die Beiträge umso mehr, je älter Du wirst. Du solltest daher sichergehen, dass Du Dir die steigenden Beiträge auch dauerhaft leisten kannst. Dieser Effekt verstärkt sich, je stärker die Dynamik ist.  

Weshalb die Beitragsdynamik auch zu hoch sein kann

Bei etwa fünf Prozent Beitragsdynamik steigt zwar Deine BU-Rente auch real, also nach Abzug der Inflation, an. Du musst aber auch immer höhere Beiträge zahlen. Wahrscheinlich steigen die Beiträge sogar im Verhältnis stärker als Dein Gehalt, das jährlich nicht fünf Prozent wachsen dürfte. Überlege Dir daher, welche Dynamik Sinn ergibt. Üblich sind bei vielen Versicherern drei Prozent, damit liegst du über den zwei Prozent Inflation, die die Europäische Zentralbank (EZB) für den Euroraum anstrebt. Langfristig steigt Deine BU-Rente bei drei Prozent Dynamik damit auch nach Abzug der Inflation real im Wert.  

Du darfst die Dynamik aussetzen

Die Beitragsdynamik ist aber keine Pflicht, sondern ein Recht des Kunden. Wie sie ausgestaltet ist, unterliegt der Vertragsfreiheit (Art. 2 Abs. 1 GG). Das bedeutet, Du kannst einem Erhöhungsschritt auch widersprechen. Dann bleiben Beitrag und Rente gleich.

Wie oft Du die Dynamik aussetzen kannst, steht in Deinem Vertrag. Meist ist es problemlos möglich, zwei Jahre hintereinander zu verzichten. Widersprichst Du das dritte Mal in Folge, stoppen die Versicherer die Dynamik unserer Erfahrung nach häufig komplett. Dazu kommt: Willst Du später die BU-Rente erhöhen, prüft der Versicherer erneut Deine Gesundheit. Soll der Beitrag nur moderat steigen, kannst Du also einfach jeden dritten Erhöhungsschritt mitmachen.

Solltest Du feststellen, dass Deine Beiträge BU-Rente zu teuer geworden sind, kannst Du diese jederzeit absenken und dadurch weniger zahlen. Allerdings lässt sich dann bei vielen Versicherern die Rente weder nachversichern noch per Dynamik erhöhen. Andere Versicherer verlangen hingegen eine erneute Gesundheitsprüfung, wenn Du zur alten Rentenhöhe zurück möchtest.  

Wann die Leistungsdynamik sinnvoll ist

Die Leistungsdynamik ist kein Muss. Hier geht es nicht um die Zeit, in der Du noch arbeiten kannst und die BU-Rente an die Inflation anpasst, das ist die Beitragsdynamik. Die Leistungsdynamik bezieht sich auf die Zeit, sobald Du berufsunfähig bist und die BU-Rente beziehst. Damit kannst Du Deine Rente zwar auch noch erhöhen, wenn Du berufsunfähig bist. Das lohnt sich vor allem, wenn Du in jungen Jahren berufsunfähig wirst und dann für lange Zeit mit Deiner Berufsunfähigkeitsrente auskommen musst.  

Allerdings ist ein Vertrag mit dieser Option von Anfang an teurer. Denn bei der Leistungsdynamik passt sich der Beitrag nicht jährlich um beispielsweise drei Prozent an, sondern die BU-Rente erhöht sich weiter, sobald Du berufsunfähig bist. Mit Leistungsdynamik erhöht sich Deine BU-Rente also auch noch, nachdem Du berufsunfähig geworden bist. In einer Finanztip-Stichprobe unter acht BU-Versicherern wurden bei einer jährlichen Rentenerhöhung von zwölf Prozent durchschnittlich 13 Prozent mehr Beitrag fällig.  

Als Zusatz kann die Leistungsdynamik daher sinnvoll sein. Den Aufpreis dafür solltest Du aber auf keinen Fall bei der BU-Rentenhöhe einsparen. Wähle die Leistungsdynamik daher nur, wenn Du Dir die höheren Beiträge auf Dauer leisten kannst.  

 

Autoren
Julia Rieder

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